Explosionen am Ostersonntag Sri Lanka: Attacken waren Selbstmordanschläge
Nach der Anschlagsserie am Ostersonntag in Sri Lanka geht die Suche nach den Motiven weiter. Die Regierung prüft, ob es Verbindungen zum internationalen Terrorismus gibt. Unterdessen steigt die Zahl der Toten.
Nach der verheerenden Anschlagsserie auf christliche Kirchen und Hotels am Ostersonntag in Sri Lanka sind die Motive für die Taten noch ungeklärt. Zwar gab es laut Polizei 24 Festnahmen, es bekannte sich jedoch zunächst niemand zu den Angriffen. Bei den Explosionen waren nach Polizeiangaben vom Montag mindestens 290 Menschen getötet worden, darunter auch mindestens 35 Ausländer aus mehreren Ländern. Auch unter den rund 450 Verletzten, die noch in Krankenhäusern behandelt wurden, waren 19 Ausländer. Die deutsche Botschaft in Sri Lanka steht nach Angaben von Außenminister Heiko Maas mit den lokalen Behörden in Kontakt und bemüht sich um Aufklärung, ob auch Deutsche betroffen sind.
Insgesamt gab es am Sonntag mindestens acht Detonationen, darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels. Die Explosionen in den Kirchen und Hotels geschahen fast zeitgleich. In den Kirchen fanden gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die meisten Opfer. Am Sonntagabend wurde in der Nähe des größten Flughafens der Insel, rund 30 Kilometer von Colombo entfernt, ein Sprengsatz gefunden und entschärft. Wie ein Forensiker des Verteidigungsministeriums Sri Lankas am Montag mitteilte, wurden die ersten sechs Anschläge auf Kirchen und Hotels von Selbstmordattentätern ausgeführt.
Verbindungen zum internationalen Terrorismus?
Wie Premierminister Ranil Wickremesinghe in einer Fernsehansprache sagte, stammten die Festgenommenen alle aus Sri Lanka. Er wolle aber im Ausland um Unterstützung bitten, um herauszufinden, ob die Angreifer Verbindungen zum internationalen Terrorismus hätten. "Wir werden nicht zulassen, dass der Terrorismus in Sri Lanka seinen Kopf erhebt. Alle Maßnahmen werden ergriffen, um den Terrorismus auszulöschen", sagte Wickremesinghe.
Auch lagen Sri Lankas Geheimdienst Hinweise auf einen möglichen Anschlag vor. Es müsse untersucht werden, warum keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen worden seien, sagte Wickremesinghe.
Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene machte Extremisten für die "terroristische Attacke" verantwortlich. Er verkündete eine landesweite Ausgangssperre, die bis zum frühen Montagmorgen galt. Zudem sperrte die Regierung nach seinen Angaben vorübergehend den Zugang zu sozialen Medien. Auch nach Ende der Sperre blieben die Schulen und Universitäten zunächst geschlossen.
Der südasiatische Inselstaat im Indischen Ozean mit seinen tropischen Stränden ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Deutsche und andere Europäer. Dort hatte es seit Jahren keinen größeren Anschlag gegeben. 2009 war ein 26 Jahre dauernder Bürgerkrieg zu Ende gegangen. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit der 20 Millionen Einwohner sind Buddhisten.
Entsetzen überall in der Welt
Die Anschlagsserie sorgte international für Entsetzen. Papst Franziskus gedachte der Opfer vor Zehntausenden Gläubigen in Rom. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "schockiert über die terroristischen Attacken auf Kirchen und Hotels an Ostersonntag, einem heiligen Tag für Christen überall auf der Welt". Staats- und Regierungschefs, darunter US-Präsident Donald Trump, Russlands Präsident Wladimir Putin, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilten die Angriffe scharf.
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Aus Solidarität mit Sri Lanka leuchtete das Rathaus von Tel Aviv in den Farben des Inselstaates. Der Eiffelturm in Paris wollte auf die traditionelle Nachtbeleuchtung verzichten, um der Opfer in Sri Lanka zu gedenken.
Das Auswärtige Amt aktualisierte kurz nach den Attacken seine Reisehinweise und bat Reisende, die Anschlagsorte weiträumig zu meiden, die lokalen Medien zu verfolgen, engen Kontakt zu Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften zu halten und Anweisungen von Sicherheitskräften Folge zu leisten.
- Nachrichtenagenturen dpa