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"Markus Lanz": Grüne Ricarda Lang trifft bei Ex-AfD-Chef Meuthen wunden Punkt


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Polit-Talk bei "Lanz"
Ricarda Lang trifft bei Ex-AfD-Chef den wunden Punkt

Von Christian Bartels

Aktualisiert am 10.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Ricarda Lang bei einem Interview (Archivbild): Die künftige Grünen-Co-Vorsitzende konterte souverän Fragen des Moderators.Vergrößern des Bildes
Ricarda Lang bei einem Interview (Archivbild): Die künftige Grünen-Co-Vorsitzende konterte die Fragen des Moderators souverän. (Quelle: Janine Schmitz/imago-images-bilder)
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Markus Lanz versuchte die künftige Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang und Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen zu "grillen" – mit äußerst unterschiedlichen Resultaten.

Zwei politische Gäste aus sehr unterschiedlichen Richtungen trafen am Mittwochabend im ZDF bei Markus Lanz aufeinander: Ricarda Lang ist frisch designierte Co-Vorsitzende der Grünen und gilt als Vertreterin des linken Parteiflügels. Jörg Meuthen trat vor Kurzem überraschend als Vorsitzender der AfD nicht nur zurück, sondern komplett aus, weil seine Partei sogar ihm inzwischen zu weit nach rechts gedriftet ist. Nur ein einziges Mal gerieten Lang und Meuthen miteinander ins Gespräch – und das war aufschlussreich.

Die Gäste

  • Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen
  • Jörg Meuthen, Ex-Vorsitzender der AfD
  • Nadine Lindner, Journalistin (Deutschlandradio)
  • Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts

In der zweiten Hälfte der Show versuchte Jörg Meuthen wortreich zu erklären, warum er noch so lange als Führungsfigur der AfD fungierte, obwohl in ihm, seinen Worten zufolge, längst schon die Erkenntnis reifte, dass sein "bürgerlich-konservativer" Flügel immer mehr an Einfluss verlor. "Herr Meuthen arbeitet sehr hart an seinem Reputationsmanagement", versuchte Deutschlandfunk-Journalistin Nadine Lindner zu erklären (ohne Meuthen, der neben ihr saß, direkt anzusprechen).

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Lang schaltete sich in diesen Diskussionsstrang nur einmal ein. Es habe daran gelegen, "dass Sie keine Machtperspektive mehr hatten in dieser Partei", deutete sie Meuthens Schritt. Was dieser brüsk zurückwies – nur um wenige Sätze später von sich selbst als "Feldherr ohne Truppen" zu sprechen, also zu bestätigen, dass er keine Machtperspektive mehr besessen hatte. Da hatte Lang schnörkellos das Wesentliche getroffen.

Nord Stream 2 ein "fossiler Spaltpilz in Europa"

Bereits zuvor hatte sie Lanz' Versuche, sie nach seiner bewährten Methode zu "grillen", recht souverän überstanden. Der Moderator knüpfte zunächst bei Ricarda Lang da an, wo er am Vorabend mit SPD-Chef Klingbeil aufgehört hatte: mit Fragen nach Nord Stream 2. Lang nannte die deutsch-russische Ostsee-Pipeline zwar einen "fossilen Spaltpilz in Europa", blieb aber bei der Strategie von Bundeskanzler Scholz, sich auf konkrete Konsequenzen im Fall eines russischen Angriffs nicht festzulegen. Sie reden ja "fast wortgleich" wie Klingbeil, wunderte sich Lanz. Das sei doch gut, "wir brauchen Geschlossenheit in der Regierung", konterte Lang.

Eine ganze Liste mit Kritikpunkten an den Grünen arbeitete Lanz dann ab. Lang reagierte wieder souverän – auch weil sie im Studio eine Koalition auf ihrer Seite hatte. Natürlich nicht in Gestalt Meuthens, aber der beiden übrigen Gäste. Als es um die Berufung der Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan ins Außenministerium ging, zu der Lanz den "Lobbyismus"-Vorwurf des CSU-Politikers Dobrindt zitierte, sagte Ifo-Institut-Präsident Clemens Fuest: "Klimapolitik ist in erster Linie Außenpolitik", allein national ließe sich nichts bewegen.

