Lage in Belarus Lukaschenkos Polizei löst Proteste brutal auf
In Belarus greifen Uniformierte ohne Erkennungszeichen protestierende Menschen von der Straße und zwängen sie in Transporter. Die Demos gegen Machthaber Lukaschenko gehen trotzdem weiter – seit 90 Tagen.
Bei erneuten Protesten gegen den autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko sind am Sonntag in Belarus nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 500 Demonstranten festgenommen worden. Die Menschenrechtsgruppe Wiasna berichtete von gut 530 Festnahmen in der Hauptstadt Minsk und anderen Städten, wo mehrere tausend Demonstranten auf die Straße gingen.
Die belarussische Polizei fuhr Wasserwerfer im Zentrum von Minsk auf, der mobile Internetzugang wurde eingeschränkt, U-Bahn-Stationen wurden geschlossen, wie AFP-Reporter berichteten. Dennoch versammelten sich mehrere tausend Regierungskritiker, viele trugen die Oppositionsfarben weiß und rot.
Trotz des Demonstrationsverbots und der Gewaltandrohung der Behörden marschierten Menschenzüge auf mehreren Straßen der Stadt – mit den historischen weiß-rot-weißen Flaggen. Sie skandierten: "Lang lebe Belarus!". Die Behörden hatten auch eine Autokorso-Aktion der Unterstützer Lukaschenkos angekündigt.
"Die Macht gehört dem Volk!", teilte die Demokratiebewegung in Minsk mit. Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die von der Bewegung als Siegerin der Präsidentenwahl vom 9. August angesehen wird, begrüßte, dass die Menschen ohne Furcht und mit Ausdauer gegen Lukaschenko um ihre Freiheit kämpften. "Schon seit 90 Tagen leisten wir Widerstand gegen Gesetzlosigkeit und Gewalt", sagte sie in ihrem Exil in der EU.
In Belarus kommt es seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August immer wieder zu Protesten gegen Lukaschenko. Er hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen.
Die Opposition sieht dagegen Tichanowskaja als wahre Gewinnerin an. Der Machtapparat geht immer wieder brutal gegen friedliche Demonstranten vor. Es gab bereits mehrere Tote, Hunderte Verletzte und Tausende Festnahmen.
- Nachrichtenagentur dpa