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Markus Lanz: Klimaaktivist der "Letzten Generation" gerät ins Kreuzfeuer der Kritik


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Frust bei Lanz wegen Klebeaktionen
Klimaaktivist wehrt sich gegen Kritik: "Mache das nicht gerne"


21.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Klimagruppe Letzte Generation blockiert Stuttgarter StraßenVergrößern des Bildes
Aktivistinnen und Aktivisten der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben sich auf der Straße festgeklebt oder festbetoniert (Archivbild): Bei Lanz wurde über die Protestmethoden der "Letzen Generation" diskutiert. (Quelle: Andreas Rosar/dpa/dpa)

Bei "Markus Lanz" stand Klimaaktivist Theodor Schnarr unter Kritik von den anderen Gästen. Der wiederum forderte einen Klima-Bürgerrat.

Nutzt die "Letzte Generation" legitime Mittel für ihren Protest — oder schadet sie der Klimabewegung eher? Das war nur eine der Fragen des Abends, über die sich die Gesprächsrunde nicht wirklich einig wurde.

Die Gäste

Alena Buyx, Ethikratsvorsitzende

Theodor Schnarr, Klimaaktivist

Michel Friedman, Publizist

Manfred Lütz, Psychiater

Klimaaktivist Theodor Schnarr, darüber lässt er keinen Zweifel, nimmt den Namen "Letzte Generation" wörtlich. Man sei eben die letzte Generation, die die Klimaerwärmung noch begrenzen und so eine gesellschaftliche Katastrophe verhindern könne, erklärt er. Allerdings bietet nicht nur die Art des Protests, sondern auch der vermeintliche Problemabsolutismus jede Menge Zündstoff im Gespräch. Sätze wie "Wir sprechen über Wahrheiten, über grundlegendes Wissen" gefallen besonders Michel Friedman nämlich so gar nicht.

Michel Friedman: "Große Bauchschmerzen"

"Ich habe ganz große Bauchschmerzen, wenn Menschen das absolute Wissen für sich deklarieren. Sie postulieren eine absolute Wahrheit", so Friedman. Später in der Sendung spricht er von einer "Selbstüberschätzung", von einem "absolutieren der eigenen Meinung". "Es ist immer ein Wir-gegen-die-Anderen" — und genau das polarisiere die Gesellschaft. Friedmans Einwände gehen aber weiter: In Anbetracht des bedrohlichen Szenarios seien die Forderungen der letzten Generation (Tempo 100 auf Autobahnen, 9-Euro-Ticket und ein Ethikrat) wenig angemessen.

Schnarr geht an diesem Abend, da sind sich die Gesprächsteilnehmer offensichtlich einig, auf die Kritik nicht wirklich ein – sondern übt seinerseits Kritik an der Bundesregierung. "Ich glaube, dass die Bundesregierung orientierungslos ist und keinen Plan hat", sagt er etwa. Den eigenen Protest hält er für legitim und effektiv. Seine Gesprächspartner sehen das anders. Friedman spricht gar von Freiheitsberaubung und Nötigung, spricht von erfüllten Strafbeständen: "Wenn Sie behaupten, dass Sie gewaltfrei sind, leben sie in einer anderen Welt".

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Psychiater Lütz: "Sie bedienen den eigenen Stammtisch"

Geht es nach dem Psychiater Manfred Lütz, leistet die "Letzte Generation" dem Kampf gegen den Klimawandel eher einen Bärendienst. "Glauben Sie, dass sie mit ihren Sitzblockaden Menschen überzeugen, die bisher nicht überzeugt sind?", fragt er den Klimaaktivisten — und legt nach: "Mein Eindruck ist: Sie bedienen den eigenen Stammtisch, Leute, die das genauso sehen wie Sie". Die Masse aber, die im Stau stehe, könne ein solcher Protest nicht überzeugen.

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Buyx: Protestform nicht neu

Etwas distanzierter sieht indes Alena Buyx den Sachverhalt. Ein Protest, wie ihn die "Letzte Generation" betreibe, sei weder neu noch besonders radikal. Vielmehr stehe er "in einer langen Tradition", attestiert sie — und fügt an: "Was neu ist, ist die komplexe Gemengelage von riesigen globalen Problemen, die in das Alltagsleben der Menschen eindringen".

Die "Fridays For Future"-Bewegung profitiere sogar von der "Letzten Generation", meint Buyx. Sie werde stärker als Mainstream und wirke dadurch als eine maßvollere Form des Protests. Buyx spricht von einer Diskursverschiebung und attestiert: "Es hat dem Thema, was den Umgang mit der Klimakrise angeht, sicherlich gut getan". Eine durchaus unorthodoxe Meinung, die Lanz launig kommentiert: "Das ist eine steile These". Es gebe zwar laut Studien den Effekt, dass die (zumindest kurzfristige) Unterstützung für die Klimabewegung durch die "Letzte Generation" abnimmt, langfristig sei dies aber unwahrscheinlich.

"Ein richtiger Schaden, den Sie da anrichten"

Eines der wichtigen Themen an diesem Abend ist der von der "Letzten Generation" geforderte Klimarat. Der soll aus etwa 160 Bürgern und Bürgerinnen bestehen, die per Los ausgewählt werden. In diesem sollen durchaus auch Kritiker der Bewegung Platz finden, etwa Anhänger der AfD. Der Rat soll die Gesellschaft schließlich möglichst genau abbilden — dass dies bei 160 Personen repräsentativ bedingt akkurat ist, möchte Schnarr nicht gelten lassen. Genaue Definitionen gibt er an diesem Abend nicht wirklich, beharrt aber auf diesem Konzept als eine der Kernforderungen. Man müsse der Bundesregierung unter die Arme greifen, diese sei schließlich "orientierungslos".

Dass viele frustriert mit den Aktionen der Klimaaktivisten sind, verstehe er prinzipiell, sagt sogar: "Ich mache das nicht gerne". "Natürlich macht mir das Angst, in solche Proteste zu gehen. Aber ich bin überzeugt, dass das der effektivste Weg ist", gesteht er.

Lütz ist nicht überzeugt. "Ich finde, dass Sie überhaupt nicht darauf reagieren, was hier in der Diskussion gesagt wird", so der Psychiater. Er kritisiert auch die absolutistische Art des Diskurs seitens der Klimaaktivisten: "So eine Form der Kommunikation führt dazu, dass sich andere Leute sich abgewertet, als dumm und böse fühlen. Ich glaube, dass Sie so nicht weiterkommen und dass Sie so der Klimadiskussion schaden. Ich glaube, dass es ein richtiger Schaden ist, den Sie da anrichten."

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 20. Juli 2023
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