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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Elon Musk und Donald Trump Das China-Geschäft könnte alles ändern
Elon Musk und Donald Trump treten seit Monaten als geschlossene Einheit auf. Dabei gibt es durchaus Konfliktpotenzial zwischen beiden: Woran die Männerfreundschaft scheitern könnte.
Die Termine von Donald Trump und Elon Musk klingen spektakulär: Mitte November war der gewählte US-Präsident in seiner Heimatstadt New York mit Musk, um sich einen MMA-Kampf anzusehen. Später zeigten Fotos, wie sich Trump und der reichste Mann der Welt gemeinsam Burger von McDonald’s im Privatjet des wiedergewählten Präsidenten gönnten.
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Zwei Tage später ging es für Trump nach Texas, wo Musks Firma SpaceX eine weitere Rakete ins All schoss. Ende November zeigten Aufnahmen in sozialen Medien, wie Musk und Trump offenbar gemeinsam das Thanksgiving-Fest in Trumps Anwesen in Mar-a-Lago verbrachten. Die Feier gilt traditionell in den USA als größtes Familienfest noch vor den Weihnachtsfeiertagen. Musks eigene Familie und Kinder leben verstreut an verschiedenen Orten. Der zwölffache Vater saß am Tisch neben Trump, gemeinsam mit dessen Frau Melania und dem jüngsten Sohn Barron.
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Musk hatte Trump im Wahlkampf mit enormen Summen unterstützt: Laut jüngsten Zahlen von US-Behörden sollen es umgerechnet mehr als 237 Millionen Euro gewesen sein. Die Bindung der beiden, so scheint es, ist seit dem Wahlsieg Trumps noch enger geworden. Musk ist nicht mehr nur Stammgast auf Trumps privatem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Auch politisch spielt er eine große Rolle. Gemeinsam mit dem Republikaner Vivek Ramaswamy soll Musk für Trump den Haushalt kürzen und Bürokratie abbauen.
Der neu gewählte Präsident und der Tech-Gigant scheinen dieser Tage ein unzertrennliches Duo zu sein. Dass diese Bindung allerdings über Trumps volle Amtszeit halten wird, ist damit nicht gesagt. Tatsächlich könnten sich zwischen beiden schon bald deutliche Konflikte auftun, sowohl politische als auch persönliche.
Ein Problem könnte sich etwa aus zahlreichen möglichen Interessenkonflikten entspinnen, die sich aus Musks Doppelrolle als Unternehmer und gleichzeitig als Regierungsberater ableiten. Für sein Unternehmen SpaceX hat Musk nämlich auch Verträge mit US-Behörden wie der Nasa oder dem Verteidigungsministerium geschlossen. Auch soll das Unternehmen nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters Aufträge von US-Geheimdiensten erhalten haben.
Gleichzeitig laufen zahlreiche Verfahren gegen Musks Unternehmen, vor allem wegen Unfällen seiner selbstfahrenden Tesla-Fahrzeuge. Musks Verhältnis zu Trump könnte recht schnell erkalten, sollte der Präsident sich nicht für seinen Berater bei den Behörden einsetzen. Womöglich könnte Musk aber auch einige seiner Probleme mit dem Staat selbst lösen, indem er Trump vorschlägt, bei entsprechenden Behörden Kürzungen vorzunehmen.
Der Knackpunkt könnte speziell Musks E-Autofirma Tesla sein. Denn der Konzern profitiert von China und dem dortigen Boom bei Elektrofahrzeugen: In Shanghai steht aktuell nicht nur die größte Autofabrik des Konzerns. Die Volksrepublik ist nach den USA auch der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Tesla weltweit. 2023 wurden in den USA rund 675.000 Tesla gekauft, dahinter folgt China mit etwa 600.000 Fahrzeugen. Auf Platz drei rangierte Deutschland, allerdings wurden hierzulande nur rund 64.000 Autos verkauft. Mehr zu Musks China-Geschäft lesen Sie hier.
China hingegen wird von der US-Regierung als größter weltweiter Rivale wahrgenommen: Bereits in Trumps erster Regierung hatte der 78-Jährige einen Handelskrieg mit seinem Amtskollegen Xi Jinping angezettelt. Unter Joe Biden änderte sich an der grundsätzlichen China-Politik der USA wenig.
China-Hardliner im Kabinett
Im kommenden Trump-Kabinett ist zu erwarten, dass der Ton in Washington gegenüber Peking noch rauer werden könnte: Dafür stehen zumindest Trumps kommender nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz und der baldige Außenminister Marco Rubio. Trump hatte zudem im Wahlkampf immer wieder mit hohen Strafzöllen gegenüber China gedroht. Sollte Xi Jinping darauf mit eigenen Zöllen reagieren, könnte Tesla zum Leidtragenden werden.
Zudem hat Trump regelmäßig betont, dass er kein großer Unterstützer von E-Autos sei. Eine aktuelle Kaufprämie von umgerechnet rund 7.100 Euro will er wieder abschaffen, genauso wie eine Richtlinie, die US-Autokonzerne verpflichtet, die Emissionen der Fahrzeuge im kommenden Jahrzehnt deutlich zu senken. Beides dürfte eher Musks Konkurrenz, den drei großen, traditionellen Autobauern Ford, Stellantis und General Motors zugutekommen.
