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Frank-Walter Steinmeier reist mit Dönerspieß als Gastgeschenk in die Türkei


Ungewöhnliches Gastgeschenk
Steinmeier reist mit Dönerspieß in die Türkei

Von afp
Aktualisiert am 21.04.2024Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240414-935-69015Vergrößern des Bildes
Quelle: Britta Pedersen/dpa
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Wenn am Montag der Bundespräsident für drei Tage in die Türkei reist, wird sich auch 60 Kilo Dönerfleisch aus Berlin an Bord befinden. Ob das die Beziehung zu seinem Amtskollegen verbessert?

Für die Reise mit dem Bundespräsidenten hat Arif Keles alles vorbereitet. "Der Dönerspieß ist bereits tiefgefroren", sagt Keles, der in dritter Generation einen Grill-Imbiss am Berliner S-Bahnhof Yorckstraße betreibt. "Der Spieß reist im Präsidentenflugzeug mit." Am Montag bricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Besuch in der Türkei auf – seinem ersten seit Amtsantritt. Den Berliner Dönerwirt nimmt er als Ehrengast mit: Keles soll beim Staatsempfang am Montagabend am Bosporus seinen Döner aus Berlin auftischen.

Es ist ein ungewöhnlicher Präsidentenbesuch: Steinmeiers offizielle Kontakte zur Staatsführung um den autokratischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sind auf ein Mindestmaß reduziert. Stattdessen will Steinmeier die engen Bande zwischen den Bevölkerungen beider Staaten würdigen, insbesondere die Lebensleistung jener Türken, die sich seit den 1960er-Jahren als Arbeitsmigranten nach Deutschland aufgemacht haben – so wie der Großvater von Arif Keles.

"Ich sehe es als große Wertschätzung, dass ich mit auf die Reise darf", sagt Keles der Nachrichtenagentur AFP. Sein Opa habe jahrelang in einer Gussfabrik geschuftet, dann im Jahr 1986 einen eigenen Döner-Imbiss eröffnet – "und nun nimmt der Präsident mich als Enkel mit in die Heimat meiner Vorfahren".

Treffen mit Erdoğan erst am Mittwoch

In Istanbul, der ersten Station seiner Reise, trifft Steinmeier am Montag Menschen mit Migrationsgeschichte und Vertreter der Zivilgesellschaft – aber keinen Repräsentanten der Erdoğan-Regierung. Sein erster Gesprächspartner in Istanbul ist Bürgermeister Ekrem Imamoğlu – der populärste türkische Oppositionspolitiker, in dem manche schon den nächsten Präsidenten sehen. Am Dienstag besucht Steinmeier Erdbeben-Überlebende in Gaziantep an der syrischen Grenze.

"Es ist ein Signal, dass diese Reise nicht in Ankara beginnt", heißt es im Bundespräsidialamt. Den türkischen Präsidenten Erdoğan, mit dem Steinmeier schon manchen Streit ausgefochten hat, trifft er erst zum Abschluss der Reise am Mittwoch in Ankara. Gut möglich, dass dann die Differenzen wieder offen zutage treten.

Steinmeier setzt dem eine Botschaft entgegen: Egal, wie groß die Differenzen mit Erdoğan auch sind – die Deutschen und die Türken verbindet eine enge Freundschaft.

"Eine Art deutsches Nationalessen"

Und kaum etwas verkörpert die Verwurzelung türkischer Kultur im deutschen Alltag so sehr wie der Döner. Deshalb hat der Bundespräsident den Kreuzberger Grillbuden-Wirt Arif Keles zur Mitreise eingeladen. "Der Döner ist ja inzwischen so eine Art deutsches Nationalessen geworden." So drückt es ein Steinmeier-Berater aus und verweist auf einen geschätzten Jahresumsatz der deutschen Döner-Branche von sieben Milliarden Euro – eine migrantische Erfolgsgeschichte.

Steinmeier wolle mit der Reise kurz vor dem 75. Geburtstag der Bundesrepublik "das Zeichen setzen, dass die Lebensgeschichten und Lebensleistungen von mittlerweile vier Generationen türkischer Einwanderer Teil unserer Bundesrepublik sind", heißt es aus dem Bundespräsidialamt. "Sie gehören sozusagen ins Herz Deutschlands."

Erster Besuch als Bundespräsident

Dieses wertschätzende Bekenntnis erfasst freilich nicht die gesamte Komplexität des Verhältnisses zwischen Deutschland und der Türkei: Fast drei Millionen türkeistämmige Menschen leben inzwischen in Deutschland. Die Beziehungen auf Regierungsebene zwischen der Bundesrepublik und Erdoğans Türkei aber sind seit Jahren schlecht.

Erdoğans aktuelle Unterstützung für die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ist für die Bundesregierung verstörend. Die deutsche Kritik an Defiziten bei Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei ist ohnehin ein Dauerthema, Erdoğan reagiert auf solche Kritik stets verärgert.

Der frühere Außenminister Steinmeier hat die Reizbarkeit des türkischen Präsidenten wiederholt selbst erlebt, er kennt Erdoğan seit 20 Jahren. Dass Steinmeier sich nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten sieben Jahre Zeit ließ, eher er nun erstmals als Staatsoberhaupt die Türkei besucht, spricht für sich.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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