Leben auf dem Land "Da fährt fast nichts"
Den ländlichen Regionen wird zu wenig Beachtung geschenkt, meinen viele. Besonders der ÖPNV lasse zu wünschen übrig, sagen t-online-Leser.
Zwar tagt die Bundesregierung derzeit in Meseberg, das mit nur rund 150 Einwohnern eindeutig als dörflich bezeichnet werden kann. Doch die politprominenten Akteure bewegen sich sonst vorwiegend in großstädtischen Gefilden. Oftmals betreffen die Themen, die sie diskutieren, ebenfalls in Großstädten lebende Menschen.
"Warum spielen die Probleme der Leute auf dem Land in den täglichen Debatten allenfalls eine Nebenrolle?", fragt t-online-Chefredakteur Florian Harms in seinem "Tagesanbruch". Sein Appell lautet: Vergesst nicht die Hälfte der Bevölkerung, die nicht in Berlin, Köln, München, Hamburg oder Leipzig lebt. Die ganze Podcast-Folge hören Sie hier:
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Auch viele t-online-Leser bewohnen ländliche oder kleinstädtische Regionen. Einigen fällt auch auf, dass ihre Herausforderungen politisch und medial zu kurz kommen.
"Scheinbar nicht wichtig"
Jörg Berwe, Kommunalpolitiker in seiner nordrhein-westfälischen Heimatstadt Burscheid, beobachtet: "Egal ob Verkehr, Stadtentwicklung, digitale Infrastruktur, Kultur, Energie, Schule und Soziales: Was Kommunalpolitik täglich leistet, geht im großen Brimborium der Medienlandschaft und ihrem Fokus auf die Bundespolitik vollständig unter. Es ist scheinbar nicht wichtig."
Weil kleine Regionalmedien ihre Inhalte hinter Bezahlschranken verbergen, werde Kommunalpolitik nur minimal und wahrscheinlich von immer denselben Personen wahrgenommen. Folglich sprächen die meisten Bürger nicht darüber. "Entsprechend ändern sich auch die Zusammensetzungen der politischen Landschaften eher selten, was sehr kontraproduktiv ist und einen spürbaren Fortschritt verhindert und am Ende zu Verdruss führt – sowohl bei der Kommunalpolitik und in der Verwaltung als auch beim Bürger."
"Da fährt fast nichts"
Eines der größten Probleme der Landbevölkerung ist die schlechte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.
So berichtet Hans-Jürgen Meyer: "Wir liegen im Hamburger Verkehrsverbund, weit auf dem Lande im Nirgendwo." Konkret handelt es sich um Wiecheln, das 20 Kilometer östlich von Lüneburg liegt. "Es gibt bei uns nur eine Busverbindung, die insbesondere für den Schulverkehr ausgerichtet ist. Ansonsten fährt da fast nichts, besonders in den Schulferien und am Wochenende."
Die vorhandene Buslinie grase im Zickzack alle möglichen Orte ab, um schließlich im Zentrum Lüneburgs zu enden. "Das dauert", beklagt der t-online-Leser.
"Der reinste Hohn!"
"In unserem Dorf hält morgens um 6.45 Uhr und um 7.45 Uhr jeweils ein Schulbus, wovon einer bis in die Kreisstadt fährt. Am Nachmittag kommen drei Busse, der letzte kurz nach 16 Uhr. Samstags und sonntags gibt es keine Busverbindungen", informiert uns Heidemarie Wendland. "Eine super Anbindung", spottet sie.
"Die nächste Einkaufsmöglichkeit liegt in zehn Kilometern Entfernung. Soll ich mit meinen 81 Jahren zehn Kilometer laufen oder mit dem Rad fahren?", fragt die t-online-Leserin rhetorisch. "Es ist der reinste Hohn!"
"Sehr große Gruppe der Bevölkerung, die sich veralbert fühlt"
"Wir wohnen auf dem Land und sind auf das Auto angewiesen, welches bald durch den Elektrowahn nicht mehr bezahlbar sein wird", beklagt Uwe Zöllner. "Wir können nur hoffen, dass wir es uns noch lange leisten können und uns auf dem Weg zur Arbeit kein Klimaterrorist den Weg versperrt."
Vieles werde von den Verantwortlichen in ihrer Berliner Blase ignoriert und übersehen. "Aber es geht hier um eine sehr große Gruppe der Bevölkerung, die sich zunehmend veralbert fühlt." Die Hauptstadtpolitiker sollten sich dem t-online-Leser zufolge nicht wundern, wenn bei kommenden Wahlen rechts gewählt werde.
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