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Blutiger Terroranschlag in Barcelona: "Das sind die Mörder"


"Das sind Mörder"
Barcelona versinkt in blutigem Terror

dpa, Carola Frentzen

Aktualisiert am 18.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Sanitäter versorgen verletzte Menschen.Vergrößern des Bildes
Sanitäter versorgen verletzte Menschen. (Quelle: Oriol Duran/AP/dpa-bilder)

Mitten in der Urlaubssaison trifft der Terror Spanien. Ein Lieferwagen rast im touristischen Herzstück Barcelonas, dem beliebten Las-Ramblas-Boulevard, in eine Menschenmenge. Mindestens 13 Menschen sind tot, darunter möglicherweise auch Deutsche. Dutzende sind teils schwer verletzt. Zwei Verdächtige werden nach kurzer Zeit gestellt. Der Attentäter aber ist flüchtig.
Die Ereignisse des Tages im Newsblog.

Der Schrecken nähert sich unerwartet um kurz nach 17.00 Uhr auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas. Viele Menschen schlendern bei sonnigem Sommerwetter an Geschäften und Restaurants vorbei, als plötzlich ein weißer Lieferwagen auf sie zurast. Laut Augenzeugen fährt ein Mann mit hoher Geschwindigkeit Zickzack auf die Leute zu. Anschließend flieht er. Der Täter hinterlässt eine Spur aus Blut und Tränen. Mindestens 13 Menschen sterben.

"Leute sind durch die Wucht des Aufpralls in alle Richtungen geschleudert worden", zitiert die Zeitung "El País" eine Augenzeugin. "Auch drei Fahrradfahrer wurden getroffen." Die Zeitung "La Vanguardia" schreibt: "Zum Zeitpunkt der Kollision waren die Ramblas voller Menschen, denn es ist gerade Hochsaison."

Ein französischer Tourist berichtet dem Sender BFMTV, er habe sich gerade noch vor dem Lieferwagen retten können, aber ein Passant direkt hinter ihm sei angefahren worden. "Als das Fahrzeug vorbei war, haben wir denen geholfen, die am Boden lagen", sagt der Mann.

Dann herrscht für Stunden totales Chaos. Ständig sind Sirenen zu hören, Rettungswagen eilen durch die Stadt. Die Polizei will aber lange nicht von "Terror" sprechen. Am Abend erklärt sie via Twitter, der Zwischenfall werde wie eine Terrorattacke behandelt – aber das Motiv sei unklar. Kurz vor 19.00 Uhr kommt dann die offizielle Bestätigung: Nach Nizza, Paris, Berlin und London ist auch Barcelona ins Visier von Extremisten gerückt.

Kurze Zeit später bekennt sich die IS-Terrormiliz zu dem Anschlag. Einer "der Soldaten des Islamischen Staates" habe die Tat ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen.

Die katalanische Regionalregierung offenbart am Abend die erschreckende Bilanz: Über ein Dutzend Menschen sind tot, fast 100 weitere liegen mit teils schwersten Verletzungen im Krankenhaus. Auch drei Deutsche sind möglicherweise unter den Toten, berichtet das ZDF. Das Auswärtige Amt teilt mit, ob deutsche Staatsangehörige betroffen sein könnten, sei noch nicht klar.

Das spanische Könighaus reagierte entsetzt: "Das sind Mörder, einfach Kriminelle, die uns nicht terrorisieren werden", schrieb der Palast auf Twitter.

Der deutsche Augenzeuge Albert Zeitler berichtet der Nachrichtenagentur dpa, die Polizei habe mit Bändern die Straße abgesperrt. Menschen seien in Panik umhergelaufen. "Eine Person lag verletzt oder tot, ich weiß es nicht, auf dem Boden", sagte Zeitler, der seit einiger Zeit in Barcelona lebt. In einer Querstraße zum Museum für zeitgenössische Kunst sei es wie in einer "Kriegszone" gewesen, erzählte Zeitler weiter. "Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zugerannt."

Umgehend sicherten Einsatzkräfte auch andere touristische Hotspots der Stadt, darunter die weltberühmte Basilika Sagrada Familia. Das Zentrum der Stadt sei kurz nach dem Anschlag völlig leer gewesen, berichteten Menschen in Barcelona. Vielen Bürgern stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Vor den Fernsehkameras brachen einige in Tränen aus.

Der Fahrer ist noch auf der Flucht. Zwei Männer, die am Abend gefasst wurden, hätten direkt mit dem Anschlag zu tun gehabt, saßen aber nicht am Steuer des Mordfahrzeugs, so die Polizei. Einer der beiden sei Marokkaner, identifiziert als Driss Oukabir, der andere stamme aus der spanischen Exklave Mellila in Nordafrika.

Auf Videos waren Menschen zu sehen, die in Panik flüchteten, während Polizei- und Krankenwagen zum Ort der Attacke rasten. Laden- und Barbesitzer schlossen Türen und Fenster und ließen die Rollläden herunter. Offenbar hatten viele verängstigte Passanten in umliegenden Gebäuden Schutz gesucht. Später wurden sie unter Polizeischutz hinausbegleitet.

Die Sicherheitskräfte sperrten das Gebiet weiträumig ab und forderten die Bevölkerung immer wieder eindringlich auf, den Ramblas fern zu bleiben. Die Krankenhäuser in der katalanischen Metropole riefen zu Blutspenden auf.

Zuletzt war Spanien vor mehr als 13 Jahren Opfer von islamistischem Terror geworden. Bei verheerenden Bombenattacken an Madrids Atocha-Bahnhof waren im März 2004 insgesamt 192 Menschen getötet und mehr als 2000 verletzt worden.




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