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Schwerste Gewalteskalation zwischen Israel und Palästinensern seit einem Jahr


Nach israelischen Luftangriffen
Gewalt eskaliert zwischen Israel und Palästinensern – 125 Verletzte

Von afp, dpa
06.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Nach einem israelischen Luftangriff steigt Rauch aus einem Gebäude im Gazastreifen auf: Seit Freitag sind nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen.Vergrößern des Bildes
Nach einem israelischen Luftangriff steigt Rauch aus einem Gebäude im Gazastreifen auf: Seit Freitag sind nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. (Quelle: Atia Darwish/dpa)

Nach israelischen Angriffen gegen den Islamischen Dschihad ist der Konflikt im Nahen Osten erneut entflammt. Aus dem Gazastreifen wurden etliche Raketen gefeuert.

Im Nahen Osten ist es zur schwersten Gewalteskalation zwischen Israel und militanten Palästinensern seit mehr als einem Jahr gekommen. Die israelische Armee fliegt seit Freitag Luftangriffe im Gazastreifen, bei denen nach Armeeangaben 15 Extremisten getötet wurden, darunter ein Anführer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad.

Die Gesundheitsbehörden im Gazastreifen sprachen am Samstag von mindestens 15 Toten, darunter ein fünfjähriges Mädchen. 125 Menschen seien verletzt worden. Der Islamische Dschihad feuerte zahlreiche Raketen Richtung Israel ab. Das israelische Militär teilte mit, neben Militärposten seien zwei Waffenproduktionsstätten sowie sechs Raketenabschussanlagen angegriffen worden.

Israels Regierungschef Jair Lapid sprach am Freitagabend von einem "präzisen Anti-Terror-Einsatz gegen eine unmittelbare Bedrohung". Der Islamische Dschihad sei eine "Hilfstruppe des Iran, die den Staat Israel zerstören und unschuldige Israelis töten will". Am Samstag kündigte ein Armeesprecher an, dass der Einsatz der Luftstreitkräfte vermutlich eine Woche dauern werde.

Ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad getötet

Bei einem der Luftangriffe wurde nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten am Freitag in Gaza Taisir al-Dschabari getötet, ein ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad. Die militante Palästinenserorganisation warf Israel vor, einen "Krieg gegen unser Volk" begonnen zu haben. Der Islamische Dschihad ist die zweitstärkste militante Gruppe in den Palästinensergebieten nach der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Sie ist eng mit dem Iran verbunden und steht hinter einem Teil der Raketenangriffe auf Israel. Die Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Seit Freitag wurden aus dem Gazastreifen etliche Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Auch am Samstag heulten im Süden Israels wieder die Sirenen. Die israelische Armee erklärte, die meisten der 160 im Gazastreifen abgefeuerten Raketen seien in dem Palästinensergebiet gelandet oder vom Luftabwehrsystem Iron Dome abgefangen worden. Angaben über Verletzte oder größere Schäden gab es zunächst nicht.

Im israelischen Grenzgebiet wurde am Samstag den Menschen geraten, sich nicht weit von Schutzräumen zu entfernen. Auch in der Küstenstadt Tel Aviv wurden öffentliche Schutzräume geöffnet.

Einziges Kraftwerk im Gazastreifen abgeschaltet

Die Luftangriffe im Gazastreifen begannen drei Tage nach der Schließung zweier Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen aus Sicherheitsgründen. Zuvor waren zwei ranghohe Mitglieder des Islamischen Dschihad im besetzten Westjordanland festgenommen worden. Bei einer weiteren Razzia im Westjordanland am Samstag nahm der israelische Geheimdienst Schin Bet nach Armeeangaben 20 Menschen fest, darunter 19 Mitglieder des Islamischen Dschihad.

Wegen der Schließung der Grenzübergänge musste nach Angaben der Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk im Gazastreifen abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte.

Berichten aus Gaza zufolge soll es erste Vermittlungsversuche von Ägypten, den Vereinten Nationen und Katar geben. Ein israelischer Armeesprecher sagte jedoch am Samstag, Israel führe derzeit keine Verhandlungen über eine Waffenruhe. Auch der Islamische Dschihad ließ verlauten, eine Waffenruhe stehe vorerst nicht zur Debatte. Der Fokus der Gruppe liege "auf dem Schlachtfeld".

Heftigste Gewalteskalation seit Mai 2021

Die Europäische Union und Russland haben nach der erneuten Eskalation beide Seiten zur Mäßigung aufgerufen. Die EU fordere "alle Seiten zur größtmöglichen Zurückhaltung auf, um eine weitere Eskalation und weitere Opfer zu vermeiden", sagte am Samstag ein Sprecher des Außenbeauftragten Josep Borrell. Das russische Außenministerium erklärte seinerseits, es verfolge die Entwicklung mit "tiefer Besorgnis" und fordere alle Seiten zu "maximaler Zurückhaltung" auf.

Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa erklärte, die jüngste Eskalation sei von der israelischen Armee verursacht worden, Palästinensergruppen hätten darauf mit "massiver und wahlloser Bombardierung" des israelischen Staatsgebiets reagiert. Der EU-Außenbeauftragte Borrell erklärte, Israel habe zwar "das Recht, seine eigene Bevölkerung zu schützen". Es müsse aber "alles getan werden", um einen "umfassenderen Konflikt" und somit zusätzliches Leid der Zivilbevölkerung zu vermeiden.

Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai vergangenen Jahres. Die Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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