Tausende Gegendemonstranten Aufmarsch im Regierungsviertel: Berlin rüstet sich für die AfD
Am Sonntag wollen Tausende AfD-Anhänger durchs Berliner Regierungsviertel ziehen, doch die Gegendemonstranten dürften in der Überzahl sein. Und sie haben Einhörner auf ihrer Seite.
Tausende Menschen wollen am Sonntag in Berlin gegen eine große Demonstration der AfD protestieren. Angekündigt sind Aktionen, die vom friedlichen Demonstrieren mit Kundgebungen über Musik und Tanzen bis hin zu Blockaden reichen. Wie viele Menschen sich am Anti-AfD-Protest beteiligen werden, ist völlig unklar, es könnten mehr als 10.000 werden. Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz mit mehr als 2000 Polizisten aus insgesamt zehn Bundesländern und von der Bundespolizei vor.
Die AfD rechnet mit einigen tausend Teilnehmern an ihrer Demonstration "Zukunft für Deutschland", die am Mittag (12 Uhr) vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor ziehen will. Als Redner sind die Parteivorsitzenden Jörg Meuthen und Alexander Gauland vorgesehen.
Gegendomenstranten wollen AfD stören
Das Anti-AfD-Bündnis "Stoppt den Hass" hat angekündigt, die Strecke der Rechtspopulisten blockieren zu wollen. Erste derartige Aktionen könnten schon am Hauptbahnhof beginnen. Schon bei früheren Demonstrationen der AfD hatten immer wieder Gegendemonstranten versucht, Absperrungen der Polizei zu überwinden, um auf der Straße Sitzblockaden aufzubauen. Auch diesmal kündigten Aktivisten auf einer Internetseite an: "Wir rufen dazu auf, den AfD-Aufmarsch mit allen notwendigen Mitteln zu sabotieren."
AfD-Vize Georg Pazderski hatte zuletzt mit Blick auf mögliche Zusammenstöße mit Gegendemonstranten gesagt, er habe volles Vertrauen in die Berliner Polizei. Diese sei "demonstrationserprobt". Die Polizei sieht sich ihrem Auftrag verpflichtet, das Demonstrationsrecht durchzusetzen. "Die Versammlungsfreiheit gilt für alle", sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. "Jeder darf demonstrieren, wenn er sich an die Gesetze hält. Aber das muss jede Gruppe auch der anderen zugestehen."
AfD-Anhänger kündigen Gewalt an
Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei sind keineswegs ausgeschlossen. Ein Teil der linken Szene hält Angriffe und Übergriffe bei der Auseinandersetzung mit der AfD für legitim. Auf einer einschlägigen Internetseite brüsteten sich in den vergangenen Tagen Schreiber mit Sachbeschädigungen und Schmierereien an Büros oder Wohnhäusern von einzelnen AfD-Politikern. Im Gegenzug kursieren Gewaltankündigungen und -aufrufe von AfD-Anhängern gegen linke Gegendemonstranten im Internet.
Um die Strecke der AfD frei zu halten, baut die Polizei voraussichtlich schon in der Nacht zu Sonntag umfangreiche Absperrungen im Regierungsviertel auf. Vom Vormittag an werden an den Querstraßen und Kreuzungen zahlreiche Polizisten stehen.
"Hauptsache es knallt. AfD wegbassen"
Die zentrale Kundgebung der AfD-Gegner findet von 11 Uhr an auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude statt. Die Organisatoren erwarten dort Bundestagsabgeordnete von SPD, Linken und Grünen und Vertreter von Initiativen, Gruppen und Gewerkschaften.
Parallel wollen Demonstranten mit Booten und Flößen auf der Spree ins Regierungsviertel fahren. Berliner Clubs ziehen mit Musikwagen und dem Motto "Hauptsache es knallt. AfD wegbassen" durch die Innenstadt. 14 Wagen mit DJs sollen dabei sein, um die Demonstranten zum Tanzen zu bringen.
Die Clubbetreiber haben angekündigt, am Morgen die dann noch feiernden Menschen aus der Nacht zum Demonstrieren aufzufordern. Bei Facebook kündigten knapp 8000 Unterstützer ihre Teilnahme an. Die genaue Route der Anti-AfD-Raver stand noch nicht fest.
Clubkultur als Gegenmodell
"Berlins Clubkultur ist alles, was die Nazis nicht sind, und was sie hassen: Wir sind progressiv, queer, feministisch, antirassistisch, inklusiv, bunt und haben Einhörner", heißt es in dem Aufruf zur Aktion "AfD wegbassen". Deshalb werde "unsere Party ihren Aufmarsch crashen".
Auf der Liste stehen beispielsweise der Tresor, das Gretchen, die Ipse, das Schwuz und das Ritter Butzke. Lutz Leichsenring vom Dachverband der Clubs, der Clubcommission, rechnet mit etwa 10.000 Teilnehmern. "Ich finde es gut, dass die Clubs mehr sind als Entertainment-Buden, sondern eine Haltung haben, die sie nach außen tragen", sagt er.
Es ist nicht die erste politische Aktion aus dem Nachtleben: Zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2016 gab es Plakate mit Slogans wie "Sorry, AfD steht nicht auf der Liste" oder "Tanz dich frei von deinen Vorurteilen".
- dpa