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Kolumne: Donald Trump auf G20-Gipfel: Die Rowdy-Diplomatie des Präsidenten


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Post aus Washington
Trump und seine Rowdy-Diplomatie

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold, Washington

30.11.2018Lesedauer: 4 Min.
Donald und Melania Trump bei der Ankunft in Buenos Aires: In Gedanken zu HauseVergrößern des Bildes
Donald und Melania Trump bei der Ankunft in Buenos Aires: In Gedanken zu Hause (Quelle: Martin Mejia/ap)
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Donald Trump steht mächtig unter Druck – beim G20-Gipfel will er sich Luft verschaffen. Auch die Deutschen werden seine ganz eigene Diplomatie zu spüren bekommen.

Donald Trump war gerade nach zehnstündigem Flug in Buenos Aires im Hotel angekommen, da legte er schon wieder los: Auf seinem Twitter-Konto jagte er Zitate in die Welt, die er auf seinem Lieblingssender Fox News aufgeschnappt hatte von Kommentatoren, die ihn in der Russland-Affäre unterstützen.

Trump ist beim G20-Gipfel in Argentinien, aber seine Gedanken, sein ganzer Ärger hängen noch in Washington fest.

Hier platzte am Donnerstagmorgen, kurz bevor Trump per Hubschrauber aus der Hauptstadt entschwebte, die Bombe: Sein langjähriger "Fixer", Michael Cohen, gestand, für Trump den US-Kongress über dessen Bauprojekte in Moskau im Wahljahr 2016 belogen zu haben. Eine heikle Enthüllung für den Präsidenten.

Trump ist also mit schwerem Gepäck in Argentinien eingetroffen, wo er zweifelsfrei die Hauptrolle spielen wird. Der Gipfel der 20 führenden Industrienationen steht im Zeichen der Handelskonflikte, die er losgetreten hat – insbesondere der Konfrontation mit China. Bislang hat Peking Trumps Züge kühl gekontert, sodass Trump immer weiter an der Strafzollschraube dreht. Ein Arbeitsdinner von Trump und Xi Jinping soll am Samstag Bewegung in die Sache bringen.

G2 statt G20

Trump liebt solch ein Eins-zu-Eins, den Nahkampf unter Staatsmännern (bzw. solchen, die sich dafür halten). Im Blick hat er weniger die globalen Herausforderungen, sondern den unmittelbaren Nutzen an der Heimatfront.

In Formaten mit mehreren Beteiligten, wie den G20, fühlt er sich unwohl. Verhandlungen in großer Runde über Abschlussdokumente sind dem selbst ernannten Dealmaker zuwider. Wenn die Deutschen dann auf einem lange als selbstverständlich geltenden Begriff wie "regelbasierter Wirtschaftsordnung" bestehen, reagiert Trump allergisch. Seine Welt heißt G2 statt G20.

Vor Abflug in Washington sagte Trump, dass er in Buenos Aires "wahrscheinlich" Wladimir Putin zum Zweiergespräch treffen werde. Schon eine halbe Stunde nach Abflug hatten ihm seine Berater dann das Treffen ausgeredet – Trump sagte ab, per Tweet. Als Grund führte er die Krise auf der Krim an, aber im Weißen Haus war den entscheidenden Leuten klar, dass ein Treffen im Licht der neuen Enthüllungen zu seinen Russland-Verbindungen ganz schlecht ausgesehen hätte.

Trumps Konflikt

Ein Duell in Buenos Aires lautet also wieder einmal: Trumps Instinkte gegen den Plan seiner Berater. Hier der Impuls, auf internationaler Bühne mit dem großen Drama, der einen oder anderen unvorhersehbaren Volte die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dort das Wissen: Gerade wer daheim unter Druck steht, braucht auf der Weltbühne einen Erfolg. Trumps Rowdytum gegen das diplomatische Protokoll. Es ist also nicht auszuschließen, dass Trump Putin doch noch trifft.

Die daraus resultierende Rowdydiplomatie werden auch die Deutschen abbekommen.

