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Attentat auf Trump vermeidbar? Experte kritisiert Sicherheitslücken


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Experte kritisiert Secret Service
Die Agenten griffen zu einer ungewöhnlichen Methode


Aktualisiert am 14.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Schüsse auf Trump: Aufnahmen zeigen den Moment des Angriffs.
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Hätten die Schüsse auf Donald Trump verhindert werden können? Ein Sicherheitsberater sieht bei den entsprechenden Verantwortlichen mehrere Mängel.

Der Schock sitzt weiter tief: Auch am Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump sind viele Fragen offen. Trump war bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania am Samstagabend von einer Kugel am Ohr getroffen worden. Der Angreifer wurde von den Sicherheitsbeamten erschossen, ein Zuschauer kam ums Leben, zwei weitere wurden verletzt.

Hätte das Attentat verhindert werden können – und haben die Sicherheitsdienste möglicherweise Fehler begangen? t-online hat verschiedene Aspekte des Vorfalls mit dem Sicherheitsexperten Malte Roschinski besprochen.

Vorbereitung der Veranstaltung

Generell ist es üblich, dass bei Veranstaltungen mit Personen, die besonderen Schutz genießen, die Austragungsorte im Vorfeld genau überprüft werden. Roschinski ist sich sicher, dass dabei bereits die ersten Fehler begangen wurden. "Das ist ein Versagen der Voraufklärung."

Konkret hätte dem Secret Service und anderen Sicherheitsbehörden das Haus, auf dem sich der Schütze später postiert hat, sofort als Sicherheitsrisiko auffallen müssen – alleine schon deshalb, weil es generell nur wenige Gebäude in dem Umfeld gibt. "Diese Gebäude hätte von vorneherein überhaupt nicht zugänglich sein dürfen."

Auch während Trumps Auftritt müsste es aus Sicht des Experten noch genug Gelegenheiten gegeben haben, um die Schüsse zu verhindern. "Eigentlich waren da genug Menschen, denen aufgefallen sein muss, dass hier etwas nicht stimmt", erklärt der Sicherheitsberater. Entsprechende Warnungen sollen auch noch während der Wahlkampfveranstaltung eingegangen sein. Ein Augenzeuge berichtete etwa der britischen BBC, dass er beobachten konnte, wie der Attentäter langsam über das Dach kroch und dabei eine Waffe trug.

Die Warnung des Augenzeugen soll aber von der Polizei ignoriert worden sein. "Ein solcher Hinweis hätte eigentlich zum Abbruch oder zur Unterbrechung der Veranstaltung führen müssen", kritisiert Roschinski. Als die ersten Schüsse fielen, habe allerdings der Scharfschütze der örtlichen Polizei schnell auf die Bedrohung reagiert.

(Quelle: CHIARA WETTMANN)

Zur Person

Malte Roschinski ist Managing Director der Beratungsfirma Plan4Risk. Der Sicherheitsdienstleister bietet Beratung in Sachen Krisenmanagement und internationaler Sicherheit für Privatpersonen, Firmen und Nichtregierungsorganisationen.

Umittelbar nach den Schüssen

Als die Schüsse fielen, sollen die Personenschützer mit einer eher ungewöhnlichen Taktik reagiert haben. Roschinski beschreibt, dass im Falle eines Angriffs in der Regel nach dem Prinzip "Getting off the X" gehandelt wird. Gemeint ist damit, dass die Schutzperson in der Regel sofort aus dem Bereich gebracht werden sollte, in dem der Angriff stattfand – zur Not auch gegen ihren Willen und mit dem Einsatz von Gewalt. Dadurch soll verhindert werden, dass Attentäter die Möglichkeit haben, weitere Angriffe auf die Schutzperson durchzuführen.

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Als die Schüsse auf Trump abgegeben wurden, ist das allerdings nicht passiert. Aufnahmen des Attentats zeigen, wie aus verschiedenen Richtungen Personenschützer auf die Bühne geeilt waren, um eine Traube um den Präsidenten zu bilden. In Deutschland würde man laut Roschinski ein solches Vorgehen nicht mehr lehren. "Dieses Abschirmen durch die eigenen Körper kann man schon machen. Aber Trump wurde erst relativ spät aus der Gefahrenzone gebracht."

Der Ex-Präsident konnte sich dadurch nach den Schüssen nochmal aufrichten und die Faust recken, ehe er von dem Tatort weggebracht wurde. Wären noch weitere Schützen in der Gegend gewesen, hätte Trump mit seiner Geste erneut ins Fadenkreuz geraten können, kritisiert Roschinski: "So weit hätte es gar nicht kommen dürfen."

Trump auf dem Weg zum Auto

Auf dem Weg zum Auto, das den Präsidenten vom Tatort weggebracht hat, sind dem Experten weitere Ungereimtheiten aufgefallen. Auf Videoaufnahmen ist etwa zu sehen, wie es einer Personenschützerin mehrfach nicht gelingt, ihre gezogene Waffe wieder in ihr Holster zu stecken. "Das spricht nicht für Routine. Dabei werden solche Bewegungen tausendfach geübt."

Roschinski vermutet, dass entweder das Holster falsch platziert sei, oder die Sicherheitsperson sei "schlicht nicht gut ausgebildet worden." Eine andere Personenschützerin daneben hatte sich zudem ihre Sonnenbrille wieder aufgesetzt und ihren Anzug gerichtet, nachdem Trump in den Wagen eingestiegen war. "Das ist kein richtiger Fehler. Aber solche Kleinigkeiten lassen vermuten: Es hat an Professionalität gemangelt", bemängelt der Experte.

Bedeutung für den weiteren Wahlkampf

Grundsätzlich haben Trump und auch Joe Biden im Wahlkampf immer wieder Veranstaltungen unter freiem Himmel, bei denen sie vor einer großen Menschenmenge sprechen. Unter Sicherheitsaspekten sind solche Auftritte immer mit einem gewissen Risiko verbunden. "Veranstaltungen im Freien liegen für Sicherheitsbeamten irgendwo zwischen Kopfschmerzen und Albtraum", meint Roschinski.

Gleichzeitig könne man solche Treffen aber nicht grundsätzlich verbieten. Allerdings geht der Sicherheitsberater davon aus, dass die Vorkehrungen im Wahlkampf jetzt verschärft werden: Denkbar wäre etwa, dass die Bühnen bei Trump mit kugelsicherem Glas geschützt werden könnten und die Veranstaltungsorte vom Sicherheitspersonal begrenzt werden, etwa durch Zäune oder mit Eingängen, die allesamt kontrolliert werden.

Die Sicherheitslage bei dem Nominierungsparteitag der Republikaner, der am Montag beginnt, ist allerdings eine andere: Die viertägige Veranstaltung findet in einer großen Halle in Milwaukee statt, wodurch die Teilnehmer sich leichter kontrollieren lassen. Trotzdem könne auch damit keine hundertprozentige Sicherheit garantiert sein. "Man muss darauf achten, dass es zu Nachahmungstätern kommen könnte", warnt Roschinski.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Malte Roschinski
  • Eigene Recherche
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