Weltgesundheitsorganisation USA beenden Zusammenarbeit mit WHO
Washington (dpa) - Mitten in der Corona-Krise haben sich die USA nach mehr als 70 Jahren aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verabschiedet.
US-Präsident Donald Trump kündigte die Zusammenarbeit nach einer Serie von Drohungen am Freitag (Ortszeit) in Washington auf. Das 30-tägige Ultimatum, das er der UN-Sonderorganisation erst vergangene Woche gesetzt hatte, wartete er gar nicht mehr ab. Die bisherigen amerikanischen Beiträge an die WHO sollten künftig in andere globale Gesundheitsprojekte fließen. International gab es viel Kritik. Die Bundesregierung äußerte ebenfalls ihr Bedauern.
Trump warf der WHO abermals vor, unter chinesischem Einfluss zu stehen. Zugleich verwies er darauf, dass die USA bislang viel mehr Geld bezahlten als die Volksrepublik. Dann verkündete er: "Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesundheitsorganisation beenden." Früher hatte er sie schon als "Marionette" Chinas bezeichnet. Die WHO äußerte sich zunächst nicht zum Abschied der Vereinigten Staaten, die die Organisation 1948 mitgegründet hatten. "Wir haben im Moment keinen Kommentar dazu", sagte ein Sprecher am Samstag.
Die Europäische Kommission bezog hingegen klar Stellung für die WHO und drängte Trump, seine Entscheidung zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronavirus helfe nur globale Zusammenarbeit und Solidarität, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen. "Alles, was internationale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden." Außenminister Heiko Maas sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, man brauche "weltweite Kooperation statt nationaler Alleingänge". Nahezu wortgleich mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sprach er von einem "falschen Signal zur falschen Zeit".
Trump machte die Weltgesundheitsorganisation abermals dafür verantwortlich, dass sich das neuartige Corona-Virus so sehr ausbreiten konnte. Die WHO habe Chinas Angaben zu lange vertraut. In einem Brief an deren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte er vergangene Woche noch verlangt, die Organisation müsse sich innerhalb von 30 Tagen ändern. Was er sich konkret darunter vorstellte, verriet er nicht. Jetzt sagte Trump, die UN-Sonderorganisation habe sich notwendigen Reformen verschlossen.
Der US-Präsident hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bislang wichtigster Geldgeber. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar betragen. Trump steht in der Corona-Krise selbst schwer unter Druck. Der Republikaner hatte die Gefahr lange heruntergespielt. Inzwischen sind in den USA mehr als 100.000 Menschen nach einer Infektion gestorben.