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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Exklusive Umfrage So deutlich hat sich die Corona-Stimmung geändert
In der Corona-Krise gab es zuletzt viele hoffnungsvolle Zeichen: Die Fallzahlen sinken, das Impfen kommt schneller voran. Wie wirkt sich das auf die Stimmung im Land aus? Eine Umfrage für t-online zeigt es.
Es erweckt den Eindruck, dass das Leben in Deutschland dieser Tage wieder richtig aufblüht. Nicht nur ist endlich im ganzen Land der Frühling da. Auch die Coronalage entspannt sich spürbar, die Infektionszahlen fallen, die Impfkampagne rollt. Die Depression der langen Lockdown-Wochen weicht allmählich neuer Euphorie.
Das lässt sich auch statistisch belegen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online zufolge war die Stimmung seit vier Monaten nicht mehr so gut wie jetzt. Auf die Frage, ob Deutschland gut durch die Corona-Pandemie kommen werde, gaben 56 Prozent eine optimistische Einschätzung, knapp 29 Prozent eine pessimistische. Etwa 15 Prozent sind unentschieden.
Die Stimmungslage in Deutschland hat in den vergangenen 14 Monaten – seit Beginn der Corona-Pandemie – teils deutliche Schwankungen erlebt. Erkennbar ist, dass das Barometer dabei vor allem dem Infektionsgeschehen folgte. Berge und Täler der Stimmungskurve verliefen im Rhythmus fast genau mit dem Steigen und Fallen der Coronazahlen.
Bis in den Herbst 2020 überwog bei einer großen Mehrheit der Bundesbürger die Erwartung, dass Deutschland diese Krise gut meistern wird. Anfang Oktober jedoch, mit dem Ausbruch der zweiten Welle, setzte ein Abwärtstrend ein, der mehrere Monate anhalten sollte. Nur kurzzeitig wurde er unterbrochen, als sich im November die Virusausbreitung verlangsamte. Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz dann wieder anstieg und kurz vor Weihnachten den bisherigen Höchststand in Deutschland erreichte, ging auch die Stimmung nochmals herunter.
Sie sank sogar noch weiter, als sich die Infektionslage im Januar und Februar über Wochen deutlich verbesserte. Ein Grund war vermutlich, dass zur gleichen Zeit die erhoffte schnelle Entspannung durch die Impfkampagne ausblieb. Ursächlicher für die miese Stimmung dürfte aber der lähmende Dauerlockdown in Deutschland gewesen sein, dazu der politische Streit über die Corona-Maßnahmen.
Um den 1. April herum erreichte das Corona-Stimmungsbarometer seinen bisherigen Tiefpunkt. Nie während der ganzen Pandemie blickten die Deutschen pessimistischer in die nahe Zukunft. Die Hoffnungen des Frühling und Sommers 2020 waren verflogen, erstmals überwog in der Bevölkerung mit 46 zu 38 Prozent die Befürchtung, Deutschland könnte die Krise nicht gut überstehen.
Doch Ende April drehte sich das Bild erneut und zum vorerst letzten Mal. Und wie: Seit dem Höhepunkt der dritten Welle um den 22. April, seit die Fallzahlen deutlich und kontinuierlich fallen, seit auch die Impfkampagne mit Volldampf läuft, hat sich auch die Stimmung rasant verbessert. Der Optimismus des vergangenen Jahres ist bei der breiten Bevölkerung zurückgekehrt.
Gleichwohl zeigen sich große Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungs- und Wählergruppen. Bundesbürger über 65 Jahre etwa blicken weitaus optimistischer in die Nach-Corona-Zeit als die 18- bis 29-Jährigen. Anhänger der AfD sind weit weniger hoffnungsvoll als etwa Anhänger der Union.
In die Umfrage flossen die Antworten von 10.062 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Personen ein, die vom 19. März 2020 bis 10. Mai 2021 nach ihrer Einschätzung gefragt wurden, ob Deutschland gut durch die Corona-Pandemie kommen werde. Das Ergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren, der statistische Fehler der Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte; für Teilgruppen kann er davon abweichen.
- Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online