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Böhmermann-Satire bei "ZDF Magazin Royale": "Die neue RAF ist die FDP"


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Satiriker Böhmermann provoziert
Nur eine Luftnummer? Das steckt hinter dem RAF-Plakat

Von Markus Brandstetter

Aktualisiert am 26.11.2022Lesedauer: 3 Min.
ZDF-Moderator Jan Böhmermann (Archiv): Er "fahndete" per Plakat im RAF-Stil.Vergrößern des Bildes
ZDF-Moderator Jan Böhmermann (Archiv): Er "fahndete" per Plakat im RAF-Stil. (Quelle: IMAGO/Sven Simon)
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Mit einem Fahndungsplakat, das an RAF-Zeiten erinnern sollte, sorgte Jan Böhmermann schon vor seiner Sendung für Gesprächsstoff. "ZDF Magazin Royale" enthüllte die Botschaft dahinter.

Mit einem Fahndungsfoto im RAF-Stil, auf dem FDP-Politiker und Journalisten satirisch als vermeintliche Terroristen dargestellt werden, sorgte Jan Böhmermann am Freitag in den sozialen Medien einmal mehr für Aufregung. Hatte der Moderator etwa wieder eine brisante Enthüllung oder eine spektakuläre Aktion geplant? Die Antwort gab es einige Stunden später in seinem "ZDF Magazin Royale" — und die lautete: mitnichten.

Die PR-Kampagne war komplett: das virale Aufregerposting, der griffige Hashtag (#RAFDP) — und der teils hitzige Diskurs, ob das jetzt nicht doch ein wenig zu weit ginge. "Linksradikale Gewalttäter" stand in roten Buchstaben auf dem von Böhmermann verbreiteten Fahndungssujet. Es zeigte mehrere Personen aus Politik und Medien, darunter die FDP-Politiker Christian Lindner, Alexander Graf Lambsdorff und Wolfgang Kubicki, die Journalisten Ulf Poschardt und Stefan Aust sowie Springer-Vorstand Mathias Döpfner.

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Man suche diese Personen wegen "Beteiligung an staatsfeindlichem Aktivismus, Bildung einer kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher Vorbereitung schwerer staats- und menschheitsgefährdender Straftaten und anderen Straftaten", war darauf zu lesen. Dies sorgte für Spekulationen, was Böhmermann in seiner Sendung genau vorhaben könnte. Dass der RAF-Bezug ein Verweis auf die Vorwürfe gegen Klimaaktivisten der "Letzten Generation" sein würde, denen von Kritikern eine Radikalisierung im Stil der Rote Armee Fraktion attestiert wird, war anzunehmen — genau so war es dann auch. Ein großer Knall blieb jedoch gänzlich aus, wenn man von der Aufregung im Vorfeld absieht.

Der "Lindner-Lehfeldt-Komplex"

"Der Lindner-Lehfeldt-Komplex" hieß die Ausgabe der Sendung — selbstverständlich eine Anspielung auf den Baader-Meinhof-Komplex. "Die größte Bedrohung für Deutschland ist natürlich der Linksextremismus und dessen durchtriebendster Verfechter: die FDP", war in der Beschreibung der Sendung zu lesen— und die nächsten 30 Minuten schlugen genau in diese satirische Kerbe. "Wir leben in extremen, radikalen Zeiten. Junge Menschen werfen Tomatensuppen auf Van Goghs, nur weil sie keine Lust haben, auf einem brennenden Planeten zu leben", erklärte der Moderator — und zeigte Ausschnitte von Politikern und Journalisten, die die "Letzte Generation" mit der RAF in Verbindung brachten. AFD-Politikerin Beatrix von Storch etwa, die von einer "grünen Klima-RAF" sprach — oder den bereits genannten Journalisten Stefan Aust, der ebenfalls Parallelen zur linken Bewegung erkennen möchte.

Staatsfeinde hinter bürgerlicher Fassade

"Wir haben herausgefunden: Die wahren Staatsfeinde haben sich jahrelange hinter einer bürgerlichen Fassade versteckt und besetzen inzwischen höchste Regierungsämter", tönte Böhmermann — und brachte den griffen Slogan "Die FDP ist die neue RAF".

Was folgte, war ein launiger Exkurs, der satirisch übertrieben vermeintliche Merkmale terroristischer Organisationen mit denen der FDP gleichsetzte. Etwa die Meldung, dass Linksextremisten ihre Botschaften gerne über soziale Medien wie Facebook und YouTube teilen würden — genau wie die FDP (Einblendung: Christian Lindners YouTube-Kanal). Viel tiefgründiger als die Gegenüberstellung von Lindner-Zitaten mit Marx und Engels oder ein optischer Vergleich zwischen dem FDP-Chef und dem 1977 verstorbenen RAF-Terroristen Andreas Baader wurde Böhmermanns Satire in den verbleibenden Minuten allerdings nicht mehr. "Auch programmatisch sind FDP und RAF nicht mehr zu unterscheiden", meinte er etwa — und attestierte dem Lindner-Slogan "Steuerüberschüsse gehören den Bürgern, nicht dem Staat" linksradikales Potenzial, wenn man "Staat" mit "Schweinesystem" ersetzt.

"Christian Wolfgang Lindner, ideologischer Kopf der neuen RAF, leitet seine radikale Gruppe wie ein Terror-Start-up", so der Moderator, der auch immer wieder Ausschnitte aus dem 2008 erschienenen Spielfilm "Der Baader Meinhof Komplex" zeigte. "Die neue RAF ist die FDP", summierte er — und präzisierte: "Die FDP ist nicht nur die neue RAF. Ihr linksextremer Vorsitzender will die komplette Ordnung der Bundesrepublik Deutschland zerstören — und seine willfährigen Jünger von den JuLIs und all die anderen, die ihm hinterherlaufen, sind jederzeit bereit, Hunde zu schlachten und Bengalos zu werfen".

"Macht kaputt, was euch kaputt macht"

Nicht nur die FDP, auch die "Welt"-Gruppe musste daran glauben. "Die erklärtermaßen staatsfeindliche Welt-Gruppe — WeLT, mit kleingeschriebenem e, kleingeschrieben wie ein Bekennerschreiben der RAF". Einen wirklichen dramaturgischen Höhepunkt gab es nicht — am Ende sang Böhmermann mit Band noch das Lied "Macht kaputt, was euch kaputt macht" der West-Berliner Band Ton Steine Scherben ("Ton Scheine Erben" nannte Böhmermann die Band).

Dabei war der Text des im Original 1970 erschienenen Lieds natürlich auf neoliberale Zeiten umgemünzt — inklusive eines Verweises auf Kryptowährungen, ehe die Band mit dem bekannten Arbeiterlied "Das Einheitsfrontlied" die Sendung beendete.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "ZDF Magazine Royale" vom 25. November 2022
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