Nach Antisemitismus-Vorwürfen "Süddeutsche Zeitung" trennt sich von Zeichner
Wegen einer Karikatur wurde der "Süddeutschen Zeitung" vorgeworfen, antisemitische Vorurteile zu verbreiten. Nicht zum ersten Mal. Jetzt trennt sich die Zeitung vom Zeichner. Der kündigt ein Interview an.
Die "Süddeutsche Zeitung" trennt sich nach Kritik an einer Karikatur als antisemitisch vom Zeichner Dieter Hanitzsch. "Grund hierfür sind unüberbrückbare Differenzen zwischen Herrn Hanitzsch und der Chefredaktion darüber, was antisemitische Klischees in einer Karikatur sind", teilte die "SZ"-Chefredaktion am Donnerstag mit.
"Dies hat sich nicht nur in der veröffentlichten Karikatur selbst, sondern auch in Gesprächen mit Herrn Hanitzsch gezeigt."
Die Karikatur zeigte Israels Premierminister Benjamin Netanyahu mit großer Nase und großen Ohren, was an alte antisemitische Stereotype erinnert. Er hält eine Rakete, auf der ein Davidsstern abgebildet ist, was das Klischee wiederholt, hinter Kriegen stünden jüdische Interessen.
Zeichner kündigt Interview an
Die "Süddeutschen Zeitung" sah sich in den vergangenen Jahren immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt: Etwa, als sie eine Karikatur veröffentlichte, die den Facebookchef Mark Zuckerberg als Krake zeigt – auch das ist ein altes antisemitisches Bild.
Hanitzsch selbst äußerte sich auf seiner Facebook-Seite. "Die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen der "Süddeutschen Zeitung" und mir wurde gestern gelöst", schrieb er.
Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte der 85-Jährige: "Ich bereue die Karikatur nicht." Es tue ihm aber leid, wenn sich jemand verletzt fühle. Er werde versuchen, die Karikatur zu erklären und seinen Standpunkt darzustellen. "Ich fühle mich aber nicht schuldig."
- Facebook-Post von Hanitzsch
- dpa