Kreml wirbt angeblich Söldner an, weitere Angriffe Ukraine-Krieg – die Nacht im Überblick
Die Schuld für den Krieg liege vor allem bei Kremlchef Putin, sagt Bundeskanzler Scholz. Und die Angriffe in der Ukraine gehen weiter. Die Ereignisse der Nacht im Überblick.
Die Ukraine hält nach Angaben ihrer Führung auch drei Wochen nach Kriegsbeginn jene Gebiete des Landes weiter unter Kontrolle, in die russische Truppen vorzudringen versuchen.
Die Armee antworte auf jeden Angriff russischer Einheiten, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Freitag. In Berlin betonte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), allein Wladimir Putin sei für den Angriff auf die Ukraine verantwortlich, nicht das russische Volk. Der Krieg im Osten Europas wird auch am Freitag die internationale Politik beschäftigen.
Embed
Der ukrainische Staatschef Selenskyj wandte sich besonders an die Menschen in Mariupol, Charkiw und Tschernihiw, deren Städte belagert werden und schweren Schaden genommen haben. Sie würden nicht im Stich gelassen, versicherte er. Von der Armee bis zur Kirche tue jeder alles für die Menschen. "Ihr werdet frei sein", versprach Selenskyj.
Kreml wirbt angeblich Söldner an
Zudem äußerte er sich in seiner täglichen Videoansprache über ausländische Kämpfer, die das russische Militär angeworben haben soll: "Wir haben Informationen darüber, dass die russischen Streitkräfte Söldner aus verschiedenen Ländern anwerben. Sie versuchen durch Täuschung, so viele junge Rekruten wie möglich in ihre Reihen zu bringen."
Selenskyj warnte davor, sich den Russen anzuschließen und erklärte, es sei besser, ein langes Leben zu führen, statt Geld zu nehmen, was nur kurzfristig angeboten werde.
Der Staatschef dankte außerdem US-Präsident Joe Biden für dessen "neue und effektive" Hilfe – und bat um Verständnis, dass er nicht alle Details zum Unterstützungspaket der USA preisgeben könne. Washington hatte zuletzt weitere Waffen im Wert von mehreren Milliarden Dollar zugesagt.
Nach ukrainischen Angaben setzten russische Truppen in der Nacht zum Freitag ihre Angriffe auf Tschernihiw fort. In Mariupol am Asowschen Meer bleibt unklar, wie viele Menschen beim Beschuss eines Theaters umgekommen sind. Der Abgeordnete Serhij Taruta schrieb auf Facebook, in den Schutzräumen des Gebäudes seien zuletzt offenbar noch mindestens 1.300 Menschen gewesen. Aussagen der Abgeordneten Olga Stefanyschyna zufolge wurden am Donnerstag rund 130 Zivilisten lebend aus den Trümmern gerettet.
Kanzler Scholz: Russland ist nicht Putin
Angesichts des Kriegs gegen das Nachbarland Ukraine mahnte Bundeskanzler Scholz, Russland nicht mit Putin gleichzusetzen. "Nicht das russische Volk hat die fatale Entscheidung des Überfalls auf die Ukraine getroffen. Dieser Krieg ist Putins Krieg." Das sagte Scholz auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Ehren des SPD-Politikers Egon Bahr, der am Freitag 100 Jahre alt geworden wäre.
Diese Unterscheidung sei wichtig, um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aufs Spiel zu setzen, betonte Scholz. "Und sie ist wichtig, um den mutigen russischen Männern und Frauen, die unter hohen persönlichen Risiken gegen Putins Angriffskrieg auf die Straße gehen, eines zu zeigen: Ihr steht nicht allein. Wir stehen an eurer Seite."
Botschafter an Bundesregierung: "Man kauft kein Gas, kein Öl, keine Kohle"
In einer Videoansprache vor dem Bundestag hatte Selenskyj am Donnerstag Deutschland an seine historische Verantwortung erinnert, dem Unrecht entgegenzutreten. Er forderte weitere Hilfen für sein Land. Das Parlament ging nach der Rede zur Tagesordnung über, was nicht nur bei Abgeordneten auf deutliche Kritik stieß. Hier finden Sie die Rede Selenskyjs im Wortlaut.
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk insistierte, Deutschland solle als Signal wenigstens kurzfristig für ein oder zwei Monate keine russischen Energieträger kaufen. "Man kauft kein Gas, kein Öl, keine Kohle", sagte er in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". "Das ist unsere Bitte an die Bundesregierung."
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) erklärte sich in der Sendung bereit, nach dem Vorbild der Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien nach Kiew zu reisen: "Wenn es einen Beitrag leistet – ich würde immer fahren."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
USA sprechen von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine
US-Außenminister Antony Blinken warf Russland Kriegsverbrechen in der Ukraine vor, bezeichnete dies aber als seine persönliche Meinung. Er verwies auf eine ähnliche Äußerung von Präsident Biden. Absichtliche Angriffe auf Zivilisten seien ein Kriegsverbrechen. Offiziell hat die US-Regierung eine solche Einstufung bislang nicht vorgenommen.
Blinken sagte allerdings: "Unsere Experten sind dabei, mögliche Kriegsverbrechen, die in der Ukraine begangen werden, zu dokumentieren und zu bewerten." Auch nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums greift das russische Militär in der Ukraine vermehrt zivile Einrichtungen an.
Das wird heute wichtig
Wegen des Kriegs in der Ukraine will US-Präsident Biden am Freitag mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping telefonieren. China ist der wichtigste Verbündete Russlands, lässt aber bei dem Angriff auf die Ukraine eine gewisse Distanz erkennen. Die Auswirkungen des tiefen Konflikts zwischen dem Westen und Moskau dürften auch die Überlegungen zu einer nationalen Sicherheitsstrategie für Deutschland prägen. Dazu findet in Berlin eine Auftaktveranstaltung statt, bei der Außenministerin Annalena Baerbock sprechen wird. Ebenfalls um die Ukraine dürfte es bei einem Treffen von Bundeskanzler Scholz mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez gehen.
In New York nahm Russland wegen mangelnder Unterstützung im UN-Sicherheitsrat Abstand von einer Abstimmung über eine Resolution zur humanitären Lage in der Ukraine. Das mächtigste UN-Gremium soll aber am Freitag erneut zu einer Dringlichkeitssitzung wegen angeblicher US-Labore zur Produktion von Biowaffen in der Ukraine zusammenkommen – eine Behauptung, die von russischer Seite trotz fehlender Beweise immer wieder erhoben wird.
Der Rat hatte sich schon einmal auf Anfrage Moskaus mit den Vorwürfen beschäftigt, die weithin als Falschinformation und haltlose Propaganda bezeichnet werden.
- Nachrichtenagentur dpa