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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ex-US-Staatssekretär warnt "Dann hätte Putin freie Hand in Europa"
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus. Bei der Nato versucht man sich zu wappnen. Denn ein Trump-Sieg wäre auch ein Sieg für Putin, erklärt Ex-US-Staatssekretär James Townsend.
Treten die USA die Kontrolle über das Ramstein-Format an die Nato ab? Beim Treffen der Nato-Außenminister in dieser Woche fand der Vorschlag von Generalsekretär Jens Stoltenberg breite Zustimmung, auch die deutsche Vertreterin Annalena Baerbock zeigte sich offen. t-online hatte bereits zu Beginn der Woche über die Pläne berichtet.
Auch die USA haben Interesse an der Änderung der Zuständigkeiten des Formats, das die Unterstützung der Ukraine entscheidend mit koordiniert – auch, um es vor einer eventuellen zweiten Amtszeit des unberechenbaren Donald Trumps zu schützen. Eine Zustimmung beim Nato-Treffen im Juni in Washington gilt als wahrscheinlich. Trump hatte immer wieder angedeutet, die Unterstützung der Ukraine stünde unter ihm wieder zur Debatte.
Trump: Putin kann "machen, was er will"
Es ist eine Idee, die funktionieren kann, erklärt Ex-US-Staatssekretär James Townsend t-online. "Sollte das Ramstein-Format unter Verwaltung der Nato kommen, wäre es relativ sicher. Trump könnte dann nur noch die Teilnahme der USA zurückziehen. Dennoch könnte die Nato die Mission weiterführen." Aktuell leitet der US-Verteidigungsminister die monatlichen Treffen.
Zur Person
James Joye Townsend Jr. war von 2009 bis 2017 Staatssekretär für Europa- und Nato-Politik im US-Verteidigungsministerium. Heute ist er Vorstandsmitglied beim "Center for a New American Security" (CNAS), einem Thinktank für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten.
Nicht nur die Bedrohung durch Trump, der angekündigt hatte, Putin könne in seiner zweiten Amtszeit mit Nato-Staaten "machen, was er will", wäre durch den Schritt zumindest minimiert, so Townsend: "Auch andere nationale Regierungen könnten so nur noch durch die Redebeiträge ihrer Vertreter bei den Treffen Einfluss nehmen." Die Entscheidungen träfe dann letztendlich die Nato.
Townsend: "Dann entstünde der größte Schaden"
Dennoch könne Trump der Nato große Probleme bereiten: "Er könnte den US-Botschafter bei der Nato degradieren und damit seine Rolle schwächen. Außerdem könnte er weniger Mitarbeiter für die Nato abstellen. Der größte Schaden entstünde, wenn er die US-Truppen teilweise oder komplett aus Europa abzieht."
Trump habe zwar immer wieder davon geredet, die USA an sich komplett aus der Nato zu führen. Dazu bräuchte er allerdings die Zustimmung des US-Kongresses.
"Mit Deutschland scheint er ein besonderes Problem zu haben"
Für den Fall eines Trump-Sieges im Herbst zeichnet der ehemalige Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium ein düsteres Zukunftsszenario. "Sollte Trump wieder Präsident werden, habe ich große Sorge um das Verhältnis der USA zur EU und der Nato", meint Townsend.
"Auch die Beziehungen zu einzelnen Nationen besorgen mich – mit Deutschland beispielsweise scheint er aus irgendeinem Grund ein besonderes Problem zu haben." Trump hatte in der Vergangenheit immer wieder von den Nato-Ländern gefordert, mehr für ihre Verteidigung auszugeben und dabei auch immer wieder Deutschland hervorgehoben. In dem Zusammenhang nannte Trump Deutschland einst einen "Gefangenen Russlands". Seine Kritik galt dem Bau der Pipeline Nord Stream 2 und der damit einhergehenden Rohstoffabhängigkeit der Bundesrepublik vom Kreml.
Nicht nur das deutsch-amerikanische, auch das Verhältnis der Vereinigten Staaten zur Ukraine wäre in Gefahr, so Townsend: "Die USA würden vermutlich die Unterstützung einstellen und Druck ausüben, damit die Ukraine einen Deal mit Russland eingeht." Einer dagegen könne sich über einen Trump-Sieg im Herbst besonders freuen: "Das wäre wundervoll für Russland, ein Sieg für Putin. Er hätte einen Freund im Weißen Haus und freie Hand in Europa."
- Gespräch mit James Townsend
- Eigene Recherche