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De Maizière kritisiert bei "Markus Lanz" Arbeitseinstellung vieler Menschen


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Debatte bei "Lanz"
De Maizière: "Merkel hat bei so was immer gesagt ..."


Aktualisiert am 20.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Thomas De Maizière vor Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik in Berlin am 17. April 2023.Vergrößern des Bildes
Thomas De Maizière vor Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik in Berlin am 17. April 2023. (Quelle: IMAGO/Emmanuele Contini)
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Ex-Bundesminister Thomas de Maizière kritisierte bei "Markus Lanz" die Arbeitseinstellung vieler Menschen in Deutschland. Auch die Ampel wurde nicht geschont.

Gut einen Monat ist es her, dass Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maizière in einem Interview über die anspruchsvolle Generation Z geschimpft und öffentlichen Gegenwind geerntet hat. Bei "Markus Lanz" schlug er am Mittwoch versöhnlichere Töne an und nutzte die Gelegenheit, um einzulenken.

Die Gäste

  • Thomas de Maizière, Ex-Bundesinnen- und Verteidigungsminister (CDU)
  • Juli Zeh, Schriftstellerin und Juristin

Zur Erinnerung: Noch Anfang Juni hatte de Maizière gegenüber der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt, die 20- bis 30-Jährigen dächten zu viel an sich. Außerdem hatte der Christdemokrat damals gewettert, es entstehe keine soziale Gesellschaft, wenn Leute im Alter von Mitte 20 drei, vier Tage pro Woche arbeiteten, um dann gegen zehn Uhr abends einen Champagner zu bestellen.

Dieses Bild sei "polemisch und übertrieben" von ihm gewesen, sagte de Maizière am Mittwoch bei Lanz. Mit seinen Worten habe er "ganz viele gekränkt, die gar nicht gemeint waren", räumte er ein. Beispielsweise die freiwilligen Mitarbeitenden des Evangelischen Kirchentags.

De Maizière erneuert Adressaten seiner Kritik

Ganz neue Töne schlug de Maizière aber nicht an. Das Problem, das er in den Fokus der Debatte habe rücken wollen, bestehe nach wie vor, stellte der CDU-Mann klar. Allerdings gehe es dabei möglicherweise nicht um Generationen, sondern um Milieus.

Zu häufig herrsche die Einstellung: "Ich kümmere mich um mich und erwarte, dass andere für das Zusammenleben der Gesellschaft sorgen", so de Maizière. Wenn auch mit Blick auf das Arbeitsleben jeder nur an seine individuelle Bedürfnisbefriedigung denke, werde Deutschland sein Niveau aber nicht halten können und abfallen.

"Ich glaube, wir müssen alle mehr arbeiten", wenn wir unsere Anspruchshaltung aufrechterhalten wollen, erklärte der CDU-Mann.

Juli Zeh spricht Klartext

Ein Problem in der Grundeinstellung vieler Menschen in Deutschland – unabhängig von der Generation – erkannte auch Schriftstellerin Juli Zeh. Aus ihrer Sicht herrsche "eine extrem hohe Erwartungshaltung an das Leben generell."

Man könne jedoch nicht auf der einen Seite zu Hause sitzen und "wie ein infantiles Kleinkind" auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse warten und auf der anderen Seite verlangen, als mündiger Bürger behandelt zu werden, so die Bestsellerautorin.

Um das Thema Mündigkeit ging es am Mittwoch auch im Zusammenhang mit dem umstrittenen Heizungsgesetz. Dessen Verabschiedung hatte das Bundesverfassungsgericht in der ersten Juliwoche in einem Eilverfahren gestoppt.

"Angela Merkel hat immer gesagt …"

Obwohl der Gesetzesentwurf das nicht vorsah, waren viele Bürger im Zuge der Debatte davon ausgegangen, dass alle bestehenden Heizungen herausgerissen und ersetzt werden müssen. "Der Eindruck ist wichtiger als die Sache in der Politik", erklärte de Maizière vor diesem Hintergrund.

Bei dem Gesetz seien der Ampel viele technische Fehler unterlaufen, führte der CDU-Politiker aus. So hätten beispielsweise Journalisten zu früh einen unreifen Entwurf bekommen und veröffentlicht. Auch hätten interne Verhandlungen zu lange gedauert, erklärte de Maizière.

"Meine ehemalige Chefin Angela Merkel hat bei so was immer gesagt – wenn das irgendwie schief eingetütet war: Da ruht kein Segen drauf!", erinnerte sich der Ex-Innenminister. In solchen Fällen helfe aus seiner Sicht nur: "umkehren" und "neu machen".

Zeh fordert Fehlerkultur

Zeh verwies mit Blick auf das Heizungsgesetz darauf, dass es aus ihrer Sicht zur Politikverdrossenheit und dem Zuwachs rechtspopulistischer Parteien beitrage, dass Politiker Fehler nicht öffentlich eingestehen.

Generell werde häufig der Fehler gemacht, politische Entscheidungen zu "verkaufen" und dabei als "unantastbar" darzustellen, anstatt Abwägungsprozesse nachvollziehbar zu machen, so die Autorin.

Hinzu komme, dass Menschen, die Bedenken äußerten, zu schnell als unwillig abgestempelt würden. Das sei beispielsweise 2015 während der Flüchtlingskrise passiert und drohe sich im Zusammenhang mit der Klimakrise zu wiederholen, so Zeh.

Für das Einfordern von Entschuldigungen durch Politiker sei sie aber nicht. Viel eher solle eine Fehlerkultur etabliert werden.

"Trotzhaltung" gegen die "Besserwisserei"

Warum Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel sich nie für Deutschlands Gasabhängigkeit von Russland entschuldigt habe, wollte Lanz von de Maizière wissen. "Die Protestmärsche gegen Abhängigkeit von russischem Gas sind mir entgangen", antwortete der Ex-Bundesminister ironisch. "Wo waren die denn alle?", fügte er hinzu.

Gabriels Nicht-Entschuldigung interpretiere er als "Trotzhaltung" gegen die "Besserwisserei im Nachhinein".

Wenig schmeichelhafte Worte hatte Ex-Kanzleramtsminister de Maizière für Bundeskanzler Olaf Scholz. Mit Blick auf den amtierenden Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt erklärte de Maizière, Schmidt habe "alle anderen Eigenschaften als Olaf Scholz". Er gehe auf Menschen zu, sei witzig, charmant und ein Menschenfischer.

Lanz brachte diese Auflistung zum Lachen. "Olaf Scholz ist das alles nicht, wollten sie sagen?", hakte er nach. "Das haben Sie gesagt!", so de Maizière.

Verwendete Quellen
  • ZDF: Sendung "Lanz" vom 19.07.2023
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