Israelischer Vergeltungsschlag Angriff auf den Iran: Das ist bekannt
Israelische Kampfjets fliegen Angriffe auf iranische Militäreinrichtungen. Was wissen wir und was nicht?
Israel hat am Samstag den lange erwarteten Vergeltungsschlag für einen iranischen Angriff am 1. Oktober durchgeführt. Aus Teheran wurden Explosionen gemeldet. Das ist der aktuelle Stand der Informationen:
Warum schlägt Israel zu?
Die iranischen Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, hatten am 1. Oktober rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nicht staatlicher Verbündeter wie der libanesischen Hisbollah-Miliz und der islamistischen Hamas richteten. Israel hatte daraufhin Vergeltung angekündigt. "Wie jedes andere souveräne Land der Welt hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht zu reagieren", erklärte das israelische Militär.
Wie verlief der Gegenschlag Israels?
Laut dem israelischen Militär griffen Kampfflugzeuge in der Nacht Anlagen zur Herstellung von Raketen in dem rund 1.500 Kilometer entfernten Iran an. Auch Boden-Luft-Raketenstellungen sowie weitere iranische Luftabwehrsysteme seien attackiert worden. Hunderte Kampfflugzeuge und Flugkörper waren laut israelischen Medien beteiligt. Iranische Medien meldeten zunächst "begrenzte Schäden" an Militärstützpunkten. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde die Luftabwehr unter anderem in der Hauptstadt Teheran und den Provinzen Chusestan sowie Ilam aktiviert. Genauere Informationen gab es zunächst nicht. Es gibt bislang auch keine Berichte über Opfer. Nach etwa fünf Stunden meldete die israelische Armee am Morgen die "Mission" für beendet.
Was wurde getroffen?
Laut dem israelischen Militär handelt es sich um "präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran". Der Angriff wird in den iranischen Medien heruntergespielt, er sei begrenzt. Es gibt bislang keine Berichte über Opfer. Laut der israelischen Zeitung "Haaretz" sind Militärbasen im Westiran das Ziel. Ein israelischer Beamter erklärte dem US-Sender NBC News, Israel greife keine Atomanlagen oder Ölfelder im Iran an. "Wir zielen auf Dinge, die uns in der Vergangenheit bedroht haben oder in der Zukunft bedrohen könnten", sagte ein Beamter dem Sender. Am frühen Morgen wurde über eine weitere Explosion im Stadtzentrum Teherans berichtet.
Auf der Grundlage nachrichtendienstlicher Erkenntnisse griffen laut Israels Militär IAF-Flugzeuge Einrichtungen zur Herstellung von Raketen an, die der Iran im letzten Jahr auf den Staat Israel abgefeuert hat. Diese Raketen stellten eine direkte und unmittelbare Bedrohung für die Bürger des Staates Israel dar. Gleichzeitig hatten die IDF Boden-Luft-Raketen-Anlagen und weitere iranische Luftabwehrsysteme im Visier, die Israels Operationsfreiheit aus der Luft im Iran einschränken sollten.
Ist der Verbündete USA beteiligt?
Laut US-Medien sind die amerikanischen Streitkräfte in der Region nicht an dem Angriff beteiligt. Israel habe aber den wichtigsten Verbündeten vorab informiert. Es sei aber nicht bekannt, wie weit im Voraus die USA wussten, dass der Angriff bevorstand. Auch die Frage, ob Israel die beabsichtigten Ziele weitergegeben habe, sei unklar. Das Kabinett hatte den Vergeltungsschlag israelischen Medienberichten zufolge kurz vor dem Angriff autorisiert.
Eine entsprechende Telefonkonferenz mit Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant habe am Freitagabend stattgefunden, berichtete die Zeitung "Haaretz". Die Minister seien in den vergangenen Tagen über den Rahmen des offensichtlichen Angriffsplans informiert worden, hieß es. Es habe auch ein Gespräch mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gegeben.
Wie ist die Lage in Israel?
Laut einem israelischen Armeesprecher gibt es derzeit keine besonderen Anweisungen des Zivilschutzes. Die defensiven und offensiven Fähigkeiten seien voll mobilisiert, erklärte das Militär. "Wir werden alles Notwendige tun, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen."
Was könnten die Folgen des Gegenschlags sein?
Irans Revolutionsgarden hatten in den vergangenen Tagen immer wieder betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen. Das iranische Militär arbeitete einem Medienbericht zufolge an mehreren möglichen Antwortszenarien. Sollten die israelischen Streitkräfte den Iran massiv angreifen und beispielsweise auch die Öl- und Nuklearanlagen des Landes ins Visier nehmen, werde die Reaktion heftig ausfallen, berichtete die US-Zeitung "The New York Times" unter Berufung auf vier iranische Beamte, darunter zwei Mitglieder der Revolutionsgarden. Lesen Sie hier mehr über ein mögliches Eskalationsszenario. Es könnte aber auch bei einem kleineren Gegenschlag der Mullahs bleiben, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Da sie vorgewarnt waren und nicht unmittelbar reagierten, scheinen die Machthaber in Teheran keine Eile zu haben.
Die USA stationierten erst vor wenigen Tagen eine Batterie des Raketenabwehrsystems THAAD in Israel. Bereits im vergangenen Jahr hatten die USA eine Batterie des THAAD-Systems in die Region verlegt.
- Nachrichtenagentur dpa