Wahlleiter erschossen Gewalt überschattet Präsidentschaftswahl in Mali
Ein erschossener Wahlleiter, hunderte Wahllokale, die nicht geöffnet haben. Die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen war von Gewalt geprägt.
Ungeachtet des verstärkten Einsatzes von Sicherheitskräften ist die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in Mali von Gewalt überschattet worden. Angreifer stürmten nach übereinstimmenden Angaben am Sonntagnachmittag ein Wahllokal im Norden des Landes und erschossen den dortigen Wahlleiter. Beobachtern zufolge blieben mehr als hundert Wahllokale aus Sicherheitsgründen geschlossen. Am Samstag vereitelten die Behörden des westafrikanischen Landes nach eigenen Angaben Anschläge in der Hauptstadt Bamako. Bereits die erste Wahlrunde war von Gewalt geprägt gewesen.
Als Favorit in der Stichwahl galt Amtsinhaber Ibrahim Boubacar Keita. Gegen ihn trat der frühere Finanzminister und heutige Oppositionsführer Soumaila Cissé an. Die Opposition hatte nach der ersten Wahlrunde Betrugsvorwürfe erhoben; das Oberste Gericht wies aber entsprechende Beschwerden ab. Laut amtlichem Wahlergebnis kam Keita im ersten Durchgang auf 41,7 Prozent, sein Konkurrent Cissé auf 17,8 Prozent der Stimmen.
Die Stichwahl fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Nach Angaben der Regierung sollten 36.000 Soldaten für Sicherheit sorgen, 6000 mehr als bei der ersten Wahlrunde. Am 29. Juli waren wegen gewaltsamer Zwischenfälle nach Behördenangaben mehr als 870 der insgesamt 23.000 Wahllokale geschlossen geblieben. Bei der Stichwahl blieben nach Angaben der Wahlbeobachtergruppe Pocim mehr als hundert Wahllokale geschlossen.
Bewaffnete nehmen Wahlunterlagen mit
Ein Anwohner sagte der Nachrichtenagentur AFP, im nördlichen Dorf Kiname hätten Bewaffnete alle Wahlunterlagen mitgenommen und sie angezündet. Wahlbeobachter des westafrikanischen Netzwerks Wanep sagten, in Toguerekotia in der Region Mopti habe es keine Abstimmung gegeben.
In Arkodia, 100 Kilometer südwestlich der Wüstenstadt Timbuktu, stürmten sechs Angreifer am Sonntagnachmittag ein Wahllokal. Die "Dschihadisten" hätten die Abstimmung "verboten" und alle Anwesenden "aufgefordert, die Hände hochzuhalten", sagte ein Kommunalpolitiker. Der Leiter des Wahllokals habe versucht zu fliehen. "Die Dschihadisten haben geschossen und ihn getötet." Vertreter der Sicherheitskräfte bestätigten den Vorfall.
Die Abstimmung endete um 18 Uhr, in vielen Wahllokalen begann die Auszählung. Das Ergebnis soll in vier bis fünf Tagen bekanntgegeben werden. Nach der ersten Runde hatten Cissé und weitere Oppositionskandidaten zahlreiche Beschwerden gegen das Wahlergebnis eingereicht, die vom Verfassungsgericht aber abgewiesen wurden. Die Opposition hatte Wahlbetrug, Verstöße gegen das Wahlrecht und andere Unregelmäßigkeiten geltend gemacht.
Amtsinhaber Keita warnte bei seiner Stimmabgabe in Bamako am Sonntagvormittag vor "inszeniertem Wahlbetrug". Zuvor hatte Cissés Partei der AFP gesagt, bereits vor Öffnung der Wahllokale seien Stimmzettel im Umlauf gewesen.
Sicherheitsbehörden sollen Anschläge vereitelt haben
Die beiden Kontrahenten waren bereits 2013 gegeneinander angetreten. Damals hatte der inzwischen 73-jährige Keita mit mehr als 77 Prozent der Stimmen gewonnen. Seine Kritiker werfen ihm vor, nicht für ein Ende der Gewalt im Land gesorgt zu haben.
Am Vorabend der Stichwahl teilten die malischen Sicherheitskräfte mit, sie hätten gezielte Anschläge vereitelt. Nach Angaben des Geheimdienstes wurden drei Mitglieder eines "Kommandos" festgenommen, das für das Wochenende Anschläge in der Hauptstadt Bamako geplant haben soll. Einzelheiten über genaue Ziele wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
Die Sicherheitslage in Mali ist trotz der Präsenz ausländischer Truppen äußerst fragil. In dem westafrikanischen Land kämpfen verschiedene Gruppierungen um Einfluss, darunter dschihadistische Rebellen, die 2012 den Norden des Landes unter ihre Kontrolle brachten.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hatte im Januar 2013 militärisch in den Konflikt eingegriffen. Damit wollte sie das Vorrücken von Islamisten und Tuareg-Rebellen vom Norden in den Süden des Landes stoppen und die geschwächten Regierungstruppen unterstützen. Die UNO hatte im selben Jahr eine Blauhelm-Mission nach Mali entsandt. Die Bundeswehr beteiligt sich mit mehr als tausend Soldaten an den Stabilisierungseinsätzen der UNO und der EU. Auch die französische Militärmission will für Stabilität sorgen.
- afp