Terror-Experte zu Flüchtlingswelle "Der IS nutzt jeden Weg, um seine Leute rüber zu bringen"
Durch die Terroranschläge in Paris sind die Sorgen, dass mit der Flüchtlingswelle auch Terroristen nach Europa kommen könnten, neu entflammt. Im Gespräch mit t-online.de schließt der Islam- und Terrorismus-Experte Udo Steinbach diese Möglichkeit zwar nicht aus. Es komme aber darauf an, "wie genau die Behörden hinschauen".
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Zusätzlich angefeuert wird die Diskussion um vermeintliche Terroristen unter den Flüchtlingen durch jüngste Erkenntnisse der französischen Ermittler. So sollen die Fingerabdrücke von einem der Selbstmordattentäter am Stade de France mit denen eines Mannes übereinstimmen, der im Oktober in Griechenland als Flüchtling eingereist war.
"Findig und sehr gut organisiert"
"Natürlich kann man nicht ausschließen, dass der Islamische Staat versucht, über die Flüchtlingswelle seine Leute nach Europa zu schleusen", kommentiert Steinbach diesen Umstand. "Wir sehen ja, wie findig, wie sehr gut organisiert diese Leute sind und dass sie auch strategisch denken können."
Auf die Frage, ob der Islamische Staat (IS) nicht ganz andere Möglichkeiten hat, als seine Anhänger beispielsweise über die Balkanroute nach Europa zu schleusen, sagt Steinbach: "Der IS wird jeden Versuch unternehmen, um seine Leute rüber zu bringen. Er weiß natürlich auch, wie streng hier mittlerweile kontrolliert wird. Also wird er immer neue Schlupflöcher nutzen, um nach Europa zu kommen."
Generell gehe von IS-Rückkehrern wie aus Syrien eine große Bedrohung aus, so Steinbach. "Es gibt viele Leute, die offensichtlich nach Syrien gegangen sind, und die versuchen, hier wieder Fuß zu fassen." Gerade angesichts dessen müssten die Sicherheitsorgane umso wachsamer sein: "Viele dieser Leute sind den Behörden bekannt. Die Frage ist nur, wie genau sie hinschauen."
"Die Sensibilität ist da"
Zumindest dahingehend gibt sich der Experte aber zuversichtlich: "Die Sensibilität ist da. Auch durch die öffentliche Diskussion, die die Flüchtlingswelle in die Dimension des Terrors zu stellen versucht, werden die Behörden ein scharfes Auge darauf richten." So steige mit jedem neuen Attentat auch die Sensibilität der Sicherheitsorgane, "schwarze Schafe" schneller ausfindig zu machen, so Steinbach.
"Asylpolitik nicht an schwarzen Schafen festmachen"
Nichtsdestotrotz plädiert der Experte dafür, "streng zwischen der Flüchtlingsproblematik und Gefahren wie durch den IS zu unterscheiden": "Man darf nicht vergessen, dass die Flüchtlinge zu uns kommen, weil sie Schutz suchen. An einigen schwarzen Schafen dürfen wir unsere Asylpolitik nicht festmachen."