Nach Attentaten in Sri Lanka Sprengsatz und Dutzende Zünder in Colombo gefunden
In der Nähe einer Kirche wurde eine weitere Bombe gefunden. Die kontrollierte Sprengung löste Panik aus. Unterdessen macht die Regierung Sri Lankas eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die Attacken verantwortlich.
In der Nähe eines der Anschlagsorte vom Ostersonntag in Sri Lanka ist ein Sprengsatz in einem geparkten Auto gefunden worden. Bombenentschärfer sprengten das Fahrzeug am Montag in der Nähe der St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo. An einem anderen Ort der Stadt seien an einer Bushaltestelle 87 Zünder sichergestellt worden. Ein Mann wurde den Angaben zufolge in der Gegend um die St.-Antonius-Kirche festgenommen. Der Fund des Sprengsatzes und die Sprengung lösten in der Umgebung eine Panik aus. Zeugen berichteten auf Twitter zudem, dass die Polizei den Festgenommenen vor einer aufgebrachten Menge schützen musste.
Mittlerweile sind die Verantwortlichen für die Anschläge vom Ostersonntag offenbar identifiziert. Wie Kabinettssprecher Rajitha Senaratne am Montag mitteilte, macht die Regierung eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die Attacken verantwortlich. Die Regierung ist demnach fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) die Selbstmordattentate verübt hat. Zuvor habe es Hinweise auf Anschlagspläne der Gruppe gegeben.
So verfasste der stellvertretende Polizeichef Priyalal Dissanayake am 11. April ein Schreiben, in dem er von Anschlagsplänen der radikal-islamischen Gruppe NTJ auf katholische Kirchen sowie die indische Botschaft in Sri Lanka warnte. Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hieß es.
Echtheit des Schreibens vom Kabinettsprecher bestätigt
Senaratne bestätigte in einer Pressekonferenz zudem die Echtheit des an mehrere Polizeieinheiten adressierten Schreibens, das Telekommunikationsminister Harin Fernando auf Twitter veröffentlicht hatte. Premierminister Ranil Wickremesinghe sei jedoch nicht informiert worden.
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Senaratne, der auch Gesundheitsminister ist, kritisierte das angespannte Verhältnis zwischen Wickremesinghe und den Sicherheitsdiensten unter Staatspräsidenten und Verteidigungsminister Maithripala Sirisena. Sirisena hatte Wickremesinghe Ende vergangenen Jahres überraschend entlassen und ersetzt. Wickremesinghe gewann aber den Machtkampf und blieb im Amt.
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Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime. Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem Inselstaat nicht gegeben.
- Nachrichtenagentur dpa