Kürzungen schwieriger als Flug zum Mars?
Senken will Musk dagegen die US-Staatsausgaben und die Bürokratie. Im Wahlkampf versprach er etwa, er sei in der Lage, den Haushalt um rund ein Drittel auf 4 Billionen Dollar zu kürzen. "Die fest verwurzelte und immer weiter wachsende Bürokratie stellt eine existenzielle Bedrohung für unsere Republik dar, und die Politiker haben sie zu lange begünstigt. Deshalb machen wir die Dinge anders. Wir sind Unternehmer, keine Politiker", schrieben Musk und Ramaswamy jüngst in einem Gastbeitrag für das "Wall Street Journal" über ihre Planungen.
Die konkrete Summe von zwei Billionen kam dort aber nicht mehr vor. Möglicherweise auch deshalb, weil viele Experten eine solche Maßnahme für kaum durchsetzbar halten. Viele der Staatsausgaben lassen sich zunächst nur durch vorherige Gesetzesänderungen einsparen. Zudem würden Kürzungen in diesen Größenordnungen nur durch das Auflösen zahlreicher Behörden möglich sein, was die Handlungsfähigkeit des Staates gefährden könnte. Auch werden viele Haushaltsausgaben nicht auf Bundesebene, sondern auf Ebene der Bundesstaaten getätigt, worauf Trump direkt keinen Einfluss hat.
Sollte Trump aber an solch extremen Sparmaßnahmen festhalten und Musk sie nicht liefern können, dürfte auch hier ein Konflikt programmiert sein. Mick Mulvaney, ehemaliger Stabschef von Trump, soll große Zweifel an Musks Plänen haben. Der Techunternehmer Musk könnte bald herausfinden, dass ein Flug zum Mars möglicherweise einfacher sei als sein geplanter Sparkurs, soll Mulvaney laut der "New York Times" gesagt haben.
Uneinigkeit bei Personalfragen
Zuletzt könnte das Verhältnis der beiden Männer auch an ihren Egos scheitern. Trump wie Musk gelten als Persönlichkeiten, die Aufmerksamkeit ungern teilen. In Trumps Umfeld sollen die Reaktionen auf Musks Einfluss bisher gemischt aufgefasst werden, berichten mehrere US-Medien.
Musk soll etwa bei verschiedenen Positionen im US-Kabinett Empfehlungen abgegeben haben, denen Trump nicht gefolgt sei. Beispielsweise soll sich Musk für Howard Lutnick als kommenden Finanzminister eingesetzt haben, schreibt die "New York Times". Lutnick, eine der beiden Führungsfiguren des Übergangsteams für Trumps Regierungswechsel, soll dagegen künftig Minister für Handel werden.
Der Techunternehmer soll darüber hinaus auch gefordert haben, an dem umstrittenen Politiker Matt Gaetz festzuhalten. Ursprünglich wollte Trump Gaetz zum neuen Justizminister machen, ehe dieser unter öffentlichem Druck freiwillig auf das Amt verzichtete.
Erinnerung an Steve Bannon
Musk hatte zuletzt seinen Einfluss auf Trump als begrenzt dargestellt. "Ich möchte klarstellen, dass ich zwar meine Meinung zu einigen Kabinettskandidaten geäußert habe, dass aber viele Auswahlen ohne mein Wissen getroffen werden und die Entscheidungen zu 100 Prozent dem Präsidenten obliegen", schrieb Musk vor einigen Tagen auf seiner Plattform X.
Trump ist dafür bekannt, sich von Mitarbeitern und Vertrauten schnell zu trennen, falls sie ihm zu häufig widersprechen oder ihn übertrumpfen wollen. So erging es etwa dem Trump-Berater Steve Bannon in der ersten Amtszeit des 78-Jährigen: Der rechtsextreme Aktivist galt damals ähnlich wie Musk als heimlicher Strippenzieher hinter Trump, in der Öffentlichkeit wurde er mitunter als Schattenpräsident dargestellt. Trump soll über diese Darstellungen sehr verärgert gewesen sein. Bannon war seinen Job nach weniger als einem Jahr wieder los.
- bbc.com: "What Elon Musk's Involvement in Politics Could Mean for the Future" (Englisch)
- cbo.gov: "The Economic Implications of Emerging Electric Vehicle Policies" (Englisch)
- investopedia.com: "What a Trump Presidency Could Mean for Electric Vehicles, Tesla, and Musk" (Englisch)
- dw.com: "Elon Musk's Role in Future Trump Administration Raises Ethical Concerns, Conflicts of Interest" (Englisch)
- reuters.com: "Elon Musk’s Biggest Conflict Is with Donald Trump" (Englisch)
- nytimes.com: "Elon Musk: Trump’s New Political Ally" (Englisch, kostenpflichtig)
- wsj.com: "Musk and Ramaswamy: The Doge Plan to Reform Government" (Englisch, kostenpflichtig)
- x.com: Beitrag von @elonmusk
- nypost.com: "Elon Musk Emerges as Trump’s Closest Confidant: Not Even a Close Second" (Englisch)
- handelsblatt.com: "Tesla-Chef als letzte Hoffnung: China Setzt darauf, dass Elon Musk den Handelskrieg Abwendet" (kostenpflichtig)