Terror in Manchester Wenn das Popkonzert zur Todesfalle wird
Es ist ein Albtraumszenario: Tausende Teenager feiern in einer Konzerthalle ihr Pop-Idol und werden dabei zum Ziel eines Terroranschlags. Beim Auftritt von Ariana Grande in Manchester wird diese Schreckensvision Wirklichkeit.
Der verheerendste Terroranschlag in Großbritannien seit fast zwölf Jahren hat bei einem Popkonzert in Manchester mindestens 22 Menschen in den Tod gerissen. Etliche Konzertbesucher werden noch vermisst.
Bombe explodiert am Eingang der Arena
Am Eingang der "Manchester Arena" hatte ein mutmaßlich islamistischer Selbstmordattentäter am späten Montagabend eine Bombe gezündet. Die Terrormiliz IS behauptet, für den Anschlag verantwortlich zu sein.
59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige sind noch in Lebensgefahr. Mindestens etwa 60 weitere Opfer wurden rund um den Anschlagsort von Helfern versorgt, wie Medien berichten. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Bei der Terrorattacke starb auch ein achtjähriges Mädchen.
May verurteilt die Tat
Premierministerin Theresa May nannte die Tat besonders "abstoßend und abscheulich". In gut zwei Wochen wählen die Briten ein neues Parlament, der Wahlkampf wurde unterbrochen.
Der Attentäter habe am Ende eines Auftritts von Teenie-Star Ariana Grande einen selbstgebauten Sprengsatz hochgehen lassen, sagte May nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in London: "Er hat Zeit und Ort absichtlich so gewählt, um das größtmögliche Blutbad anzurichten." Den Rettungskräften zufolge waren unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.
Trump nennt Attentäter "bösartige Verlierer"
Laut IS konnte ein "Soldat" der Terrormiliz eine Bombe platzieren, Anhänger feierten dies in sozialen Netzwerken. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat: "So viele junge Menschen sind von bösartigen Verlierern ermordet worden", sagte er bei seinem Besuch in Bethlehem.
Die britische Polizei geht von einem Einzeltäter aus. "Am wichtigsten ist es, jetzt herauszufinden, ob er allein handelte oder als Teil eines Netzwerks", sagte Ermittler Ian Hopkins.
Täter wurde in Manchester geboren
Die Polizei identifizierte den Attentäter am Dienstagabend als einen 22-Jährigen namens Salman Abedi. Laut der Zeitung "Telegraph" wurde er 1994 in Manchester geboren. Seine Eltern, die noch zwei Söhne und eine Tochter haben, sollen Flüchtlinge aus Libyen sein.
Angeblich seien einige Familienmitglieder kürzlich nach Nordafrika zurückgekehrt. Nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA kam der Hinweis auf den Mann aus den USA.
Dramatische Szenen nach dem Konzert
Die Explosion in Manchester ereignete sich im Foyer der Konzerthalle, die bis zu 21.000 Besucher fasst. Zeugen berichteten von einem Knall im Eingangsbereich zwischen der Halle und dem Victoria-Bahnhof gegen 22.30 Uhr Ortszeit.
Laut Augenzeugen spielten sich dramatische Szenen ab. Besucher flüchteten in Panik, Opfer lagen blutüberströmt am Boden. "Ich sah ein kleines Mädchen (...), sie hatte keine Beine mehr", sagte ein Zeuge dem Sender Sky News. Auch Stunden nach dem Anschlag suchten Angehörige noch nach Vermissten.
Anwohner helfen Betroffenen
Popstar Grande war "am Boden zerstört". "Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte", schrieb die 23-Jährige auf Twitter. In Manchester boten Anwohner den Betroffenen Unterschlupf an; bei Twitter gab es dafür den Hashtag #roominmanchester. Im Etihad-Stadion, der Heimat des Fußballclubs Manchester City, wurde ein Notfallzentrum eingerichtet.
Queen Elizabeth II. erklärte, die ganze Nation stehe unter Schock. Der Anschlag löste weltweit Betroffenheit aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich entsetzt. "Es ist unbegreiflich, dass jemand ein fröhliches Popkonzert ausnutzt, um so vielen Menschen den Tod zu bringen oder ihnen schwere Verletzungen zuzufügen." Die Kanzlerin und und CSU-Chef Horst Seehofer sagten aus Mitgefühl mit den Terroropfern eine Wahlkampfveranstaltung in München ab.
Trotz des Brexits müssten die EU und Großbritannien enge Partner bleiben, meinte Merkel mit Blick auf den Anschlag: "Gerade an einem solchen Tag wie heute, an dem wir der Opfer von Manchester gedenken, wird uns das noch einmal deutlich, wie eng wir miteinander verbunden sind."