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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Exklusive Umfrage Die Unzufriedenheit in der Pandemie wächst rasant
Beim Impfen hakts, bei Schnelltests herrscht Unklarheit, und nun steigen auch die Infektionszahlen wieder: In Deutschland wächst bei vielen die Frustration, wie eine exklusive Umfrage für t-online zeigt.
Man spürt es in der Familie und im Bekanntenkreis, sieht es in den Gesichtern auf der Straße: Nach über zwei Monaten im strengen Lockdown sind bei vielen die Batterien leer. Die Politik trägt ihr Übriges dazu bei: Die Impfkampagne lahmt weiter, nun das Hin und Her bei den Schnelltests, während sich bereits der Beginn einer dritten Infektionswelle anzudeuten droht. Folge: Die Frustration im Land wächst – und zwar rasant.
Im Deutschland-Puls, den das Meinungsforschungsinstitut Civey für t-online erhebt, ist dieser Trend deutlich ablesbar. Allein innerhalb eines Monats ist das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Entscheidungsträger um rund 7 Prozentpunkte zurückgegangen. Derzeit geben noch knapp 31 Prozent der Befragten der Politik ein gutes Zeugnis, rund 53 Prozent hingegen ein schlechtes. 15 Prozent sind unentschieden. Ende Januar kamen noch annähernd 38 Prozent zu einem positiven Urteil und etwa 45 Prozent zu einem negativen.
Allmählich scheint der Vertrauensbonus aufgebraucht, den die Politik seit Ausbruch der Pandemie genießt. Die Zufriedenheit mit dem politischen Personal war im Frühjahr 2020 zunächst drastisch gestiegen und erreichte im vergangenen Sommer den bislang höchsten Wert. Doch der Trend hat sich gedreht. Zuletzt gaben fast 75 Prozent mehr Befragte eine negative Beurteilung ab als eine positive. Gleichwohl sind die Werte noch weit von denen der Vor-Pandemie-Zeit entfernt, als das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Politik stets zwischen schwachen 10 und 15 Prozent pendelte.
Bemerkenswert ist auch, wie die Befragten ihre Lebenssituation im Allgemeinen sehen. Aktuell bewegt sich ihre Zufriedenheit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Noch etwa 63 Prozent geben an, mit ihrem Leben derzeit zufrieden zu sein – so wenige wie noch nie seit Beginn der Umfrage im Januar 2019. Zum Vergleich: Vor der Pandemie lag dieser Wert stets um die 75 Prozent. Dem stehen aktuell fast 24 Prozent Unzufriedene gegenüber.
Das wichtigste Politikfeld aus Sicht der Befragten bleibt "Gesundheit und Soziales". Annähernd 33 Prozent sehen hier den größten Handlungsbedarf. Die Debatte um die Impfkampagne dürfte dazu beigetragen haben, dass das Thema seit Herbst vergangenen Jahres noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Mit großem Abstand folgt der Bereich "Wirtschaft und Arbeitsplätze" mit knapp 23 Prozent. Jedoch nahm das Interesse angesichts der Pandemiefolgen hier zuletzt stark zu.
Auf seit Monaten gleichem Niveau (etwa 18 Prozent) bewegt sich das Thema "Umwelt- und Klimaschutz". Stark an Bedeutung verloren hat hingegen der Bereich "Migration und Integration". Aktuell sehen noch zehn Prozent der Befragten hier den größten Handlungsbedarf. Im Januar 2019, zu Beginn dieser Erhebung, waren es noch über 30 Prozent.
Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Alle Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Wenn Sie gern am Deutschland-Puls teilnehmen wollen, kommen Sie hier, hier und hier zu den drei genannten Fragstellungen.