"Sehr ungewöhnlicher Schritt" Großbritannien beginnt "Operation Temperer"
Die britische Regierung zieht Konsequenzen aus dem Anschlag von Manchester und stellt der Polizei Soldaten zur Seite. Das Anheben der Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe ist laut des Chefs der nationalen Anti-Terror-Polizei ein ungewöhnlicher Schritt.
Nach dem verheerenden Anschlag auf ein Popkonzert in Manchester mit mindestens 22 Todesopfern hat Großbritannien die Terrorwarnstufe auf das höchste Niveau angehoben. Das gab die britische Premierministerin Theresa May am späten Dienstagabend in London bekannt.
Die Sicherheitsbehörden halten damit ein unmittelbar bevorstehendes Attentat für möglich. Die Regierungschefin betonte mit Blick auf die bisherigen Ermittlungen, dass eine größere Gruppe von Personen hinter der Tat in Manchester stecken könnte. Diese Möglichkeit könne nicht ignoriert werden.
May kündigte an, das Militär werde die bewaffnete Polizei bei Wachaufgaben entlasten und so mehr Polizeistreifen ermöglichen. Auch bei Großereignissen wie Konzerten oder Sportveranstaltungen könnten Soldaten die Polizei unterstützen. Sie betonte, die militärischen Kräfte stünden dabei unter dem Kommando der Polizei.
Was bedeutet "Operation Temperer" für die Briten?
Wie May verkündete, ist durch das Inkrafttreten der höchsten Terrorwarnstufe nun erhöhte Polizei- und Militärpräsenz in den Großstädten zu rechnen. Laut eines BBC-Experten für innere Sicherheit könne das Anheben der Warnstufe mit Hinweisen auf weitere Terrorpläne zusammenhängen.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Der Chef der nationalen Anti-Terror-Polizei Mark Rowley, sagte zum Vorgehen von Premierministerin May, es sei ein "sehr ungewöhnlicher und seltener Schritt". Zudem rief er die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf: "Sollten sie etwas sehen, das ihnen Unbehagen bereitet, dass sich jemand verdächtig verhält, dann sagen sie uns Bescheid."
Laut der britischen Nachrichtenagentur PA hat die Regierung die höchste Sicherheitsstufe in den vergangenen knapp elf Jahren zwei Mal ausgerufen - im August 2006 und im Juni 2007. Die Stufe galt jeweils aber nur für wenige Tage.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat in einem Facebook Post zu Besonnenheit aufgerufen und Besuchern der Stadt, als auch den Einwohnern versichert, alles für deren Sicherheit zu tun. Außerdem versuchte er die Menschen in Großbritanniens Hauptstadt auf die neue Sicherheitslage vorzubereiten.
"Es werden zusätzliche Polizisten und bewaffnete Militäreinheiten auf Londons Straßen sein. Sie werden dafür sorgen, dass uns nichts geschieht und wir sicher sind", so Khan.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Jüngstes Opfer war acht Jahre alt
Das bislang jüngste Todesopfer der Attacke auf die Konzerthalle in Manchester war ein achtjähriges Mädchen. Mindestens 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser. Den Rettungskräften zufolge waren unter ihnen zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.
Etwa 60 weitere Opfer wurden rund um den Anschlagsort von Helfern versorgt, meldete die Zeitung "Manchester Evening News" unter Berufung auf Rettungskräfte. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Attacke für sich reklamiert. Eindeutige Belege dafür fehlen aber bislang.
Großbritannien war bereits mehrfach Ziel terroristischer Angriffe. Im Juli 2005 hatten vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und in einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, 700 wurden verletzt. Erst vor zwei Monaten traf eine Attacke die Hauptstadt erneut, als ein Mann ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke steuerte und danach einen Polizisten erstach.