Fällt Al-Rakka bald? Syrische Rebellen stehen vor der IS-Hauptstadt
Nur noch wenige Kilometer trennen die Angreifer von der IS-Bastion. Den Extremisten bleibt nur noch ein einziger Fluchtweg nach Süden. Doch es wird damit gerechnet, dass sie sich mit den SDF einen blutigen Häuserkampf liefern werden.
Die von den USA unterstützten Rebellen der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) haben sich Aktivisten zufolge der IS-Hochburg Al-Rakka von Norden her bis auf drei Kilometer genähert. Sie stünden nach heftigen Kämpfen in den vergangenen 48 Stunden unmittelbar vor dem nördlichen Eingang in die De-facto-Hauptstadt der Terrormiliz Islamischer Staat, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Die Organisation postete ein Video von einer dort gehissten IS-Flagge.
Seit November haben die Kämpfer der SDF mit Unterstützung internationaler Kampfflugzeuge Dutzende Dörfer und Städte rund um Al-Rakka eingenommen. Mittlerweile haben sie die IS-Hochburg von Norden, Westen und Osten her eingekreist. Nur im Süden hätten die Extremisten einen Fluchtweg, obwohl das US-Bündnis auch dort zwei Brücken über den Euphrat zerbombt hat.
Auch von Osten her rückten die SDF-Kämpfer vor. Sie hätten dort am Rande des Viertels Maschlab einen Kontrollposten erobert, seien aber zunächst nicht weiter vorgedrungen, erklärte die Gruppe "Rakka wird leise geschlachtet", die Gräueltaten des IS dokumentiert. Sie und die Beobachtungsstelle berichteten auch von der Explosion einer Mine westlich von Al-Rakka, bei der drei Menschen ums Leben gekommen seien.
Eine Eroberung wird die IS-Miliz dramatisch schwächen
Beobachter gehen davon aus, dass es zu einem erbitterten Straßenkampf mit Sprengfallen und Scharfschützen kommen wird, sobald die SDF unter Führung der Kurdenmiliz YPG in Al-Rakka eindringen. Eine Eroberung der Stadt und auch die von Mossul im Irak würden den IS dramatisch schwächen.
In einer weiteren umkämpften Stadt, in Dair as-Saur im Osten Syriens, kamen mindestens 13 Menschen ums Leben. Die Extremisten des IS hätten dort von der Regierung gehaltene Viertel der Stadt bombardiert, berichteten die syrischen Staatsmedien und die Beobachtungsstelle. Die Granaten seien am Montagabend in den Vierteln Al-Dschura und Kussur eingeschlagen, hieß es. Der IS kontrolliert Teile von Dair as-Saur seit 2015 und belagert von Regierungstruppen gehaltene Viertel, in denen mehr als 90 000 Menschen leben.
An der syrischen Grenze zu Jordanien kam es derweil zu neuen Spannungen zwischen den USA und regierungstreuen Milizen. Ein US-Militärsprecher sagte, dass sich Hunderte Kämpfer dort einer Gegend genähert hätten, in der die USA Rebellen ausbilden, die sie im Bürgerkrieg unterstützen. Diese Region sei aber nach einer Vereinbarung mit Russland zur sicheren Zone erklärt worden, die Kämpfer seien mit abgeworfenen Flugblättern aufgefordert worden, diese zu verlassen, sagte der Sprecher. Vor weniger als zwei Wochen hatten die USA dort schon einmal iranische Milizen bombardiert, die solchen Warnungen nicht gefolgt waren.