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Anschlag in Wien – Augenzeuge: "Wir waren eingesperrt und hatten Angst"


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Terror in Wien
Augenzeuge: "Wir waren eingesperrt und hatten Angst"

InterviewVon Camilla Kohrs

Aktualisiert am 03.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Alois Schroll ist Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Ybbs an der Donau: Am Montagabend erlebte er den Anschlag in Wien mit.Vergrößern des Bildes
Alois Schroll ist Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Ybbs an der Donau: Am Montagabend erlebte er den Anschlag in Wien mit. (Quelle: Montage: t-online.de/imago-images-bilder)
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Der österreichische Abgeordnete Alois Schroll war während der Anschläge in einem Lokal in der Innenstadt. Im Interview berichtet der SPÖ-Politiker, was er erlebt hat.

Wenn eine Sitzung des österreichischen Parlaments stattfindet, kommt der Abgeordnete Alois Schroll aus der Kleinstadt Ybbs an der Donau schon am Abend zuvor nach Wien. So auch am Montag, als mindestens ein islamistischer Terrorist schwerbewaffnet Passanten angriff. Der SPÖ-Politiker war an diesem Abend mit einem Mitarbeiter und einem Bekannten in einem Lokal am Schwedenplatz – nur wenige Meter von den Anschlagsorten entfernt. Im Interview mit t-online berichtet Schroll, was er erlebt hat.

t-online: Herr Schroll, Sie waren gerade in einem Lokal, als der Anschlag 200 Meter von Ihnen entfernt geschah.

Alois Schroll: Ich war gerade erst 20 Minuten dort, als plötzlich ganz viel Polizei auffuhr. Das Schreckliche war ja, dass wir am Anfang gar nicht wirklich mitbekommen haben, was passiert ist. Der ganze Schwedenplatz war auf einmal gefüllt mit Einsatzkräften und Blaulichtern. Wir haben zuerst gedacht, es gebe einen großen Autounfall, der Platz liegt ja direkt an der dicht befahrenen Ringstraße.

Was passierte dann?

Es war eine ganz eigenartige Stimmung. Im Restaurant ging auf einmal um, dass es einen Anschlag in Wien gegeben hat. Von einem Tisch wurde gerufen, dass es sechs verschiedene Angriffsorte gibt. Und die waren ja nur wenige Meter von uns entfernt. Es war sehr beängstigend. Wir waren eingesperrt und hatten Angst, dass es unser Lokal auch treffen könnte. Die Fassaden sind aus Glas. Wir haben die ganzen Einsatzkräfte gesehen, aber wir konnten gar nicht zuordnen, was da genau geschieht. Viele haben geweint und wollten raus.

Im Lokal wurde dann der Fernseher angemacht, andere Gäste haben auf ihren Laptops Livestreams angeschaltet. Ich und meine Bekannten kamen aber gar nicht mehr ins Internet. Mich haben verschiedene Leute angerufen, unter anderem meine Tochter. Meine Familie und Bekannten wissen ja, dass ich immer am Abend vor der Nationalratssitzung in Wien bin. Die haben mir dann auch immer wieder Neuigkeiten geschrieben.

Wann durften Sie das Lokal wieder verlassen?

Es war ungefähr Mitternacht, oder ein Uhr nachts. Ich wollte zu meiner Wohnung, aber genau dort hatte der Anschlag stattgefunden. Also durfte ich in das Haus nicht rein und wurde angewiesen, in eine andere Richtung zu gehen. Ich bin dann im zweiten Bezirk (Anm.: in der Leopoldstadt, auf der gegenüberliegenden Seite des Donaukanals) irgendwie herumgeirrt, ich wusste nicht, wo ich hin soll. In meiner Wohnung war ja alles, mein Autoschlüssel, ich kam ja gar nicht mehr weg.

Wie haben Sie die Stadt in dem Moment erlebt?

Ich habe Wien nicht wiedererkannt. Die Menschen haben alle mit gehobenen Händen gehen müssen, es war … Das kennt man nicht. Ich muss mich erst einmal sammeln.

In den vergangenen Tagen hat es den Angriff in Nizza gegeben. Haben Sie sich vorstellen können, dass auch Österreich betroffen sein wird?

Ich habe erst am Sonntag mit meiner Familie darüber gesprochen. Die Situation ist wegen Corona ja eh schon angespannt, die Akzeptanz für die Maßnahmen schwindet, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Ich hatte gehofft, Österreich bleibe verschont.

Es gibt Menschen, die nun sagen, sie fühlen sich in Wien nicht mehr sicher. Empfinden Sie das auch so?

Ich habe zwei Jahre in Indonesien gelebt, war viel auf der Welt unterwegs und habe mit dieser Erfahrung immer gesagt, dass Wien eine der sichersten Städte ist. Und ich bleibe bei dieser Aussage. Man ist nirgendwo vor solchen Anschlägen gefeit.

Wenn ich gestern aber eines gesehen habe, ist es, dass unsere Einsatzkräfte enorm gute und professionelle Arbeit geleistet haben. Da kann man nur den größten Dank aussprechen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Alois Schroll
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