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Deutschland: Umfrage – Rückt der Klimawandel schon wieder aus dem Blick?


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Exklusive Umfrage
Welches Thema den Deutschen plötzlich weniger wichtig ist


Aktualisiert am 06.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Was Deutschland bewegt: t-online.de fängt im Deutschland-Puls die Stimmung im Land ein und dokumentiert Trends.Vergrößern des Bildes
Was Deutschland bewegt: t-online.de fängt im Deutschland-Puls die Stimmung im Land ein und dokumentiert Trends. (Quelle: imago-images-bilder)
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Die große Koalition ist zur Halbzeit mit ihrer Arbeit zufrieden. Doch wie denken die Bürger über die Lage im Land? Wo zeichnen sich Trends ab? Im Deutschland-Puls fängt t-online.de die Stimmung ein.

Die große Koalition hat sich zur Halbzeit der Legislaturperiode ein überwiegend positives Zeugnis ausgestellt. Zwei Drittel der selbstgesteckten Ziele seien vollendet oder auf den Weg gebracht, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch in Berlin. "Das zeigt, dass wir arbeitsfähig und arbeitswillig sind."

Dabei war die Groko vor allem für ihr Klimapaket arg gescholten worden. Die Rekordhitze im Sommer und beunruhigende Prognosen der Wissenschaft hatten das Bewusstsein für die Folgen der Klimakrise in der Bevölkerung geschärft. Im Deutschland-Puls von t-online.de verdoppelte sich seit Jahresbeginn der Anteil derer, die den Umwelt- und Klimaschutz für das aktuell drängendste Problem hielten. Nur noch übertroffen vom Komplex Gesundheit und Soziales, rangierte es im Juni an Position zwei.

Inzwischen ist das Interesse für den Klimaschutz wieder abgeflaut. Andere Themen rücken im Deutschland-Puls, den t-online.de gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey regelmäßig erhebt, erneut stärker in den Fokus. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass den Bundesbürgern derzeit vor allem Fragen zu "Gesundheit, Rente, Sozialsysteme" (gut 26 Prozent) sowie zu "Migration, Integration" (knapp 25 Prozent) am wichtigsten sind.

Der Umweltschutz hat in diesem Ranking seinen zweiten Platz vom Juni eingebüßt. Derzeit halten etwa 16 Prozent das Thema für das drängendste. Im Juni waren es zeitweise über 24 Prozent. Vor allem nach der Verabschiedung des umstrittenen Klimapakets der Bundesregierung ging das Interesse doch deutlich zurück. Die Grünen bekamen das kürzlich bei der Landtagswahl in Thüringen zu spüren, wo sie mit 5,2 Prozent nur knapp den Sprung in den Landtag schafften und hinter den Erwartungen zurückblieben.

Anschlag von Halle bewegt die Deutschen

An Wertschätzung gewonnen hat seit dem Sommer das Thema "Wirtschaft und Arbeitsplätze", das im Juni noch rund 8 Prozent der Befragten besonders umtrieb und nun mehr als 10 Prozent. Nach dem rechtsextremistischen Anschlag von Halle mit zwei Toten ist für viele auch die Innere Sicherheit wichtiger geworden. Der Wert kletterte von gut 9 Prozent Anfang Oktober auf nun gut 12 Prozent. Das Thema "Außenpolitik und Europa" gewann vor dem Hintergrund der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien nur unwesentlich an Bedeutung.

Weiterhin zeigen sich große Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während das Interesse für den Klimaschutz mit zunehmendem Alter abnimmt, wächst das Interesse für Fragen der Inneren Sicherheit oder der Migration und Integration. Aber auch hier zeigen sich Bewegungen.

In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen haben soziale Themen seit dem Sommer an Bedeutung gewonnen. Vor allem Gesundheit und Rente (rund 24 Prozent) haben aufgeholt, aber auch Wirtschaft und Arbeitsplätze (etwa 11 Prozent). Der Klimaschutz bleibt Topthema (knapp 28 Prozent), erreicht aber nicht mehr die Werte des Juni und Juli (über 35 Prozent).

