Überraschung im Gerichtssaal Gil Ofarim gesteht Antisemitismus-Lüge
Überraschung im Ofarim-Prozess: Am sechsten Prozesstag hat der Sänger ein Geständnis abgelegt. Er hat sich den Antisemitismus-Vorwurf ausgedacht.
Der Sänger Gil Ofarim hat gestanden, sich Antisemitismus-Vorwürfe gegen einen Hotelmanager nur ausgedacht zu haben. Vor dem Landgericht Leipzig sagte Ofarim am Dienstag: "Die Vorwürfe treffen zu." Er habe sein Instagram-Video gelöscht. Ofarim bat beim als Nebenkläger ebenfalls anwesenden Hotelmanager um Entschuldigung. Dieser nahm die Entschuldigung an.
Nach Ofarims überraschendem Geständnis wurde der Prozess vorübergehend eingestellt. Der Anwalt des Nebenklägers legte einen Vergleich vor, der die Zahlung von Schmerzensgeld von Ofarim an den Hotelmanager vorsieht. Ofarim nahm diesen Vergleich an. Die Höhe des Schmerzensgeldes wurde zunächst nicht genannt.
Zudem erlegte das Gericht Ofarim die Auflage, 10.000 Euro an die Jüdische Gemeinde Leipzig und an den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zu bezahlen. Wenn er das innerhalb von sechs Monaten tut, wird das Verfahren endgültig eingestellt.
"Entschuldigung ist für die Rehabilitierung wertvoller als ein Urteil"
Am Dienstag war eigentlich geplant gewesen, dass weitere Zeugen zu dem Vorfall im Oktober 2021 befragt werden. Der Beginn des Verhandlungstages hatte sich jedoch erheblich verzögert. Ofarims Verteidiger und der Vertreter der Nebenklage berieten sich mehr als zwei Stunden lang.
Der Vorsitzende Richter Andreas Stadler begründete die Einstellung des Verfahrens damit, dass die Wahrheit jetzt ans Licht gekommen sei. Der Hotelmanager habe die Entschuldigung Ofarims angenommen. "Eine Entschuldigung ist für die Rehabilitierung wertvoller als ein Urteil", sagte der Richter. Zur Wiederherstellung des Rechtsfriedens bedürfe es deshalb nicht der Verhängung einer Kriminalstrafe.
Kurz vor dem Prozessauftakt hatte Ofarim noch ein Interview gegeben, in dem er seine Vorwürfe bekräftigt hatte, jetzt die sensationelle Wende. "Zwischen diesem Interview und dem heutigen Geständnis liegen 24 Tage, aber inhaltlich Welten", sagte Richter Stadler. Mit seiner Entschuldigung habe er den Ruf des Hotelmanagers wiederhergestellt und die Voraussetzung dafür geschaffen, auch seinen eigenen wiederherzustellen. "Die Chance auf einen befreiten Neustart ist sein Gewinn", so der Richter.
Der Anwalt des Hotelmanagers zeigte sich erleichtert über den Ausgang. Sein Mandant freue sich, dass diese "Odyssee" nun zu Ende sei und die Wahrheit ans Licht gekommen sei. Zur Höhe der Schadensersatzzahlung machte er keine Angaben.
Im Oktober 2021 hatte Ofarim in einem Instagramvideo behauptet, dass ein Hotelmanager im Leipziger Westin-Hotel ihn dazu aufgefordert hätte, seine Davidstern-Kette wegzupacken. Erst dann könne er einchecken. Dieser bestritt diese Vorwürfe stets. In der Auseinandersetzung mit Ofarim sei es darum gegangen, dass dieser sich wegen der Wartezeit beim Check-in benachteiligt gefühlt hätte und deshalb mit einer schlechten Bewertung für das Hotel gedroht habe.
- Reporter vor Ort