Kreml-Chef redet sich in Rage Putin beschimpft vergifteten Spion als "Verräter" und "Dreckskerl"
Wer hat Sergei Skripal vergiftet? Moskau weist in dem Fall beharrlich jede Verantwortung von sich. Für Kreml-Chef Putin steht zugleich fest: Der Ex-Doppelagent war ein Feind.
Bislang hielt sich Russlands Staatschef Wladimir Putin mit Äußerungen im Fall Sergei Skripal zurück. Nun aber beschimpfte der Kreml-Chef den ehemaligen Doppelagenten als "Vaterlandsverräter" und "Dreckskerl". "Einige glauben, Herr Skripal sei so etwas wie ein Menschenrechtsaktivist", sagte Putin in Moskau. "Er ist aber nur ein Dreckskerl, sonst nichts."
Der russische Präsident sprach auf einem Energieforum in Moskau über den Ex-Agenten, der im Frühjahr in Großbritannien bei einem Giftanschlag lebensgefährlich verletzt wurde. Skripal, der in Russland wegen Hochverrats verurteilt wurde, sei nach einer fünfjährigen Haftstrafe freigelassen worden und dann nach Großbritannien gegangen, sagte Putin. Dort habe er mit den westlichen Geheimdiensten zusammengearbeitet.
Die harschen Worte des Präsidenten lassen aufhorchen. Moskau weist in dem Fall jegliche Verantwortung zurück. Putin persönlich hatte sich Mitte September vor zwei verdächtige Russen gestellt, von denen London glaubt, dass sie Agenten seien und den Giftanschlag in Salisbury verübt haben. Es gäbe "nichts Außergewöhnliches und Kriminelles" an ihnen, hatte Putin erklärt. Es handle sich um Zivilisten, nicht um Militärangehörige.
Skripal und seine Tochter waren Anfang März im englischen Salisbury mit dem Nervengift Nowitschok in Kontakt gekommen und beinahe daran gestorben. Eine unbeteiligte Britin überlebte die Kontamination nicht. Die britischen Ermittler glauben, dass zwei russische Agenten unter Decknamen nach Salisbury gereist waren und den Giftanschlag auf die Skripals verübt haben.
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Das investigative Recherche-Netzwerk Bellingcat und das russische Portal The Insider wollen inzwischen die Identität von einem der beiden Verdächtigen zweifelsfrei ermittelt haben. Es soll sich demnach um den Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Anatoli Chepiga, handeln.
- AFP, dpa
- Eigene Recherchen