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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Putins Hauptstadt Baerbock stoppt Sanierung der Botschafter-Residenz in Moskau
Seit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine sind die Beziehungen zu Russland auf einem Tiefpunkt. Nun legt das Auswärtige Amt ein teures Bauprojekt auf Eis.
Die Bundesregierung verwirft wegen Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine vorerst ein millionenschweres Bauprojekt in der russischen Hauptstadt. Eigentlich sollte die Residenz des deutschen Botschafters in Moskau generalsaniert werden, 15,6 Millionen Euro wollte die Bundesregierung dafür ausgeben. Doch das Auswärtige Amt von Ministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Pläne auf Eis gelegt.
"Die Baumaßnahme zur Generalsanierung der Residenz in Moskau ist aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vorerst bis Ende Juli 2023 pausiert", heißt es aus dem Auswärtigen Amt auf Nachfrage von t-online. "Zu gegebener Zeit wird geprüft, ob die Baumaßnahme wieder aufgenommen werden sollte."
Das Gebäude im Stadtteil Arbat gehört der Russischen Föderation, die Bundesregierung hat es lediglich angemietet. Und sie hat sich, wie bei Botschaftsgebäuden häufig üblich, auf lange Zeit verpflichtet: 2006 wurde ein Vertrag über die Nutzung des Hauses für 99 Jahre geschlossen, wie es in einer Bekanntmachung im Bundesgesetzblatt von 2007 heißt. Der Mietvertrag läuft also bis ins Jahr 2105.
Symbol deutsch-russischer Freundschaft
Die "Villa Schlossberg" wurde 1910 errichtet und ist seit 1956 Residenz des deutschen Botschafters in Moskau. Sie steht komplett unter russischem Denkmalschutz. Eingerichtet und geschmückt ist sie mit Symbolen für die langjährige enge Freundschaft zwischen Deutschland und Russland – zum Beispiel mit einem Gemälde der deutschen Adligen Katharina II., die 1762 Kaiserin von Russland wurde und den Beinamen "Die Große" trug.
Im Zuge der Generalsanierung soll die Villa laut Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) barrierefrei umgebaut sowie der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht werden. Außerdem sollen die Technik im Gebäude modernisiert, die Gartenanlagen neu gestaltet und Feuchtschäden beseitigt werden. Der Auftrag für die Grundsanierung wurde bereits 2016 an das Architektenbüro "Krekeler Generalplaner" vergeben.
Großer Teil der Mitarbeiter musste Botschaft verlassen
Seit 2019 nutzt Géza Andreas von Geyr die Villa als deutscher Botschafter in Moskau. Im Sommer soll er abgelöst werden. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll Alexander Graf Lambsdorff seine Nachfolge antreten. Der 56-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und Experte für Außenpolitik.
Der Posten des Botschafters in Moskau gilt seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine als besonders schwierige Position für Diplomaten. Nachdem Deutschland Anfang April 40 russische Diplomaten zu "unerwünschten Personen" erklärte und des Landes verwies, zog der Kreml nach und wies ebenfalls 40 deutsche Diplomaten aus. Der Deutschen Presse-Agentur zufolge entspricht das etwa einem Drittel des deutschen diplomatischen Korps in Russland.
- Anfrage an das Auswärtige Amt
- bgbl.de: "Bekanntmachung des deutsch-russischen Abkommens über die Bedingungen für die Überlassung von Liegenschaften"
- bbr.de: "Deutsche Botschaft Moskau – Residenz"
- bbr.de: Flyer zur "Kunst am Bau" in der Residenz der Deutschen Botschaft
- competitionline.com: "Deutsche Botschaft Moskau, Generalsanierung Residenz"
- de.rbth.com: "Schlosberg-Haus: Eine bewegende Geschichte der Residenz des deutschen Botschafters in Moskau"
- Mit Informationen der dpa