Gerüchte über Flucht Ist Kasachstans Ex-Präsident doch noch im Land?
Kasachstans Ex-Machthaber Nursultan Nasarbajew gilt als der eigentlich starke Mann im Land – die Wut richtet sich vor allem gegen ihn. Gerüchten zufolge soll er Kasachstan verlassen haben, doch nun gibt es neue Informationen.
Kasachstans einflussreicher Ex-Langzeit-Machthaber Nursultan Nasarbajew hat seine Heimat einem Sprecher zufolge trotz der Unruhen nicht verlassen. "Der Führer der Nation hält sich in Kasachstans Hauptstadt Nur-Sultan auf", schrieb Ajdos Ukibaj am Samstag auf Twitter.
Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, der 81-Jährige habe Kasachstan verlassen, nachdem sein Nachfolger, Präsident Kassym-Schomart Tokajew, ihm den Posten als Chef des einflussreichen Sicherheitsrats entzogen hatte. Nasarbajew stehe in direktem Kontakt zu Tokajew, schrieb Ukibaj. Der 2019 zurückgetretene Ex-Präsident gilt als der eigentlich starke Mann in der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik.
Zudem hat Nursultan Nasarbajew nach Angaben seines Pressesprechers die Bevölkerung zur Unterstützung der Regierung bei der Bewältigung der Krise aufgerufen. Nasarbajew rufe alle Bürger auf, sich hinter Staatschef Kassym-Schomart Tokajew zu stellen, "um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und die Integrität des Landes zu gewährleisten", erklärte sein Sprecher Aidos Ukibai am Samstag auf Twitter.
Embed
Schwerste Ausschreitungen seit Jahren
Kasachstan wird seit Tagen von den schwersten Ausschreitungen seit Jahren erschüttert. Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen schlug in teils gewaltsame Proteste gegen die Staatsführung um. Tokajew entließ die Regierung, verhängte den Ausnahmezustand und setzte Militär gegen Demonstranten ein. Es gab Tote und Verletzte. Zudem bat Tokajew ein von Russland geführtes Militärbündnis um Hilfe.
Nasarbajew hat sich seit Beginn der Proteste vor knapp einer Woche nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Ein Großteil der Wut in Kasachstan richtet sich gegen Nasarbajew, der das Land nach seiner Unabhängigkeit 30 Jahre lang mit harter Hand regiert hatte.
Verdacht auf Hochverrat
Der kasachische Inlandsgeheimdienst gab am Samstag bekannt, dass sein früherer Chef, Karim Massimow, wegen des Verdachts auf Hochverrat festgenommen wurde. Tokajew hatte Massimow den Posten am Donnerstag entzogen – ebenfalls im Zuge der Proteste. Der Präsident wirft den Sicherheitsorganen vor, nicht im Vorfeld auf angeblich von außen gesteuerte "Terroristen" aufmerksam geworden zu sein, die nun an den Ausschreitungen beteiligt seien.
In der Millionenstadt Almaty im Südosten, wo die Lage besonders dramatisch und unübersichtlich ist, erhielten unterdessen nicht dringend benötigte Mitarbeiter des US-Generalkonsulats die Erlaubnis, freiwillig auszureisen, wie das US-Außenministerium mitteilte.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP