In Afghanistan Zwei Journalisten nach Taliban-Kritik verschwunden
Zwei afghanische Journalisten gelten seit Montagabend als vermisst – die Taliban soll sie laut eines Berichts entführt haben. Dutzende Medienschaffende haben seit der Machtübernahme das Land verlassen.
In Afghanistan sind zwei Reporter des beliebten privaten TV-Senders Ariana verschwunden. Waris Hasrat und Aslam Hidschab würden seit Montagabend (Ortszeit) vermisst, sagte ein Mitarbeiter von Ariana der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Aufzeichnungen der Sicherheitskameras zufolge hätten bewaffnete Männer in Uniform, die Regierungsautos fuhren, die beiden direkt von vor dem Tor des TV-Senders mitgenommen.
Der Mitarbeiter ging davon aus, dass die bewaffneten Männer Kräfte der regierenden militant-islamistischen Taliban waren. Der Bruder von Hasrat sagte am Dienstag, Hasrat werde vom Geheimdienst der Taliban festgehalten. Der Sprecher des Geheimdienstes GDI widersprach dem. Die Männer seien nicht vom GDI festgenommen worden, sagte er der dpa.
Dutzende Medienschaffende haben Land verlassen
Hasrat ist Produzent und Moderator von politischen Sendungen, Hidschab Wirtschaftsreporter. Der Vorfall ereignete sich einen Tag nach einer von Ariana ausgestrahlten Sendung, in der ein Gast in einer live übertragenen Debatte die Taliban scharf kritisierte.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International übte in einer Mitteilung auf Twitter am Dienstag Kritik an dem Vorfall. Die willkürliche Verhaftung der beiden Journalisten sei nicht zu rechtfertigen. Derartige Angriffe auf die Medienfreiheit seien eine ernsthafte Bedrohung für das Recht auf freie Meinungsäußerung. Sie riefen die Taliban dazu auf, die Reporter "bedingungslos und unverzüglich freizulassen".
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August sind immer wieder Journalisten eingeschüchtert oder festgehalten worden. Manche berichteten nach ihren Freilassungen von Schlägen oder Folter. Dutzende Medienschaffende haben das Land verlassen.
- Nachrichtenagentur dpa