Mehr RSV-Fälle RKI meldet ungewöhnlich viele Erkrankungen der Atemwege
Die Zahl der Corona-Infektionen geht zurück, meldet das RKI. Dafür werden mehr Atemwegserkrankungen gemeldet – mit teils schwerem Verlauf.
Bei den gemeldeten Corona-Fällen in Deutschland bleibt der Trend laut Robert Koch-Institut (RKI) zunächst weiter abnehmend. Die Zahl akuter Atemwegserkrankungen generell aber ist nach Daten der Online-Befragung "GrippeWeb" im Vergleich zur Vorwoche deutlich gestiegen, wie es im RKI-Wochenbericht zur Entwicklung der Corona-Pandemie von Donnerstagabend heißt. In der Woche bis 20. November lag sie demnach mit etwa sieben Millionen sogar über dem Bereich vorpandemischer Jahre.
In den kommenden Wochen sei saisonal bedingt weiter mit einer steigenden Zahl respiratorischer Erkrankungen zu rechnen. "Insbesondere die Positivenrate und die Zahl der Erkrankungen durch Influenza zeigen einen deutlich steigenden Trend, zudem führen RSV-Infektionen insbesondere bei Kleinkindern vermehrt zu Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen."
RSV steht für das Respiratorische Synzytial-Virus, ein Erreger, der grippeähnliche Symptome hervorruft und nach Angaben des RKI lange Zeit unterbewertet wurde. Er ist weltweit verbreitet, in Europa steigen die Erkrankungen meistens zwischen November und April an.
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Mehr schwere Fälle bei Kindern registriert
Dies schlägt sich auch in der Erfassung schwerer akuter respiratorischer Infektionen (Sari) neu im Krankenhaus aufgenommener Patientinnen und Patienten nieder: Aktuell werden bedingt durch die ungewöhnlich starke RSV-Zirkulation deutlich mehr Sari-Fälle bei den bis Vierjährigen verzeichnet als in den vorpandemischen Jahren und im Vorjahr, wie es vom RKI hieß. Auch in den folgenden Altersgruppen bis 14 Jahre liegen die Sari-Werte demnach auf einem sehr hohen Niveau.
Bei den Meldungen zu Corona-Nachweisen war zunächst noch kein Anstieg zu verzeichnen: Bundesweit sei die Sieben-Tage-Inzidenz vergangene Woche im Vergleich zur Woche davor erneut um 17 Prozent gesunken, heißt es im RKI-Wochenbericht. Die meisten Ergebnisse darin beziehen sich auf die vergangene Woche. Die höchsten Inzidenzen betrafen demnach Menschen über 90 Jahren, für die auch der geringste Rückgang der Inzidenzwerte seit der Woche davor vermerkt wurde.
Weniger Krankenhauseinweisungen wegen Corona
Die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Covid-19 ging laut Bericht ebenfalls weiter zurück. Auch auf den Intensivstationen im Land wurden demnach weniger Schwerkranke mit dem Virus behandelt. Zudem berichtet das RKI weiter von einem Rückgang der Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. Der Rückgang der Erkrankungszahlen zeige sich seit Mitte Oktober, hieß es.
Die Verbreitung der relativ neuen Omikron-Sublinie BQ.1.1 in Deutschland nahm weiter zu. Der Anteil in einer Stichprobe habe vorvergangene Woche bei fast neun Prozent gelegen (Vorwoche: acht), hieß es im Bericht. "Auch in anderen Ländern ist BQ.1.1 bereits eine der am häufigsten nachgewiesenen Sublinien, wobei mit der Verbreitung von BQ.1.1 und auch BF.7 bisher keine Erhöhung der Krankheitslast beobachtet wird."
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Drosten: Omikron-Abkömmling BQ.1.1 könnte Probleme bereiten
Dem Berliner Virologen Christian Drosten zufolge hängt der Verlauf des Winters unter anderem davon ab, welche dieser beiden Corona-Varianten sich durchsetzt: Sollte der Omikron-Abkömmling BQ.1.1 dominant werden, "könnte der Winter noch einmal schwierig werden", sagte Drosten. Er sehe aber auch die Möglichkeit einer sanften Winterwelle.
Ersten Erkenntnissen zufolge kann BQ.1.1 der Immunantwort von Menschen, die geimpft und/oder genesen sind, vergleichsweise gut entgehen. Zudem werden für die Behandlung der Corona-Subvariante wohl neue Therapien notwendig: Alle derzeit zugelassenen Antikörpertherapien wirkten bei ihr nicht, hatte das Deutsche Primatenzentrum am Mittwoch mitgeteilt.
Vor allem in Regionen, in denen BQ.1.1 bereits stark verbreitet ist, sollten Ärzte bei der Behandlung infizierter Risikopatienten nicht allein auf Antikörpertherapien setzen, sondern zusätzlich weitere Medikamente wie Paxlovid in Betracht ziehen, sagte Studienleiter Markus Hoffmann. Darüber hinaus müssten neue Antikörpertherapien entwickelt werden.
- Nachrichtenagentur dpa