Konflikt um Bergkarabach Aserbaidschan schießt russischen Militärhubschrauber ab
Ein Hubschrauber der russischen Armee ist über armenischem Gebiet abgeschossen worden. Aserbaidschan entschuldigt sich und spricht von einem Versehen.
Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Bergkarabach ist am Montagabend ein russischer Militärhubschrauber des Modells Mi-24 abgeschossen worden. Er sei auf armenischem Gebiet abgestürzt, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Dabei seien zwei Besatzungsmitglieder getötet, ein weiteres verletzt worden.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, Aserbaidschan habe den Hubschrauber versehentlich abgeschossen. Das Außenministerium entschuldigte sich am Montag bei der Regierung in Moskau für den Vorfall und bot eine Entschädigung an.
Der Hubschrauberpilot habe nach einem Raketenbeschuss die Kontrolle verloren und sei in einer Bergregion nahe der Grenze zur aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan abgestürzt. Zu dem Vorfall sei es außerhalb der Kampfzone in Bergkarabach gekommen, hieß es. Sie liegt mehr als 100 Kilometer entfernt davon. Armenien als Verbündeter Russlands sicherte Unterstützung bei der Aufklärung zu.
Armenien und Karabach räumten am Montag bedeutenden Verlust ein
Seit dem 27. September gibt es Gefechte um Bergkarabach. Am Montag hatte Karabach den Verlust der wichtigen Stadt Schuscha eingeräumt. Bereits am Sonntag hatte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev in der Hauptstadt Baku die Eroberung der Stadt verkündet. Armenien und Bergkarabach hatten das zu dem Zeitpunkt noch zurückgewiesen. Aliyev triumphierte: "Die Lösung des Berg-Karabach-Konflikts wird unserem Land neues Leben einhauchen!" Aserbaidschan werde zu einem "sehr mächtigen Staat".
Trauer herrschte hingegen in Bergkarabach. "Leider verfolgt uns eine Serie der Misserfolge, und die Stadt Schuschi ist komplett außerhalb unserer Kontrolle", sagte der Sprecher des Anführers der Region, Wagram Pogossjan. Schuschi, wie die Karabach-Armenier die Stadt nennen, liegt nur elf Kilometer von der Hauptstadt Stepanakert entfernt. Sie dürfte Aliyevs nächstes Ziel sein. "Der Feind steht vor Stepanakert, nun ist schon unsere Existenz in Gefahr", schrieb Pogossjan bei Facebook.
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Armenien: "Die Kämpfe um Schuschi gehen weiter"
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan schrieb am Abend ebenfalls bei Facebook: "Die Kämpfe um Schuschi gehen weiter." Einzelheiten nannte er nicht. Der Anführer der international nicht anerkannten Republik Bergkarabach, Araik Arutjunjan, sagte, die Kämpfe entlang der gesamten Front würden fortgesetzt. Ein gemeinsamer Kampf könne die Situation noch verändern.
Schuscha gilt als Schlüsselstadt; die Behörden in Bergkarabach hatten selbst mitgeteilt, dass ihr Verlust am Ende auch eine Niederlage im Kampf um die ganze Region bedeuten könne. In Baku hatte Aliyev verkündet, dass der Sieg in dem Konflikt mit Armenien nah sei. Er teilte am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter mit, weitere 23 Ortschaften unter aserbaidschanische Kontrolle gebracht zu haben. Seit Beginn der Gefechte hat Aserbaidschan nach eigenen Angaben 200 Ortschaften erobert.
Aserbaidschan verlor in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Aserbaidschan kann sich in dem Konflikt auf seinen "Bruderstaat" Türkei berufen. Russland wiederum ist Schutzmacht Armeniens.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters