Anzahl fast verdoppelt Immer mehr Deutsche haben keine Krankenversicherung
Starker Anstieg bei den Betroffenen: In Deutschland gibt es immer mehr Menschen ohne Krankenversicherung. Die Linke fordert nun von der Bundesregierung, sich "dringend" darum zu sorgen.
Die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherungsschutz in Deutschland ist laut einem Zeitungsbericht in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen. Im vergangenen Jahr hatten 143.000 Menschen keine Krankenversicherung, 2015 waren es noch rund 80.000, wie die "Saarbrücker Zeitung" in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts berichtet. Das entspricht einem Anstieg um fast 80 Prozent.
Die Linken-Sozialpolitikerin Sabine Zimmermann, welche die Daten abgefragt hatte, appellierte an die Bundesregierung, "dringend" dafür zu sorgen, "dass für jeden Menschen das Recht auf medizinische Versorgung gewährleistet wird". Wie wichtig ein intaktes Gesundheitssystem sei, zeige sich gerade in der Corona-Pandemie.
Konkret schlug Zimmermann die sofortige Einrichtung eines Fonds vor, um die Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung zu finanzieren. Außerdem müssten freiwillig Versicherte wie etwa Selbstständige mit geringen Einkünften bei den Beitragszahlungen noch deutlich stärker entlastet werden.
Generell gilt: Jede Person mit ständigem Wohnsitz in Deutschland muss krankenversichert sein. Angestellte haben damit in der Regel keine Probleme, weil sie direkt über den Arbeitgeber versichert sind. Dennoch gibt es Menschen, die ohne Versicherungsschutz leben – zum Beispiel Selbstständige mit geringen Einkünften, die auf eine Krankenversicherung verzichten, um die relativ hohen Beiträge zu sparen.
Wer sich nicht gesetzlich oder privat krankenversichert, begeht zwar keine Straftat, aber er muss mit hohen Beitragsnachzahlungen rechnen, sobald er wieder in eine Krankenversicherung eintritt.
Belastung von Kassen durch Corona-Pandemie
Durch die Corona-Krise sind die Kassen mit Mindereinnahmen durch sinkende Beitragseinnahmen wegen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit konfrontiert. Auf der anderen Seite entstehen Zusatzausgaben etwa durch die Aufstockung von Intensivbetten oder durch die Übernahme der Kosten auch für symptomunabhängige Corona-Tests.
Allerdings sind vorübergehend auch Ausgaben gesunken, weil Operationen und Behandlungen aufgeschoben wurden. Daher ist die genaue Größenordnung der Finanzlücke nach Kassenangaben noch nicht abzuschätzen.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa