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Ukrainischer Präsident Selenskyj zum drohenden Krieg: "Jemand lügt hier"


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Krieg mit Russland
Präsident Selenskyj: "Irgendjemand lügt hier"


Aktualisiert am 19.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein ukrainischer Soldat in der Ostukraine: In den vergangenen Tagen meldete die Ukraine zahlreiche Angriffe durch die pro-russischen Separatisten.Vergrößern des Bildes
Ein ukrainischer Soldat in der Ostukraine: In den vergangenen Tagen meldete die Ukraine zahlreiche Angriffe durch die pro-russischen Separatisten. (Quelle: reuters)

Die Gefechte in der Ukraine nehmen zu, trotzdem reist Wolodymyr Selenskyj nach München. Die Kriegsgefahr ist ernst, nur

Lange wurde gerätselt, ob er wirklich kommt. Die Gefechte in der Ostukraine nehmen zu und die USA rechnen mit einem baldigen russischen Angriff auf das Land. Dennoch reiste der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zur Sicherheitskonferenz nach München. "Ich habe in der Ukraine gefrühstückt und ich werde auch wieder in der Ukraine zu Abend essen", sagte er am Samstag. Aber es sei wichtig, nicht nur über, sondern auch mit dem Land zu sprechen, das aktuell von bis zu 150.000 russischen Soldaten bedroht wird.

In München nahm Selenskyj kein Blatt vor den Mund und forderte den Westen auf, seine Beschwichtigungspolitik gegenüber Russland aufzugeben. "Wir haben das Recht, einen Wechsel von einer Appeasement-Politik zu einer Politik zu fordern, die Sicherheit und Frieden gewährleistet", sagte der Präsident in einer Rede. Die Ukraine habe im Angesicht der gegenwärtigen Bedrohung Angst, vom Westen vergessen zu werden.

Seine Botschaft an die internationale Gemeinschaft ist eindeutig: Die Ukraine sei in dem Russland-Konflikt nicht der Aggressor. Das Land versuche besonnen zu handeln, obwohl schon jetzt Menschen sterben.

"Wir kennen die russische Strategie"

Die ukrainische Regierung bekennt sich erneut zum Normandie-Format und zum Minsker Friedensabkommen. "Es muss keinen Dritten Weltkrieg geben. Wir reagieren nicht auf die russischen Provokationen", schildert der Präsident die Lage. In den vergangenen Tagen habe der Beschuss der pro-russischen Separatisten auf das eigene Territorium zugenommen. "Wir werden unser Land verteidigen. Unsere Soldaten sterben, unsere Zivilbevölkerung stirbt."

Der russische Truppenaufmarsch, der nach westlichen Angaben rund 150.000 Soldaten umfasst, schürt seit Wochen die Furcht vor einem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Moskau weist jegliche Angriffspläne zurück und gibt seinerseits an, sich von der Nato bedroht zu fühlen.

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Die ukrainische Führung möchte Russland keinen Angriffsgrund liefern. "Die Ukraine sehnt sich nach Frieden und Russland sagt, dass es keinen Krieg möchte. Irgendjemand lügt hier", sagte Selenskyj zu den russischen Berichten über angebliche Angriffe durch die ukrainische Armee. "Wir kennen diese Strategie: Die Russen jagen selbst auf ihrer Seite etwas in die Luft."

Hohes Kriegsrisiko

Die Schilderungen von Selenskyj bei der Sicherheitskonferenz zeigen: Die Lage ist in den vergangenen Tagen dramatischer geworden. Zuletzt hatte der ukrainische Präsident noch erklärt, dass er von keinem russischen Angriff ausgeht. "Wir geben uns keiner Illusion hin", meinte er in München. "Aber wie können wir in einem Land leben, indem wir jeden Tag sagen: 'Morgen beginnt ein Krieg'."

Die ukrainische Regierung wollte laut Selenskyj Panik vermeiden und Schaden für die eigene Wirtschaft und die Währung minimieren. Andernfalls hätte der russische Präsident Wladimir Putin sein Ziel erreicht: die Destabilisierung der Ukraine. "Das Risiko für einen Krieg ist sehr hoch, aber wir dürfen nicht panisch werden und müssen ruhig bleiben", sagte der Präsident. "Ich muss mir immer Gedanken darüber machen, was meine Worte auslösen können."

Von der Nato forderte Selenskyj vor allem ehrliche Zusagen. "Offene Türen sind gut, aber wir brauchen offene Antworten. Wenn uns nicht alle da sehen wollen, seid ehrlich", sagt er in Anspielung auf die nötige Einstimmigkeit unter den Nato-Mitgliedern. Niemand sollte aber daran denken, dass die Ukraine ein permanenter Puffer zwischen dem Westen und Russland bleibe.

Kleine Spitze gegen Russland

Selenskyj bezeichnete sein Land als Europas "Schutzschild" gegen Russland. "Acht Jahre lang hat die Ukraine eine der größten Armeen der Welt zurückgehalten", sagte er. Sein Land verdiene mehr internationale Unterstützung; es habe keine Waffen und keine Sicherheit.

Neben den Sicherheitsgarantien erklärte der ukrainische Präsident, dass Sanktionen gegen Russland sofort kommen müssten. Dabei aber sei man sich mit den internationalen Partnern nicht einig. "Warum brauchen wir denn erst Sanktionen, wenn Russland schon angegriffen hat? Was soll denn das?", fragte Selenskyj. Wenn der Krieg schon ausgebrochen ist, sei es zu spät.

Kurz bevor Selenskyj die Bühne der Sicherheitskonferenz verlassen musste, fiel sein Übersetzungsgerät aus. Der ukrainische Präsident bat um Ersatz und erlaubte sich einen Spaß, in einer Zeit, die eigentliche keinen Spaß zulässt. "Russland ist zwar nicht hier, aber irgendwie doch", sagte er trocken. Die Ukraine werfen Moskau immer wieder Cyberattacken vor. Dann reiste der Präsident ab – zum Abendessen in die Ukraine.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP und Reuters
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