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Trump-Loyalisten "Project 2025": Geleaktes Video enthüllt extreme Pläne


Geheime Videos aufgetaucht
Was Donald Trumps Gotteskrieger wirklich wollen


Aktualisiert am 16.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Donald Trump (links) und J. D. Vance: Religiöse Extremisten bereiten sich auf ihren Wahlsieg vor.Vergrößern des Bildes
Donald Trump (links) und J. D. Vance: Religiöse Extremisten bereiten sich auf ihren Wahlsieg vor. (Quelle: Collage t-online, Jeenah Moon/Reuters, Eva Marie Uzcategui/Reuters, Tom Brenner/Reuters, USA TODAY Network/Imago)

Sie sind gegen Pornografie und Verhütungsmittel – und bei den Wählern äußerst unbeliebt. Trotzdem könnten die Extremisten von Project 2025 eine zweite Trump-Amtszeit prägen.

"Ernsthaft extrem": So nennt Donald Trump öffentlich das, was eine Reihe seiner Vertrauten und Ex-Mitarbeiter unter dem Namen Project 2025 veröffentlicht haben – einen Plan, die Regierung der USA nach ihren rechtsextremen Vorstellungen umzubauen und dem Präsidenten fast unbegrenzte Macht zu geben.

Trumps Distanzierung kommt nach einer Reihe von Medienberichten, die Project 2025 in den Blick der Öffentlichkeit gezerrt haben. Fast 80 Prozent der Wähler ist der Plan inzwischen ein Begriff. Fast 50 Prozent glauben: Project 2025 beschreibt genau das, was Trump erreichen will. Für den ist das ein großes Problem: Project 2025 ist massiv unbeliebt bei den Wählern.

Project 2025 ist ein Plan, erdacht von der konservativen Heritage Foundation, einer Denkfabrik, die sich einst in der Tradition der Präsidenten Bush sowie Ronald Reagan sah. Heute steht sie besonders für den wohl extremistischsten Teil der Trump-Koalition: religiöse Hardliner. Das sind ihre Pläne – und ihre Kontakte, die bis zu Trump selbst reichen:

Verbot von Pornos und Verhütungsmitteln

Das Ende des landesweiten Rechts auf Abtreibung im Juni 2022 – maßgeblich zurückzuführen auf von Trump ernannte Richter – geht den Autoren von Project 2025 nicht weit genug. Sie wollen beispielsweise die "Pille danach" verbieten und aktiv verhindern, dass Frauen für eine Abtreibung in einen anderen Bundesstaat, in dem der Eingriff noch gestattet ist, reisen. Doch damit nicht genug: Project 2025 will Stammzellenforschung untersagen, was künstliche Befruchtung behindern und mittelfristig wohl unmöglich machen würde.

Kevin Roberts, der Präsident der Heritage Foundation, will auch gegen Pornos vorgehen: "Pornografie sollte verboten werden", schreibt Roberts in einer Einführung. "Ihre Produzenten und Verkäufer sollten eingesperrt werden. Lehrkräfte, die über sie sprechen, sollten als Sexualstraftäter eingestuft werden." Auch die Aufklärung über Transgender-Themen oder Homosexualität fällt für Roberts unter den Begriff Pornografie – wäre also in seinem Weltbild verboten.

Nicht offiziell Teil des Plans ist das Ende der sogenannten "No-Fault Divorce"-Systems – also das Recht einer Person, sich scheiden zu lassen, ohne einen bestimmten Grund nennen zu müssen. Doch eine ganze Reihe von Organisationen und Beratern aus dem Umfeld der Gruppe haben sich dafür ausgesprochen, Scheidungen nur noch in Extremfällen und nach Ermessen eines Gerichts erlauben zu lassen. Das würde insbesondere Frauen benachteiligen.

Sollte Scheidung legal bleiben, würden in naher Zukunft "kriminelle Waisenkinder" Amerikas Städte plündern, schreibt beispielsweise das American Principles Project, das der Heritage Foundation nahesteht. Die republikanische Jugendorganisation Turning Point nennt Scheidungen als "Auslöser für entartetes Verhalten. Sie hat alles kaputtgemacht".

Geleakte Videos: "Ausradieren, absolut überall"

In der vergangenen Woche hat das Portal ProPublica eine Reihe an Trainingsvideos veröffentlicht, die eigentlich nur zur internen Verwendung bestimmt waren. Sie zeigen, wie weit Project 2025 gehen will. Die Videos richten sich an Mitarbeiter in der Regierung "des nächsten konservativen Präsidenten" – Trumps Name wird nicht genannt.

Dafür kommt eine Reihe seiner Ex-Mitarbeiter zu Wort. Einer von ihnen fordert "drastische Veränderungen". Wer dafür nicht zu haben sei, "kann zu Hause bleiben". Katie Sullivan, die unter Trump im Justizministerium arbeitete, fordert in den internen Videos eine "komplette Überarbeitung der Sprache" in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit.

Bethany Kozma, die für Trump die Entwicklungshilfe koordinierte, erklärt in einem der geleakten Videos: "Die Regierung unter einem konservativen Präsidenten muss alle Bezüge zum Wort 'Klimawandel' ausradieren, absolut überall."

So nahe stehen sich Team Trump und Project 2025

Trump selbst will mit der Heritage Foundation öffentlich nichts zu tun haben, nannte die Pläne "extrem". Und doch gibt man sich unbesorgt: Trump distanziere sich zwar öffentlich, setze aber letztendlich doch die Ziele seiner Truppe um, sagte einer der Köpfe der Heritage Foundation, Russell Vought, in einem weiteren kürzlich aufgetauchten Video. Trump habe die Organisation sogar "gesegnet".

Es gibt klare Berührungspunkte zwischen Trump und Project 2025, die über die ehemaligen Trump-Mitarbeiter hinausgehen. Der deutlichste liegt wohl bei Trumps Vizekandidaten J. D. Vance: Kurz nach der Wahl erscheint Kevin Roberts neues Buch – ein Manifest über den Kampf, "Amerika zurückzuholen". Eigentlich wollte Roberts das Buch noch im Sommer veröffentlichen, hat den Termin aber verschoben. Vance ist Autor des Vorworts.

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J. D. Vance scheint unter anderem bei seiner Einstellung zu Frauen und Scheidung ähnlich zu ticken wie die Heritage Foundation. Bei einem Vortrag im Jahr 2021 erklärte Vance, Scheidung sei "einer der größten Tricks" gewesen, die jemals gegen das amerikanische Volk eingesetzt wurden. Er lobte Paare, die "auch in vielleicht etwas gewalttätigen Ehen zusammenbleiben". Am Mittwoch tauchte ein Interview-Schnipsel aus dem Jahr 2020 auf, in dem der Moderator erklärt, der einzige Zweck, den Frauen nach der Menopause haben, sei, sich um Kinder und Enkel zu kümmern. Vance antwortet: "Ja."

Heritage Foundation-Chef Kevin Roberts hat nach eigenen Angaben ein enges Verhältnis zu Trump selbst. 2022 flogen die beiden nachweislich zusammen in einem Privatjet. Im selben Jahr sprach Trump auf einer Konferenz der Heritage Foundation. Sie, so Trump damals, "legen den Grundstein und erstellen detaillierte Pläne für genau das, was meine Bewegung erreichen will".

Verwendete Quellen
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