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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Musks Verhältnis zu China Auf Kollisionskurs mit Trump
Die neue US-Regierung möchte einen scharfen Ton gegenüber China anschlagen. Allerdings könnte das dem Trump-Vertrauten Elon Musk weniger gefallen.
Aktuell scheint die Stimmung bestens zu sein: Neueste Bilder in den sozialen Medien zeigen, wie der gewählte US-Präsident Donald Trump und Tech-Unternehmer Elon Musk gemeinsam das Thanksgiving-Fest in Trumps Anwesen in Mar-a-Lago verbringen. Auf einem Video, das in den sozialen Medien kursiert, sitzt Musk am Tisch direkt neben dem 78-Jährigen, während beide zu dem Lied "YMCA" der Village People schunkeln.
- Trump und YMCA: Warum das Lied auf keiner Wahlkampfveranstaltung fehlt
Musk hatte sich in den vergangenen Monaten zu einem der größten Unterstützer Trumps im Wahlkampf entwickelt. Nach dessen Sieg hat Musk seine Beziehung zum gewählten US-Präsidenten weiter intensiviert: In der kommenden US-Regierung soll der Tesla-Chef sich darum kümmern, die Staatsausgaben zu senken und die Bürokratie zu verringern. Mehr zu den Aufgaben von Musk lesen Sie hier.
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Wie dauerhaft die enge Zusammenarbeit zwischen dem Tech-Milliardär und dem wiedergewählten US-Präsidenten sein wird, ist allerdings offen: Schon in der ersten Regierung des 78-Jährigen wurden ranghohe Minister und Berater schnell ausgetauscht – und bei einem Thema, das für die USA in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen könnte, liegen Musk und Trump möglicherweise über Kreuz: der Haltung zu China.
In der US-Politik ist die harte Gangart gegenüber China eines der wenigen Themen, in denen parteiübergreifend größere Übereinstimmungen herrschen. Mit Mike Waltz (nationaler Sicherheitsberater) und Marco Rubio (Außenminister) will Trump zudem zwei ausgewiesene China-Hardliner in seine Regierung berufen.
Der designierte Außenminister steht unter anderem auf einer Sanktionsliste der chinesischen Regierung. Das könnte dazu führen, dass Rubio als Minister möglicherweise die Einreise in das Land verwehrt werden könnte. Zudem hat Trump bereits angekündigt, die Zölle für Waren aus China deutlich anzuheben.
China für Tesla entscheidend
Musks Beziehungen zu China sind dagegen von anderer Natur: Denn für seine Unternehmen ist das Land ein wichtiger Absatzmarkt, vor allem für seine E-Autos von Tesla. "Er ist sehr pro-chinesisch, das war er schon immer", sagte ein ehemaliger Tesla-Manager der "Financial Times", der mehr als zehn Jahre lang eng mit Musk zusammengearbeitet haben soll. Bekannt ist auch, dass sich Musk im vergangenen Jahr etwa zweimal mit dem chinesischen Staatsoberhaupt Xi Jinping getroffen hat.
Aktuell steht die größte Autofabrik von Tesla in Shanghai: Musk soll dafür immense Steuernachlässe und weitere Vergünstigungen von der Regierung in Peking erhalten haben, um das Werk dort anzusiedeln, schreibt die "Financial Times". 23 Prozent aller verkauften E-Autos von Tesla stammen von dort. In den vergangenen drei Jahren soll die Fabrik einen Umsatz von umgerechnet 51 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.
Doch Musks Einfluss auf den chinesischen Automarkt wird noch höher eingestuft: "So wie das iPhone eine ganze Reihe chinesischer Smartphone-Firmen auf den Plan gerufen hat, hat das Tesla Model 3 zunächst die chinesische E-Welle ausgelöst", sagt Bill Russo, der frühere Leiter von Chrysler in China und Gründer der in Shanghai ansässigen Beratungsfirma Automobility.
E-Autoverkäufe ziehen an
Tatsächlich ist der Absatz von Elektroautos in China in den vergangenen Monaten deutlich angezogen. Mittlerweile verzeichnen auch einheimische E-Autobauer hohe Verkaufszahlen. Ende Oktober meldete etwa BYD einen Quartalsumsatz, der erstmals den von Tesla übertraf. BYD steigerte die Erlöse im abgelaufenen Quartal um knapp ein Viertel auf umgerechnet 26 Milliarden Euro und den Reingewinn um etwa 18 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Tesla setzte in diesem Zeitraum lediglich 23,3 Milliarden Euro um. 90 Prozent der Autos verkauft BYD aktuell in China.
Musk selbst soll sein E-Autounternehmen bereits auf die Trump-Politik vorbereiten: Die Pläne für ein weiteres Tesla-Werk in Mexiko soll der Milliardär auf Eis gelegt haben. Perspektivisch will der Unternehmer mehr Autos in den USA produzieren.
Allerdings wird Musk in China nicht durchweg positiv wahrgenommen: Seine Plattform X ist etwa in dem Land gesperrt. Zudem wird Musks Satellitenfirma Starlink auch als Konkurrent zu einheimischen Herstellern gesehen: Aktuell produziert Musks Unternehmen laut der "Neuen Zürcher Zeitung" zwischen 1.000 und 1.500 Satelliten pro Jahr. Der chinesische Konkurrent Spacesail kommt laut dem Bericht dagegen auf 300. Doch nicht nur bei der Produktionskapazität hat Musk einen Vorteil: Mit seinen mehrfach nutzbaren Raketen von SpaceX kann der Unternehmer auch schneller Satelliten als die Konkurrenz ins All bringen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und Reuters
- ft.com: "Elon Musk: the ‘wild card’ in Trump’s dealings with China" (englisch, kostenpflichtig)
- nzz.ch: "China fordert Elon Musk heraus: Das Regime will die Dominanz von Starlink im Weltraum brechen" (kostenpflichtig)