Im afghanischer Provinz Pandschir Taliban sollen Bruder von Ex-Vizepräsident Saleh getötet haben
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hatte der damalige Vizepräsident Amrullah Saleh im Pandschir-Tal Widerstand aufgebaut. Nun ist sein Bruder tot. Unter Verdacht steht die militant-islamistische Gruppe.
Die militant-islamistischen Taliban sollen den Bruder des ehemaligen Vizepräsidenten Amrullah Saleh getötet haben. Das teilte sein Neffe Schuresch Saleh am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach holten Taliban-Kämpfer den Bruder namens Rohullah Asisi bei einem Kontrollpunkt in der Provinz Pandschir, die diese Woche von den Islamisten erobert wurde, aus dem Auto und erschossen ihn. Von den Taliban gab es zunächst keine Stellungnahme.
Saleh hatte sich im vergangenen Monat nach der Flucht von Präsident Aschraf Ghani ins Ausland zum rechtmäßigen amtierenden Staatschef erklärt. Nach dem Fall der Hauptstadt Kabul und der Machtübernahme der Taliban Mitte August baute er im Pandschir-Tal Widerstand auf. Sein genauer aktueller Aufenthaltsort ist nicht bekannt.
In den vergangenen Tagen gab es aus dem Pandschir-Tal Videos, die zeigten, dass Hunderte Familien versuchten, mit ihrem Hab und Gut das Tal zu verlassen. Es war zunächst unklar, wieso. Die Telefonverbindungen funktionieren nicht. Die humanitäre Situation hatte sich unter anderem zugespitzt, weil die Taliban seit Beginn ihrer militärischen Offensive keine Lebensmittellieferungen mehr zulassen. Am Samstag kursierte zudem ein Video, das zeigen soll, wie Taliban das Feuer auf eine festgenommene Person eröffnen.
Taliban-Unterstützerinnen ziehen durch Kabul
In Kabul drückten am Samstag Dutzende Frauen bei einer Demonstration ihre Unterstützung für die Regierung der militant-islamistischen Taliban aus. Sie zogen über das Gelände einer Universität und versammelten sich dann in einem Hörsaal, wie in Videos zu sehen ist. Auf Bannern, die sie mit sich trugen, stand: "Wir sind mit der islamischen Einstellung und dem Verhalten der Mudschaheddin zufrieden." Die Frauen waren praktisch von Kopf bis Fuß schwarz verschleiert.
Der Marsch wurde von Sicherheitskräften der Taliban begleitet. Journalisten waren offiziell eingeladen, über die Demonstration zu berichten. Nach mehreren Protesten diese Woche in Kabul und anderen Städten – gegen Pakistan und indirekt auch gegen die Herrschaft der Taliban – hatte das Innenministerium Demonstrationen verboten und erklärt, Proteste müssten künftig vorab angemeldet werden. Journalisten, die von den Protesten berichteten, wurden teils für mehrere Stunden festgenommen und dabei schwer misshandelt.
Viele der Frauen der Demonstration in der Universität waren auf eine Weise verschleiert, wie das in Afghanistan in den vergangenen Jahren nie zu sehen war: Sie trugen bodenlange schwarze Gewänder und auch schwarze, kapuzenähnliche Kopfbedeckungen. Auch ihre Gesichter waren komplett schwarz verhüllt. Eine derartige Verschleierung sei nicht Teil der Kultur Afghanistans, kommentierte die ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Maidan Schahr, Sarifa Ghafari, die Bilder auf Twitter. Man solle den Frauen des Landes nicht die Kultur des Islamischen Staates (IS) aufdrängen.
- Nachrichtenagentur dpa