Stichwahl nötig AfD-Kandidat scheitert knapp bei Landratswahl in Sonneberg
Spannung in Südthüringen: Bei der Landratswahl in Sonneberg hat kein Kandidat die absolute Mehrheit erhalten. Nun geht es in die Stichwahl.
Nach der Landratswahl im südthüringischen Kreis Sonneberg gehen die Kandidaten von CDU und AfD in eine Stichwahl. Der AfD-Politiker Robert Sesselmann erhielt nach Auszählung aller Stimmbezirke am Sonntag 46,7 Prozent der Stimmen und lag damit vor dem CDU-Kandidaten Jürgen Köpper, wie aus Daten des Landeswahlleiters hervorging. Köpper erreichte nach vorläufigem Ergebnis 35,7 Prozent. Die Stichwahl ist in zwei Wochen für den 25. Juni geplant.
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Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 49,1 Prozent. Darüber zeigte sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) enttäuscht. "Es ist ein ernstes Problem, dass die Polarisierung in der Gesellschaft dazu führt, dass ein Teil der Wählerinnen und Wähler denkt, es ist nicht mehr für sie relevant", sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur nach Bekanntgabe des vorläufigen Ergebnisses.
Die Landratswahl im Kreis Sonneberg wurde außerplanmäßig nötig, weil der 2018 gewählte Landrat Hans-Peter Schmitz (parteilos) aufgrund einer langwierigen Erkrankung in den Ruhestand versetzt wurde.
Mit Blick auf die Stichwahl sagte Ramelow, er fände es gut, wenn sich nun Demokraten versammelten und sich auch lokale, exportorientierte Firmen zu Wort meldeten. Sesselmann habe im Wahlkampf Themen bedient, die gar nicht auf Landkreisebene entschieden würden. Die Region im Landkreis Sonneberg gehöre zu den wirtschaftlich starken in Thüringen, erläuterte Ramelow. Es sei ein Problem, wenn nun von dieser Region das Signal ausgehen würde, dass internationale Fachkräfte nicht mehr willkommen seien.
CDU: "Alles geben"
Für die Stichwahl will die zweitplatzierte CDU nun noch einmal intensiv um Wählerstimmen werben. "Wir werden in den nächsten zwei Wochen alles geben, damit Sonneberg stabil bleibt", sagte Thüringens CDU-Chef Mario Voigt am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Die Wähler, die mit ihrer Stimmen für die AfD Protest hätten ausdrücken wollen, hätten das nun getan. "Aber jetzt geht es um die Frage Sacharbeit, Vernunft und Fortschritt mit Jürgen Köpper oder inhaltsleere Parolen, die den Landkreis Sonneberg gegen die Wand fahren." CDU-Politiker Köpper ist seit März Interimslandrat, führt die Geschäfte im Landkreis aber schon länger.
Nachdem die beiden übrigen Kandidatinnen, die von Linken und Grünen unterstützte Nancy Schwalbach (Grüne) und Anja Schönheit (SPD), es nicht in die Stichwahl schafften, warb Thüringens SPD-Chef Georg Maier für eine Wahl des CDU-Kandidaten. Schönheit habe "grandios gekämpft", schrieb Maier bei Twitter. "Für die Stichwahl empfehle ich Jürgen Köpper @cdu_thueringen." Schönheit kam auf 13,3 Prozent, Schwalbach auf 4,4 Prozent.
Auch Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich sprach sich für Köpper aus. "Das Ergebnis der Landratswahl ist nicht gut für den Landkreis Sonneberg", erklärte Kemmerich. "Die Chance im zweiten Wahlgang sollte sein, die über 50 Prozent Nichtwähler zu mobilisieren, um das Ergebnis zugunsten des Kandidaten der CDU, Jürgen Köpper, positiv für den Landkreis zu gestalten."
Zweiter Anlauf für Sesselmann
Robert Sesselmann ist AfD-Abgeordneter im Thüringer Landtag. Es ist bereits sein zweiter Anlauf auf den Chefposten im Sonneberger Landratsamt. Im Jahr 2018 landete er auf dem dritten Platz – und schaffte es damals knapp nicht in die Stichwahl. Die Thüringer AfD mit ihrem Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft und beobachtet.
Höcke jubelte am Sonntagabend bei Twitter: "Mit knapp 47 Prozent hat mein Fraktionskollege Robert Sesselmann das beste AfD-Ergebnis in der ersten Runde einer Landratswahl erreichen können", schrieb der 51-Jährige bei Twitter. Nur etwa drei Prozentpunkte hätten gefehlt, um der erste AfD-Landrat zu werden. "Das wollen und werden wir für #Thüringen schaffen!", schrieb Höcke.
- Nachrichtenagentur dpa