Verständnis für junge Autobahnblockierer

Den viel kritisierten Stoff des KfW-Förderprogramms für energiesparendes Bauen durch den grünen Wirtschaftsminister nannte Fuest zwar "ein unglückliches Signal", doch habe Habeck in der Sache recht gehabt. Der Fördertopf habe auf zu "laschen Standards" basiert, die noch von der vorigen Bundesregierung gesetzt worden waren, ergänzte Lindner.

Beim Thema der Autobahnblockaden durch Klima-Aktivisten ließ Lang auch nichts anbrennen, indem sie sowohl Verständnis für junge Menschen mit "massiver Sorge vor der Zukunft" als auch scharfe Kritik an den Aktionen äußerte: Es sei "komplett daneben, wenn Menschen gefährdet werden", etwa indem Krankenwagen gestoppt werden. Und es sei nicht sinnvoll, durch Blockaden viel Ärger zu erregen, da "unsere Aufgabe" darin besteht, "Mehrheiten für Klimaschutz zu schaffen".

Selbst das Thema der Energiepreise, die "steigen und steigen und steigen" (Lanz), erzeugte im Studio kaum Kontroverse. Lang verblüffte mit der These, dass wir aktuell eine "fossile Inflation" erleben, da vor allem die Preise von importiertem Gas und Benzin steigen. Und langfristig würden erneuerbare Energie zu stabilen Preisen führen, referierte sie das grüne Ideal.

Hier hatte Lanz offenbar scharfe Gegenrede des Wirtschaftswissenschaftlers Fuest eingeplant, die aber zu halbherzig oder differenziert für Streit ausfiel. Deutschland schalte um auf eine "völlig neue Energieversorgung, komplett unerprobt, während der Strompreis explodiert" und weitere Atomkraftwerke abgeschaltet werden, kritisierte Fuest zwar. Doch skizzierte er sogleich zwei mögliche Szenarien: "Entweder es funktioniert, oder es wird einfach zu teuer".

Damit es funktioniert, dürften Staatseinnahmen aus verteuerten Strom- und Sprit-Preisen nicht in den Haushalt fließen, sondern müssten an die Bürger zurückfließen, forderte er. So sei es ja laut Koalitionsvertrag geplant, etwa bei der Abschaffung der EEG-Umlage, antwortete Lang. Kurzum: Die Grünen-Vorsitzende und der Ifo-Präsident wollten gar nicht streiten.

Meuten: "Hätte Rede besser nicht gehalten"

Besser auseinandernehmen als Lang ließ sich, nicht überraschend, der unerwartet zurückgetretene Ex-AfD-Chef. Jörg Meuthen, der in der ersten Hälfte der Show einmal Außenministerin Baerbock kritisierte ("von überdimensioniertem Sendungsbewusstsein getrieben") und sonst schwieg, hatte in der zweiten Hälfte die Hauptrolle. Lanz spielte diverse Ausschnitte aus einer seiner Sendungen ein, in der Meuthen noch im März 2021 (17.3.) die AfD als "bürgerlich-konservativ-freiheitliche Partei" bezeichnet hatte, und von einstigen Kyffhäusertreffen.

Meuthen beteuerte, danach auf der Heimfahrt im Auto auch gedacht zu haben, dass er diese Rede besser nicht hätte halten sollen. Spätestens als er zu erklären versuchte, warum er als Parteivorsitzender in Landtagswahlkämpfen öffentlich noch sagte, was er privat angeblich bereits nicht mehr dachte, wurde die geringe Überzeugungskraft seiner derzeitigen Positionen sehr deutlich. Genau solche Momente machen Polit-Talks selbst tief in der Nacht noch spannend.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 9. Februar 2022
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