Vorwürfe gegen Kronprinz Saudi-Arabien weist Khashoggi-Bericht als "falsch" zurück
Nach Einschätzungen von US-Geheimdiensten soll der saudische Kronprinz Salman die Operation gegen den Journalisten Khashoggi genehmigt haben. Saudi-Arabien dementiert.
Das saudische Außenministerium hat einen US-Geheimdienstbericht zur Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggis als "falsch" und "inakzeptabel" zurückgewiesen. Er enthalte "fehlerhafte Informationen und Schlussfolgerungen" zur saudischen Führung, teilte das Ministerium mit. Das "schreckliche Verbrechen" stelle einen eklatanten Verstoß gegen saudisches Recht dar.
Diejenigen, die es begangen hätten, seien verurteilt worden. Das Königreich lehne Maßnahmen ab, die seine Souveränität und die Unabhängigkeit seiner Justiz verletzten.
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US-Regierung hat Sanktionen angekündigt
Der neue US-Präsident Joe Biden hatte zuvor den Kurs gegenüber Saudi-Arabien drastisch verschärft und damit eine Abkehr von der Politik seines Vorgängers Donald Trump vollzogen. Die US-Regierung verkündete am Freitag Sanktionen, von denen Kronprinz Mohammed bin Salman aber verschont blieb.
Kurz zuvor hatte das Büro der US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines einen bisher unter Verschluss gehaltenen Bericht zu dem Fall veröffentlicht. Aus ihm geht hervor, dass der Kronprinz nach Einschätzung der US-Geheimdienste die Operation zur Gefangennahme oder Tötung Khashoggis im saudischen Konsulat in Istanbul genehmigt hatte.
Khashoggis Verlobte: "Ich bin am Boden zerstört"
Khashoggis Verlobte reagierte bestürzt auf den Bericht. "Ich bin am Boden zerstört", sagte Hatice Cengiz am Freitag dem Sender CNN. "Jetzt glaube ich, dass er nie wieder zurückkehren wird". Cengiz rief die politischen Führer weltweit auf, ihrem getöteten Verlobten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hofft ebenfalls auf eine konkrete Verfolgung der Verantwortlichen. "Der Bericht unterstreicht, wie wichtig eine unabhängige und rechtsstaatliche Aufklärung dieses unfassbar brutalen Mords ist. Die Verantwortlichen müssen bestraft werden", teilte Geschäftsführer Christian Mihr mit. "Nun müssen unabhängige Gerichte für Gerechtigkeit sorgen und aufklären, wofür genau der (saudi-arabische) Kronprinz Mohammed bin Salman verantwortlich ist."
Saudisches Gericht verurteilte fünf Männer
Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Spezialkommando aus Riad getötet worden. Von seinem Leichnam fehlt bis heute jede Spur. Khashoggi lebte im US-Bundesstaat Virginia und schrieb Kolumnen für die "Washington Post", die oft Kritik an der saudischen Monarchie enthielten.
Die Führung des islamisch-konservativen Königreichs war nach dem Verschwinden Khashoggis scharfer Kritik ausgesetzt. Sie räumte den Mord erst auf internationalen Druck hin ein. Die Spuren führten bis in das engste Umfeld des Kronprinzen, der aber bestritt, die Tötung selbst angeordnet zu haben.
Ein saudisches Gericht hatte im Herbst fünf Angeklagte zu 20 Jahren Haft verurteilt und damit eine zuvor verhängte Todesstrafe gegen die Beschuldigten aufgehoben. In dem US-Bericht werden neben dem Kronprinzen 21 Personen im Zusammenhang mit der Operation aufgeführt.
- Nachrichtenagentur dpa