Schlechtes Zeugnis für Politiker

Weiterhin klar negativ fällt das Urteil der Befragten über die Arbeit ihrer politischen Vertreter aus. Über 77 Prozent sind der Meinung, die deutsche Politik sei aktuell eher schlecht beziehungsweise sehr schlecht in der Lage, die wichtigsten Probleme im Land zu lösen. Nur rund 11 Prozent denken, die Politik in Deutschland handle eher gut bis sehr gut. Ebenfalls etwa 11 Prozent sind in der Frage unentschieden. Seit Jahresbeginn haben sich die Werte kaum verändert.

Blickt man auf die Anhänger der im Bundestag vertretenen Parteien, so zeigten sich besonders bei der Union in dieser Frage zuletzt Verschiebungen. Offenbar unter dem Eindruck des schwachen Abschneidens bei der Thüringen-Wahl und dem danach eskalierten Führungsstreit in der CDU nahm das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz doch erheblich ab. Binnen Zweiwochenfrist sackte es um fünf Prozentpunkte auf etwa 26 Prozent und damit einen Jahrestiefpunkt ab. Die Unzufriedenheit kletterte von rund 50 Prozent auf nun knapp 56 Prozent.

Bei den anderen Parteien bewegen sich die aktuellen Werte etwa im Jahresmittel. Bei den SPD-Sympathisanten erhält die deutsche Politik von knapp 23 Prozent eine eher gute bis sehr gute Bewertung, von gut 57 Prozent eine eher schlechte bis sehr schlechte. Die Werte der übrigen Parteien: Grüne – gut 13 Prozent beziehungsweise etwa 75 Prozent; FDP – knapp 9 Prozent beziehungsweise etwa 83 Prozent; Linke – rund 4 Prozent beziehungsweise gut 88 Prozent. Bei der AfD sind gar 98 Prozent mit den Volksvertretern unzufrieden, 84 Prozent sogar sehr.

Gleichzeitig bleibt die Zahl derer, die mit ihrem Leben im Allgemeinen zufrieden sind, weiterhin sehr hoch. Gut 75 Prozent der Befragten schätzen ihre persönliche Situation als gut bis sehr gut ein. Etwa 13 Prozent gaben hingegen an, sie seien eher unzufrieden bis sehr unzufrieden. Rund 11 Prozent waren in dieser Frage unentschieden.

Informationen zur Methodik

Die erste Fragestellung der Umfrage lautete konkret: "Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrem Leben aktuell?", mit den Antwortmöglichkeiten "Sehr zufrieden", "Eher zufrieden", "Unentschieden", "Eher unzufrieden" und "Sehr unzufrieden". Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das Gesamtergebnis die Antworten von 10.045 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Befragten vom 1. Januar bis 4. November 2019.

Die zweite Fragestellung der Umfrage lautete konkret: "Wie gut ist die deutsche Politik aktuell in der Lage, die wichtigsten Probleme im Land zu lösen?", mit den Antwortmöglichkeiten "Sehr gut", "Eher gut“, "Unentschieden", "Eher schlecht" und "Sehr schlecht". Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das Gesamtergebnis die Antworten von 10.057 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Befragten vom 1. Januar bis 4. November 2019.

Die dritte Fragestellung der Umfrage lautete konkret: "In welchem Politikbereich sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf?" mit den Antwortmöglichkeiten "Wirtschaft/Arbeitsplätze", "Innere Sicherheit", "Migration/Integration", "Umwelt-/Klimaschutz", "Gesundheit/Rente/Sozialsysteme", "Außenpolitik/Europa", "In einem anderen" und "Weiß nicht". Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das Gesamtergebnis die Antworten von 10.087 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Befragten vom 1. Januar bis 4. November 2019.

Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Alle Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.

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