Tourismus brach um 90 Prozent ein Armut auf Mallorca nimmt in Corona-Krise drastisch zu
Die Corona-Krise hat die Ferieninsel Mallorca extrem hart getroffen. Weil der Tourismus brach liegt, werden die Schlangen an den Tafeln immer länger.
Die soziale Not hat auf Mallorca im Zuge der Corona-Pandemie drastisch zugenommen. Auf der spanischen Urlaubsinsel sei die Nachfrage nach Hilfsleistungen noch nie so groß gewesen wie in diesem Jahr, berichtete am Sonntag die Regionalzeitung "Diario de Mallorca". Das gehe unter anderem auch aus Berichten von Mitarbeitern des Roten Kreuzes hervor, hieß es.
Das Blatt zitiert die für die Mittelmeerinseln zuständige Koordinatorin der medizinischen Hilfsorganisation, Juana Lozano, mit der Information, allein in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres habe man rund 52.000 Hilfspakete mit Lebensmitteln sowie Hygiene- und Putzartikeln verteilt. Im gesamten Jahr 2019 seien es 11.000 gewesen.
Auch viele Rentner und die Mittelklasse ist betroffen
Nach Medienberichten werden die Schlangen vor den Tafeln der Mallorca-Hauptstadt Palma, aber auch in anderen Gebieten der Insel immer länger. Bei den Bedürftigen stellen Obdachlose und Bewohner von Problemvierteln längst nicht mehr die Mehrheit. Betroffen sind inzwischen auch viele Rentner und Familien der Mittelklasse.
Die coronabedingten Reiseeinschränkungen haben in Spanien vor allem die Balearen und die Kanaren hart getroffen. Der Tourismus, der in beiden Regionen für etwa 35 Prozent des Nationaleinkommens verantwortlich ist, erlebte einen Einbruch. Auf den Balearen fiel etwa die Zahl der ausländischen Besucher zwischen Januar und Oktober nach einer jüngsten Mitteilung der Statistikbehörde INE um mehr als 87 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Höchste Infektionszahlen Spaniens
Eine Besserung der Lage ist unterdessen nicht in Sicht – zumal die Balearen inzwischen die schlechtesten Corona-Zahlen in ganz Spanien verzeichnen. Zuletzt kletterte die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen ungeachtet strenger Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit auf 607, wie die balearischen Gesundheitsbehörden in Palma mitteilten.
Zum Vergleich: In ganz Spanien betrug diese sogenannte 14-Tage-Inzidenz nach Angaben der EU-Behörde ECDC zuletzt 249, in Deutschland knapp 394. Das Corona-Risiko sei auf der Insel "extrem hoch", warnte die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol am Sonntag in Palma. Die Zahl der Covid-Patienten auf der Intensivstation sei in einer Woche um 35 Prozent auf 69 gestiegen.
Die Regionalregierung hat als Reaktion auf hohen Infektionszahlen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erneut verschärft. Unter anderem müssen Restaurants, Cafés und Kneipen auf Mallorca ab Dienstag auch werktags schon um 18.00 Uhr – also vier Stunden früher als bisher – schließen. Die Maßnahmen sollen zwei Wochen lang bis zum 11. Januar gelten.
- Nachrichtenagentur dpa