Ganz kurzfristig hat das Weiße Haus in dieser Woche noch ein Treffen mit Merkel anberaumt (das nur stattfindet, wenn die Kanzlerin nach ihrer Flugpanne noch früh genug ankommt). Die Deutschen stehen immer noch im Kreuzfeuer Trumps, wegen Autos und Handel, wegen Gasimporten und Migration. Andererseits braucht das Weiße Haus Merkel im angefachten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine.

Immer wenn ich Merkel mit Trump beobachte, wirkt sie auf mich, als betrachte sie ihn fast schon belustigt. Frei nach dem Motto: Man kann ihn eh nicht umstimmen, warum dann Mühe verschwenden? Sie hat ihn – wie ein Großteil der Beobachter – entschlüsselt. Und ihr ist klar, dass sie für ihn ein Feindbild ist.

Heikles Treffen mit Deutschlands Autobossen

Hinter den Kulissen in Washington und Berlin ist nun fast drei Wochen gerungen worden um einen Besuch deutscher Autobosse im Weißen Haus. Das Treffen ist ebenfalls eine Ausgeburt der Trump’schen Abneigung gegen alles Multilaterale. Denn eigentlich ist die EU zuständig. Doch Trump wollte von Anfang an lieber mit Einzelstaaten verhandeln. In Brüssel und Paris ist man nicht amüsiert über den Termin mit nur deutschen Firmenchefs.

In der "Post aus Washington" berichtet unser Korrespondent Fabian Reinbold von der Arbeit im Weißen Haus und seinen Eindrücken aus den USA. Gefällt Ihnen die Kolumne? Sie können sie hier als kostenlosen Newsletter abonnieren, der noch weitere Beobachtungen aus Washington enthält und einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Kommende Woche wird es so weit sein: Die Chefs von BMW, Daimler und VW treffen den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Handelsminister Wilbur Ross im Weißen Haus. Ich bin mir sicher, dass auch Trump selbst mal seinen Kopf ins Zimmer hineinstecken wird.

Können sie Trumps angedrohte Zölle auf Autoimporte abwenden, die für die deutsche Industrie heftige Folgen haben könnten? Ein möglicher Ausweg sehe so aus: Die Bosse sagen zu, noch mehr in den USA zu investieren, noch mehr Glieder der Produktionskette hierhin zu verlagern.

Es wäre ein Zugeständnis, das Trump erlauben könnte, sich im bekannten Stil selbst zu loben: Seht her, ich allein bringe die Jobs in die USA zurück! Aber passt das in die Kalkulationen der Firmenchefs?

Was Trumps Botschafter daheim über Deutschland erzählt

Angeleiert hat das Treffen Trumps Deutschland-Botschafter Richard Grenell. Am Mittwochabend habe ich ihn mal wieder bei Fox News entdeckt. Für Grenell ein gewohntes Terrain, jahrelang hat er dort als konservativer Kommentator besonders gern gegen die Medien gewettert.

Seine alte Rolle spielt er auch im neuen Amt liebend gern weiter. Grenell ließ sich darüber aus, wie grundlegend falsch es in Germany mit der Migration laufe. Er raunte, die Flüchtlingsdiskussion sei "von Eliten in Berlin kontrolliert" und diese würden stets überreagieren, wenn jemand sichere Grenzen fordere. Er betonte auch noch, dass ein Hardliner wie der österreichische Kanzler Sebastian Kurz "jetzt in Deutschland beliebt" sei. Die USA, die an der Südgrenze gerade Tränengas gegen Migranten eingesetzt hatten, seien "viel weiter in ihrer Diskussion".

Es ist nicht das erste Mal, dass Trumps oberster Vertreter in Deutschland die Bundesregierung attackiert und andere Kräfte unterstützt. Wenn ich in Washington deutsche Diplomaten auf Grenell anspreche, stöhnen sie laut auf.


Trumps Botschafter betreibt keine Diplomatie, sondern Innenpolitik. Eines muss man ihm lassen: Damit ist er ein idealer Repräsentant der Außenpolitik seines Präsidenten.

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