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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kreuz-Debatte sei irritierend Gesundheitsminister Spahn legt sich mit der Kirche an
Jens Spahn bläst zur Generalkritik: Der CDU-Politiker prangert die Haltung der Kirche in der Kreuz-Debatte an. Auch die Einstellung gegenüber Flüchtlingen und Homosexuellen sei falsch.
Die Haltung der Kirchenvertreter in der Kreuz-Debatte stößt bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Kritik. Er finde es irritierend, dass die Kirche plötzlich gegen das Aufhängen von Kruzifixen sei, sagte er im Gespräch mit der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hatte verordnet, in allen Behörden Kreuze aufzuhängen – die katholische Kirche kritisierte das als falsche Symbolpolitik. Für Spahn unverständlich: "Schließlich ist die Botschaft, für die das Kreuz steht, eine Einladung an den Menschen."
Selbst wenn er Atheist wäre oder andersgläubig, fände er es "beruhigend, in einer Amtsstube auf ein Selbstverständnis zu treffen, das allen Menschen die gleiche Würde zuspricht", sagte er zu der Debatte. Und weiter: "Ich finde es gut, wenn zur Abwechslung mal Kreuze auf- statt abgehängt werden."
Spahn: Es schmerzt, wie wir manche Debatten führen
Den Vorwurf der Kirche, die Politik instrumentalisiere das christliche Symbol für ihre Zwecke, kann Spahn verkraften. Was er nicht aushalten will, seien andere Probleme: "Mich schmerzt es, wenn Juden und Schwule in Deutschland auf offener Straße verprügelt werden, wenn Judenhasser Musikpreise bekommen, wenn junge Mädchen angeblich der Religion wegen zum Kopftuch gezwungen werden oder Frauen gegen ihren Willen verheiratet. Und die Prioritäten, mit denen wir manche Debatte führen, die schmerzen auch", sagte er der "Zeit".
Zeitgleich kritisierte Spahn die katholische Kirche in ihrer Einstellung gegenüber Flüchtlingen und beim Thema Homosexualität. An Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gerichtet sagte er: "So manche Aussage, die in der Flüchtlingspolitik zu hören war, wäre glaubwürdiger gewesen, wenn sie gedeckt wäre durch eigenes Tun. Im erzbischöflichen Palais in München beispielsweise könnten durchaus noch ein paar Menschen Obdach finden. Platz ist da genug."
Auch beim Umgang mit Homosexuellen habe die Kirche viele Chancen vertan, so Spahn. Als Beispiel nennt er die Nichtsegnung homosexueller Paare. "Meinem Mann wäre eine solche Segnung wichtig gewesen." Statt diese Menschen mit offenen Armen zu empfangen, verstoße die Kirche sie. "Damit macht man so viel kaputt."
- Vorabmeldung der "Zeit"