Post-Mitarbeiter "Es ist einfach nur noch traurig"
Die Postangestellten streiken, weil ihr Arbeitgeber die Löhne nicht erhöht. So schildern die Betroffenen t-online ihr Leid.
Nachdem schon Ende Januar Zehntausende Postmitarbeiter ihre Arbeit niedergelegt hatten, kommt es auch Anfang dieser Woche zu Streiks und Demonstrationen zahlreicher Beschäftigter. Ihr Arbeitgeber lenkte bisher nicht ein, wollte jedoch zeitnah ein Angebot vorlegen.
In der t-online-Leserschaft lösen die Lohnforderungen der Angestellten teils Verständnis, teils aber auch Unmut aus. "Meiner Meinung nach haben die eine Erhöhung nicht verdient", schreibt etwa die t-online-Leserin Manuela Zapf. "Seit Beginn der Corona-Pandemie wird alles nur noch irgendwo hingeworfen, nach dem Motto: Hauptsache, ich bin es los." Erst kürzlich beobachtete sie, wie ein Postbote zwar bei einem Mietshaus klingelte, aber das Paket einfach bei Regen vor das Haus warf, weil der Adressat nicht öffnete. Jetzt kommen einige Postangestellte zu Wort.
"Wir arbeiten für zwei"
Eine t-online-Leserin, die seit zehn Jahren bei der Post arbeitet, hat eine Erklärung für die Unzufriedenheit vieler Kunden. "Wir arbeiten für zwei", schreibt sie über die starke Arbeitsbelastung. Außerdem seien über Jahre hinweg Verträge nicht entfristet worden, weshalb gute Kollegen gehen mussten.
"Unsere Führungsetage hat Wertschätzung nicht begriffen"
Eine andere Postangestellte, die seit über 30 Jahren bei dem Unternehmen arbeitet, bestätigt das gestiegene Arbeitspensum: "Eigentlich habe ich den Job immer sehr gerne gemacht. Doch in den letzten Jahren ist die Arbeitsbelastung enorm gestiegen. Unter anderem liegt es daran, dass die Post die Arbeitszeiten an den Tagen Dienstag bis Freitag erhöht hat. Neuneinhalb Stunden lang bei Wind und Wetter, Schnee, Glatteis oder 38 Grad zu arbeiten, ist definitiv zu lang."
Ihre neuen Kollegen würden nur kurz und schlecht eingearbeitet und suchten schnell das Weite, berichtet die t-online-Leserin. "Da hilft es auch nicht, dass die Gewerkschaft 15 Prozent mehr Lohn fordert. Ganz klar ist eine Arbeitsentlastung notwendig. Achtstundentage sind absolut ausreichend", meint sie. Außerdem wären in ihren Augen kleinere Zustellbezirke wichtig. Corona sei nicht der Grund für den hohen Krankenstand der Belegschaft, sondern die völlige Überlastung.
"Was unsere Führungsetage noch nicht begriffen hat, ist Wertschätzung. Wenn ein Mitarbeiter, der über 20 Jahre gute Arbeit geleistet hat, aufgrund gestiegener physischer und psychischer Belastungen kündigt und sich einen anderen Job sucht, wird die Kündigung nicht einmal hinterfragt." Dabei sei es doch genau dann einmal an der Zeit, sich über die Kündigungsgründe zu erkundigen und zu erfahren, was verbessert werden könne, findet unsere Informantin.
"Am falschen Ende gespart"
"Ich bin mittlerweile seit über 27 Jahren bei der Post", berichtet ein weiterer Mitarbeiter. "Das größte Problem des Unternehmens ist, dass es bis heute nicht verstanden hat, wer die ganzen Werte dort geschaffen hat. Die letzten zehn Jahre hat die Unternehmensleitung am falschen Ende gespart – und zwar immer auf Kosten der Zusteller." Das habe bei der Ausbildung von Quereinsteigern angefangen, sich bis zur Einsparung von Arbeitsmitteln erstreckt und sei immer zulasten der Zustellqualität gegangen – "nur, um ihre Gewinnziele zu erhöhen".
"Die 15-Prozent-Forderung ist mehr als berechtigt. Davon sollte man nicht abweichen, deckt sie doch gerade einmal die Inflation von 2022 und gegebenenfalls 2023. Darüber hinaus sollte das Unternehmen eine Abkehr von ihrer Strategie vollziehen und genug Nachwuchs einstellen, damit es wieder heißen kann: Ich bin stolz ein Postler zu sein."
"Die Postfiliale schließen möchten wir nicht"
"Es ist kein Wunder, dass durch die strengen Auflagen der Bundesnetzagentur keiner mehr eine Postfiliale führen kann/mag", heißt es in einer anderen Mail, die t-online zukam. "Wir sind auf dem Land, betreiben dort unseren familiengeführten Handwerksbetrieb und haben seit Jahren eine Postfiliale dabei", erzählt eine Leserin.
Sie bezeichnet es als großes Problem, dass die Bundesnetzagentur untersagt, dass Betriebsurlaub gemacht werden darf. Wer eine Partnerfiliale der Deutschen Post betreibe, müsse von Montag bis Samstag mindestens eine Stunde am Tag den Postbetrieb aufrechterhalten. Auf der anderen Seite habe aber jeder Arbeitnehmer den gesetzlichen Anspruch auf mindestens 24 Tage Urlaub. Das sei betrieblich schwer organisierbar. Wolle sie zum Beispiel zwei Mal je eine Woche lang schließen, könnte die Bundesnetzagentur eine Vertragsstrafe auferlegen.
"Die Postfiliale einfach schließen möchten wir nicht, denn dann steht unser Ort ohne Postdienstleistung da. Die nächste Postfiliale ist acht Kilometer entfernt, das möchten wir unserer Dorfgemeinschaft nicht antun. Wir finden es wichtig, dass gerade in der heutigen Zeit, in der der Versand und Erhalt von Paketen zum Alltag dazugehört, dieser auch für jeden möglich ist." Die t-online-Informantin wünscht sich eine Lockerung der Auflagen, "damit eine Postfiliale auf dem Land zu betreiben attraktiver wird".
Hintergrund zum Beitrag
Um die Anonymität der t-online-Leser, die bei der Deutschen Post arbeiten, zu gewährleisten, werden ihre Namen nicht genannt.
- Zuschriften von t-online-Lesern