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Live | Wahlen in Frankreich: In weniger als einer halben Stunde schließen die Wahllokale


Entscheidende Richtungswahl
Nur noch wenige Minuten können die Franzosen ihre Stimme abgeben

Von dpa, afp, reuters, lib

Aktualisiert am 24.04.2022Lesedauer: 4 Min.
*Le Touquet-Paris-Plage: Emmanuel Macron nimmt sich gemeinsam mit seiner Frau Brigitte die Zettel zur Stimmabgabe.Vergrößern des Bildes
Le Touquet-Paris-Plage: Emmanuel Macron nimmt sich gemeinsam mit seiner Frau Brigitte die Zettel zur Stimmabgabe. (Quelle: Gonzalo Fuentes/reuters)

Wahlen im Nachbarland: Kann Macron sein Amt verteidigen – oder muss er es an die Rechtspopulistin Le Pen abgeben? Die Franzosen strömen an die Urnen und entscheiden dabei auch über die Zukunft der EU.

In Frankreich läuft die entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl: Noch bis 20 Uhr können rund 48,7 Millionen eingeschriebene Wähler zwischen dem liberalen Staatschef Emmanuel Macron und seiner rechtsnationalen Herausforderin Marine Le Pen abstimmen.

Für die beiden Kandidaten, die sich vor zwei Wochen in der ersten Runde der Wahl gegen zehn Mitbewerber durchgesetzt haben, wird heute entscheidend sein, ob sie auch frustrierte Wähler an die Urnen holen können. Besonders auf das linke Lager kommt es dabei an, auf diejenigen, die bei der ersten Runde etwa für den Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon stimmten, der auf Platz drei landete und damit die Stichwahl verpasste.

Die Beteiligung in diesem Jahr läuft dabei schleppender als bei der Abstimmung vor fünf Jahren: Dem französischen Innenministerium zufolge liegt die Wahlbeteiligung um 17 Uhr bei 63,2 Prozent und damit etwa zwei Prozentpunkte niedriger als zur Abstimmung 2017.

Schätzungen: 28 Prozent enthalten sich

Nach Schätzungen von vier Meinungsforschungsinstituten dürfte die Enthaltung am Ende bei 28 Prozent liegen und damit um 2,5 Prozentpunkte höher als 2017. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre war mit einer hohen Enthaltung gerechnet worden, zumal derzeit Schulferien sind. Während eine Wahlbeteiligung von rund 72 Prozent in vielen anderen Demokratien als eine relativ hohe Wahlbeteiligung gilt, wäre dies eine historisch niedrige Zahl für Frankreich.

Beobachter warnten, dass eine hohe Enthaltung den Abstand zwischen Macron und Le Pen verringern und damit zu einem "echten Risiko" für den liberalen Amtsinhaber werden dürfte. Macron und seine Verbündeten wiesen immer wieder darauf hin, dass die vielen Wähler, die 2016 in Erwartung eines klaren Ergebnisses in Großbritannien und den USA zu Hause geblieben waren, erst den Brexit und die Wahl von Donald Trump an die US-Staatsspitze ermöglicht hatten.

Wo Le Pen und Macron ihre Stimme abgegeben haben

Le Pen selbst wählte am Vormittag im nordfranzösischen Hénin-Beaumont bei Lille. Macron gab seine Stimme am Mittag im nordfranzösischen Badeort Le-Touquet-Paris-Plage ab, wo er gemeinsam mit seiner Frau ein Ferienhaus besitzt.

Im Anschluss dankte Macron den zahlreichen Wahlhelfern: "Vielen Dank an Tausende von Franzosen und Französinnen, die es ermöglichen, dass die Wahlen stattfinden können", teilte Macron per Twitter mit. "In den Wahllokalen unserer Städte und Dörfer sind Sie das schlagende Herz unserer Demokratie."

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Umfragen sahen den aktuellen Staatschef zuletzt mit 55 bis 56,5 Prozent vorne. Bereits im ersten Durchgang hatte er mehr Stimmen geholt als die rechtsnationale Le Pen. Der Ausgang ist aber noch ungewiss. Immer wieder gewann in der Endrunde der Präsidentschaftswahl in Frankreich auch der Kandidat, der im ersten Durchgang auf Platz zwei gelandet war.

Viele riefen dazu auf, "gegen Le Pen" zu wählen

Le Pen, die sich im Wahlkampf um ein gemäßigteres und bürgerliches Bild bemühte, tritt erneut mit einigen extremen Forderungen an. So will sie etwa eine bevorzugte Behandlung von Franzosen gegenüber Ausländern in der Verfassung festschreiben lassen, etwa bei Sozialleistungen und dem Zugriff auf Wohnraum.

Zahlreiche Parteien, ausgeschiedene Kandidaten und gesellschaftliche Gruppen riefen daher dazu auf, in der entscheidenden Endrunde mit einer Stimme für Macron gegen Le Pen zu wählen. Eine solche republikanische Front hatte es bereits 2017 und zuvor 2002 gegeben. Damals waren Le Pen beziehungsweise ihr Vater und rechtsextremer Parteigründer Jean-Marie Le Pen ihren Kontrahenten deutlich unterlegen. Mittlerweile scheint das lager- und parteienübergreifende Bündnis aber geschwächt.

Entscheidende Wahl auch für die EU

Auch Brüssel und Berlin beobachten die Wahl mit Spannung. Im Gegensatz zum Pro-Europäer Macron will Le Pen zu Deutschland auf Distanz gehen und die Europäische Union grundlegend ändern. Ihr schwebt etwa das Vorrecht nationalen Rechts vor EU-Recht vor. Eine Wiederwahl von Macron wurde indes als Garant für Stabilität und Kontinuität in den Beziehungen mit Frankreich gesehen.

Le Pen plant Buskorso im Fall eines Sieges

Für den Fall ihres Sieges haben sowohl Macron als auch Le Pen jeweils einen feierlichen Auftritt geplant. Der amtierende Präsident will seine Anhänger auf dem Champ-de-Mars in der Nähe des Eiffelturms in Paris empfangen, wie die Zeitung "Le Parisien" berichtete.

Die rechtsnationale Le Pen unterdessen möchte von der Lokalität im Bois de Boulogne, wo der Wahlabend gefeiert wird, mit den 13 Bussen ihrer Wahlkampagne zu einer Korsofahrt durch Paris starten. Die Busse mit dem Foto von Le Pen sollen angeführt vom Wagen der Kandidatin markante Orte wie den Arc de Triomphe, den Place de la Concorde und den Place de la République in Paris ansteuern, anschließend soll es zu einem noch nicht bekannten Ort außerhalb der Hauptstadt gehen. Angaben zu den Plänen der Kandidaten im Falle einer Niederlage gab es dagegen zunächst nicht.

Französischer Präsident hat viel Macht

Der französische Präsident wird auf fünf Jahre gewählt. Er beeinflusst die Politik des Landes maßgeblich und spielt oft eine wichtigere Rolle als der von ihm ernannte Premierminister und Regierungschef.

Die Wahllokale sind in Frankreich bis 19.00 Uhr und mancherorts bis 20.00 Uhr geöffnet. Wegen der Zeitverschiebung wurde in einigen französischen Überseegebieten, etwa in der Karibik, bereits am Samstag abgestimmt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters
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