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El3ab yala: Warum junge Araber diesen Song lieben


Meinung
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"El3ab yala"
Warum junge Araber diesen Song lieben

  • Lamya Kaddor
MeinungEine Kolumne von Lamya Kaddor

16.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Oka & Ortega sorgen in der arabischen Welt mit ihrem Song "El3ab yala" für Aufruhr.Vergrößern des Bildes
Oka & Ortega sorgen in der arabischen Welt mit ihrem Song "El3ab yala" für Aufruhr. (Quelle: Screenshot YouTube)
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Ein Song versetzt die arabische Welt in Aufruhr – oder zumindest die Jugendlichen. "El3ab yala" ist eine Art arabisches "Gangnam Style". Und seine Botschaft spricht vielen aus dem Herzen.

Die arabische Welt wird wieder in Unruhe versetzt. Ein paar Rebellen haben sich ans Werk gemacht. Sie mischen die traditionelle Popmusikszene auf. Mit unkonventionellen Texten und Sounds erzeugt gerade besonders ein Lied eine Welle, die inzwischen auch nach Europa schwappt. Meist junge Konsumenten machen sich einen Spaß daraus, drehen verrückte Musikvideos dazu und laden sie auf YouTube hoch. Es hat etwas vom Gangnam-Style-Fieber aus Südkorea.

Der Hype nennt sich Mahragan, was so viel heißt wie Festival-Musik oder auch Underground-Musik. Die Topstars sind derzeit zwei unprätentiöse junge Männer, die sich Oka & Ortega nennen. "El3ab yala" heißt ihr aktueller Song, der allen den Kopf verdreht. Allein das Original wurde in rund sechs Monaten mehr als 115 Millionen Mal auf Youtube angeklickt. Mitsingen können den Song Groß und Klein - und zunehmend auch Deutsch-Araber. Jedenfalls wird man zwischen Flensburg und Füssen dauernd darauf angesprochen.

Aufgekeimt vor ein paar Jahren in den Straßen der ärmeren Viertel Kairos, verdrängt dieser neue Musikstil zunehmend klassische Popstars wie Amr Diab, denen immer noch nachhängt, dass sie sich im Arabischen Frühling 2011 entweder offen an die Seite der herrschenden Diktatoren gestellt haben oder memmenhaft stumm und haltlungslos geblieben sind. Wo Amr Diab, von seiner Prominenz her so etwas wie der Michael Jackson der Araber, einst umgeben von hübschen, leichtbekleideten Blondinen und protzigen Autos bei strahlendem Sonnenschein an den hippsten Orten der Welt sang und tanzte, kommen die neuen Stars mit coolen Klamotten, Rasta-Locken und frechem Mundwerk daher - direkt von nebenan.

Oka & Ortega, alias Muhammad Salah und Ahmed Mustafa, kombinieren Rapper-Attitüde mit klassischem arabischen Pop und elektronischen Klängen. Die Musik macht Spaß und wird auf Hochzeiten gespielt, Festivals und Konzerten. Die Texte sind oft gespickt mit Provokationen, Sarkasmus und Humor. Bei Älteren und Konservativeren stößt das naturgemäß auf wenige Zustimmung, was der Musik eine gewisse Protestnote gibt.

Der zum Massensound avancierte Sound (auch Electro-Schaabi genannt) gibt nun den Takt vor. Schaabi entstand bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Arbeitervierteln Kairos als Musikrichtung der einfacheren Menschen. Eine Zeit lang von der Oberschicht entsprechend geringschätzig betrachtet, stehen Bands wie Oka & Ortega heute auf großen Konzertbühnen, machen Werbung für Weltkonzerne und werden in Fernsehshows eingeladen.

Das Lied "El3ab yala" erzählt vom inneren Schweinehund. Immer, wenn man sich gerade etwas vorgenommen hat, taucht irgendeiner auf und macht die guten Vorsätze zunichte: "El3ab yala" - Los, spiel. Hab Spaß! Gib Gas! Du nimmst dir gerade vor, mehr in dich zu kehren und ruhiger zu werden, rumms, flüstert dir jemand ein: "El3ab yala". Du willst die Finger von Wasserpfeife, Zigaretten oder anderen Drogen lassen, prompt ruft jemand "Eshrab yala" - "Rauch doch einfach!" Du beabsichtigst, selbst gegen deinen eigenen Willen religiöser zu werden und zu beten, da kommt der Teufel um die Ecke und ködert dich mit den Worten: "El3ab yala".

Das Ganze hat vordergründig nichts Provokatives, aber parabelhaft bringt es die Situation vieler junger Leute in der arabischen Welt auf den Punkt. Man nimmt sich Dinge vor, will Ziele erreichen, legt Ehrgeiz an den Tag, und dann kommt irgendetwas dazwischen. In einer politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich so instabilen Umgebung, wie sie sich in der arabischen Welt findet, ist das Alltag. Aber keine Sorge, die meisten betrachten das Lied nicht philosophisch, sondern gehen einfach nur darauf ab. Aber sehen Sie selbst...

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