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Meinungsfreiheit eingeschränkt? "Traue nicht mal mehr Freunden"


Darf man nichts mehr sagen?
"Ich traue nicht mal mehr meinen Freunden"

MeinungVon t-online, Mth

05.12.2023Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau mit zugeklebtem Mund (Symbolbild): Viele Menschen finden, man kann seine Meinung nicht frei äußern.Vergrößern des Bildes
Eine Frau mit zugeklebtem Mund (Symbolbild): Viele Menschen finden, man könne seine Meinung nicht frei äußern. (Quelle: Pond5 Images/imago-images-bilder)

Regiert hierzulande die Sprachpolizei oder kann jeder seine Meinung frei äußern? Rechtlich ist das klar zu beantworten, doch gesellschaftlich umstritten. t-online-Leser diskutieren.

In Deutschland könne man nicht mehr offen sagen, was man denke, behaupten viele. Das drückt sich auch in konkreten Zahlen aus: Einer Studie zufolge findet weniger als die Hälfte der Bevölkerung, dass sie ihre politische Meinung frei äußern kann. Anfang der Neunzigerjahre waren es noch mehr als drei Viertel.

Angeregt durch Thomas Gottschalks Aussage in seiner letzten "Wetten, dass..?"-Folge, er höre unter anderem auf, weil er im Fernsehen nicht mehr sagen könne, was er zu Hause äußere, diskutierten t-online-Chefredakteur Florian Harms, Journalist Daniel Bax und Moderatorin Lisa Fritsch die Frage "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, oder?". Hören Sie hier die aktuelle "Diskussionsstoff"-Folge:

Ein Blick in die Zuschriften an t-online verrät: Auch unsere Nutzerschaft bewegt das Thema. Eine Auswahl:

"Wir sollten uns abgewöhnen, die Klappe zu halten"

Jürgen Klinghardt schreibt: "Der Auftritt von Thomas Gottschalk war großartig, mutig, richtig und erhielt dafür den verdient überwältigenden Applaus vom Publikum. Wir sollten uns endlich abgewöhnen, die Klappe zu halten, aus Angst, dass sich irgendwo irgendjemand beleidigt fühlt und das vielleicht einen Shitstorm im Netz ausgelöst. Dieser kommt doch ohnehin nur von einer nicht repräsentativen, lautstarken Minderheit."

Der t-online-Leser plädiert dringend dafür, die subjektive Ebene des Diskurses zu verlassen – "es sei denn, wir wollen uns zu einer völlig unempathischen und jeglichem Humor entsagenden Gesellschaft entwickeln."

"Irgendwann geht Minderheiten die Geduld aus"

Eine allgemein unterstellte Hypersensibilität lässt Sascha Dörr nicht gelten. "Die Menschen sind nicht empfindlicher geworden. Minderheiten lassen sich bloß nicht mehr alles gefallen", sagt er. Ihm unsympathische Menschen wie Thomas Gottschalk, Dieter Nuhr, AfDler und große Teile der CDU/CSU würden nur immer dreister.

"Sie ernten heute einfach die Antworten, die sie schon vor 40 Jahren verdient hätten. Oft können sie froh sein, wenn sie nur verbale Antworten kriegen. Irgendwann geht uns Minderheiten nämlich die Geduld mit solchen Menschen aus. Den Anstand haben in der Regel die verlernt, die meinen: 'Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.' Die wissen nämlich meistens, dass sie sich wie die Axt im Walde verhalten und denken nur, das sei ihr Geburtsrecht."

"Ich traue nicht mal mehr meinen Freunden"

"Ich bin kein Fan Thomas Gottschalks", leitet Rosemarie Neumann ihren Meinungsbeitrag ein. "Aber in diesem Punkt gebe ich ihm recht. Ich traue nicht mal mehr meinen Freunden, sondern spreche nur noch in der Familie über Politik und andere Probleme. Ich wuchs im Osten auf und gehöre zu den Kindern, die eine Flucht mitmachen mussten. Heute habe ich Angst vor allem. Demokratie habe ich mir anders vorgestellt."

"Weltverbesserer spalten unsere Gesellschaft"

Peter Kolar glaubt, dass ebendiese "schnodderige Art" Gottschalk beliebt machte. "Er schnatterte, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, hatte keine Ehrfurcht vor großen Namen und überzog schamlos. Natürlich gab er auch manchmal nicht so tolle Statements ab, aber auch diese verzieh man ihm gern. Es wurde damals noch nicht alles auf die Goldwaage gelegt. Das hat sich aber im Laufe der Jahre völlig verändert."

Eine übertriebene politische Korrektheit ärgere den Schaumkuss-Liebhaber, der es sich nicht nehmen lasse, die Köstlichkeit weiterhin Mohrenkopf zu nennen. "Dieses Gehabe einer Gruppe von selbsternannten Weltverbesserern trägt dazu bei, dass unsere Gesellschaft sich noch mehr spaltet." Deshalb ziehe sich der t-online-Leser vornehm zurück wie Gottschalk, werde aber weiter denken, reden und schreiben, wie er es für richtig halte.

"Ich fühle mich in eine Ecke gedrängt"

Angelika Koppmann beklagt: "So allmählich fühle ich mich in eine Ecke gedrängt – und zwar von jenen Menschen hier in Deutschland, die ständig propagieren, man dürfe seine Meinung nicht frei äußern, weil es dem sogenannten Mainstream nicht passe."

Sie findet, dass jeder zu jedem Thema seine Meinung lautstark äußern könne. Die "Mainstream-Hasser" hätten das zu Corona-Zeiten tagtäglich bewiesen. "Jeder, der behauptet, er dürfe hier nicht seine Meinung äußern, benutzt den Begriff Mainstream mit Vorliebe. Was bedeutet er eigentlich? Man sollte ihn doch mal etwas genauer unter die Lupe nehmen, hat er sich doch ganz allmählich in den deutschen Sprachgebrauch eingeschlichen."

"Es gehört Mut zur Meinungsfreiheit"

Horst Seeger mailt: "Die Meinungsfreiheit gilt, aber sie hat – wie jede Freiheit – ihre Grenzen an der Freiheit anderer. Ich muss einen Weg finden, zu reden, ohne andere zu verletzen. Andererseits gehört auch Mut zur Meinungsfreiheit. Nur weil ich Widerspruch zu meiner Meinung erfahre, ist sie noch nicht eingeschränkt. Da sehe ich zurzeit eine Überempfindlichkeit." Verletzen dürfe man andere nicht, sollte aber ein "Meinungsprofil" haben, findet der t-online-Leser.

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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