Von Soldaten inhaftiert Journalist der dpa in Myanmar zusammengeschlagen
Seit Wochen geht die neue Militärführung in Myanmar mit zunehmender Härte gegen die Pressefreiheit vor. Jetzt wurde ein polnischer Reporter festgenommen – er ist der zweite ausländische Journalist, den es seit dem Putsch trifft.
Ein polnischer Journalist, der für die Deutsche Presse-Agentur in Myanmar tätig ist, ist von Einsatzkräften im Zentrum des Landes festgenommen worden. Robert Bociaga sei am Donnerstag in Taunggyi, der Hauptstadt des Shan-Staates, von Soldaten inhaftiert worden, berichteten übereinstimmend das Portal Myanmar Mix, das Nachrichtenunternehmen Khit Thit Media und zahlreiche User in sozialen Netzwerken.
Der 30-Jährige soll dabei auch geschlagen und verletzt worden sein, so ein Reporter von Khit Thit Media auf Facebook. Auf Fotos war zu sehen, wie Bociaga von etwa einem Dutzend Uniformierter umzingelt wurde und vor einer Wand schützend die Hände über sich hielt. Die Deutsche Presse-Agentur hat derzeit keinen Kontakt zu Bociaga.
"In großer Sorge"
"Die Festnahme und offenkundige Misshandlung von Robert Bociaga haben uns tief bestürzt. Wir sind in großer Sorge um unseren Kollegen", sagte dpa-Chefredakteur Sven Gösmann. Die Deutsche Presse-Agentur verurteile das Vorgehen und fordere die Verantwortlichen auf, den Journalisten umgehend freizulassen. "Das ist ein unerträglicher, nicht hinnehmbarer Angriff auf die Freiheit der Berichterstattung - und selbst in dieser brutalen Form leider kein Einzelfall", sagte Gösmann.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, der Fall sei bekannt und man bemühe sich um konsularische Betreuung. Das polnische Außenministerium erklärte, der polnische Konsul in Thailand und der deutsche Konsul in Myanmar hätten die Festnahme eines polnischen Journalisten bestätigt. Es würden alle Anstrengungen unternommen, um Kontakt zu dem Inhaftierten aufzunehmen, um ihm zu helfen und Informationen über seinen Gesundheitszustand und seine rechtliche Situation zu erhalten, hieß es in einer Stellungnahme.
"Verurteilen Vorgehen aufs Schärfste"
Reporter ohne Grenzen forderte die sofortige Freilassung Bociagas und aller weiteren in Myanmar seit dem Militärputsch Anfang Februar festgenommenen Medienschaffenden. "Journalistinnen und Journalisten müssen frei über die Entwicklungen im Land und die Proteste berichten können. Wir verurteilen das Vorgehen der Armee gegen Medienschaffende aufs Schärfste", sagte Geschäftsführer Christian Mihr. "Nach dem Militärputsch wurde die Pressefreiheit in Myanmar in wenigen Tagen um zehn Jahre zurückgeworfen."
Wie kam es zum Militärputsch in Myanmar? In Myanmar hat das ohnehin einflussreiche Militär Anfang Februar die Kontrolle übernommen und die zivile Regierung von Aung San Suu Kyi entmachtet. Die Militärs begründen das mit angeblichem Wahlbetrug bei der Wahl vom November, die die Partei der früheren Freiheitsikone Suu Kyi haushoch gewonnen hatte. Belege gibt es nicht. Seitdem kommt es regelmäßig zu Protesten in dem Land, gegen die die Polizei immer massiver vorgeht.
Im früheren Birma gehen Einsatzkräfte seit dem Putsch von Anfang Februar mit zunehmender Härte nicht nur gegen Demonstranten, sondern auch gegen Journalisten vor. Viele örtliche Journalisten wurden bereits festgenommen, zudem hatte die neue Militärführung vor wenigen Tagen mehreren wichtigen Medienunternehmen die Lizenz entzogen. Ausländer galten bislang aber als relativ sicher. Seit dem Umsturz war im Februar ein japanischer Journalist festgenommen worden, der aber nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß kam.
US-Journalist ebenfalls verhaftet
Ebenfalls im Februar war ein myanmarischer Mitarbeiter der US-Nachrichtenagentur AP inhaftiert worden. Ein Gericht habe die Zeit seiner Untersuchungshaft am Freitag verlängert, die Möglichkeit einer Freilassung auf Kaution habe er nicht bekommen, teilte AP mit.
Der 32-Jährige war am 27. Februar zusammen mit anderen Journalisten festgenommen worden, als er in der größten Stadt Yangon (früher: Rangun) über eine Demonstration gegen den Putsch berichten wollte. Seine nächste Anhörung sei für den 24. März angesetzt worden, hieß es. Ihm werde ebenso wie den anderen Festgenommenen vorgeworfen, gegen ein Gesetz zur öffentlichen Ordnung verstoßen zu haben. Darauf stehen den Angaben zufolge bis zu drei Jahre Haft.
- Nachrichtenagentur dpa